NaissanceE

Entwickler:         Limasse Five
Publisher:          Limasse Five
Genre:              Abenteuer, Indie
Multiplayer:        nein
Plattformen:        PC
Preis:              ca. 14,99 Euro
Offizielle Website: http://www.naissancee.com/

Eine Frage der Interpretation

Ausschweifende Dialoge, ein Erzähler, Quests, NPC’s … Nöö! All diese Dinge kennt NaissanceE nicht. Müsste man das Spiel mit einem Wort beschreiben, wäre minimalistisch vermutlich die beste Wahl. Doch fangen wir am Anfang an. Das Spiel beginnt mit den Worten „Lucy is lost“. Der Spieler schlüpft also in die Rolle einer weiblichen Protagonistin, was man auch der Stimme entnehmen kann, die man lediglich atmen hört. Sehen wird man Lucy gar nicht – in keiner Sekunde des Spiels.

Wer ist Lucy? Wie alt ist sie? Wie sieht sie aus? Wo ist sie? Auf diese und andere Fragen gibt es keine Antworten. Wer an NaissanceE Spaß haben möchte, sollte auf jeden Fall Vorstellungskraft und Fantasie mitbringen. Das Spiel selbst verzichtet darauf, euch an die Hand zu nehmen und Antworten zu liefern. Die Antworten auf eure Fragen liefert ihr euch selbst. Alles, was ihr während eures Abenteuers zu Gesicht bekommt, könnt ihr für euch selbst interpretieren.

Wer bereit ist, sich auf dieses extravagante Abenteuer einzulassen, wird zwangsläufig früher oder später eine Menge Fragen haben. Besonders die auffällige Spielumgebung dürfte neugierig machen. Was ist das für ein Ort, der aus lauter Würfeln und Quadern zu bestehen scheint? So groß und doch völlig verlassen. Oder war nie jemand da? Hier und dort gibt es Anzeichen dafür, dass tatsächlich jemand an diesem mysteriösen Ort wohnen könnte. Scheinbar beleuchtete Fenster, Orte die wie Quartiere aussehen, Umgebungen, die an ein Restaurant erinnern …naissance

Doch egal wie lange ihr spielt – niemand wird euch begegnen. Niemand, der euch an die Hand nimmt, den richtigen Weg zeigt und die bedrückende Einsamkeit durchbricht. Niemand der euch sagt, wo ihr euch befindet und warum. Oder doch? Ganz am Ende ist da dieses Ding … so etwas wie ein Endboss. Lebendig? Eine Kreatur? Mechanisch? Ein Alien? Auch hier überlässt es das Spiel euch, was ihr daraus macht.

Von dem Moment an, in dem das Spiel beginnt, bis hin zum Ende bahnt ihr euch einen Weg durch die einsame Welt des Spiels. Ein klassisches Ziel habt ihr dabei nicht vor Augen. Irgendwann ist das Spiel einfach zu Ende – ein Ende, welches ebenso außergewöhnlich ist, wie der Rest von NaissanceE. Die Protagonistin ist dabei nur mit einigen wenigen „Fähigkeiten“ ausgestattet. Ihr könnt rennen, dabei eure Atmung per Mausklick kontrollieren, springen und euch ducken. Besondere Fähigkeiten stehen nicht zur Verfügung. Auch ein HUD ist nicht vorhanden. Hilfsmittel, wie eine Taschenlampe oder eine Karte? Fehlanzeige.

NaissanceE ist schlicht und doch immer wieder atemberaubend. Obwohl die Spielwelt nur aus einfachsten Formen zusammengesetzt ist und auf optische Spielereien wie Verzierungen, Ornamente und eine große Farbpalette verzichtet, hat mich die Umgebung immer wieder in Erstaunen gebracht. Trotz der Schlichtheit gibt es so viele interessante Orte zu entdecken, dass Screenshot-Enthusiasten eine Menge Freude haben dürften. Das Spiel ist zwar mit rund fünf Spielstunden nicht übermäßig lang, dennoch habe ich es während meines Spieldurchgangs auf fast 300 Bilder geschafft.

Wie lang man für einen Spieldurchlauf benötigt, hängt hier sehr stark von der eigenen Spielweise und den eigenen Fähigkeiten ab. Da das Spiel einige Plattformer-Parts hat und hier und dort Timing sehr wichtig ist, kann es bei der benötigten Zeit starke Abweichungen geben. Wem solche Einlagen und Rätsel gut liegen, dürfte die fünf Stunden problemlos unterbieten. Wer sich hier schwerer tut, dürfte hingegen einige Stunden über diese Angabe kommen. Auch Neugier spielt eine gewisse Rolle. Ich selbst bin auf rund 10 Spielstunden gekommen, von denen einige meiner vorschnellen Spielweise zuzuschreiben sind und andere meiner Erkundungsfreude. Schließlich wollte ich jeden interessanten Anblick auf Bildern festhalten.naissance_01

Während ich NaissanceE gespielt habe, stellte sich eine Vielzahl von Emotionen und Gedanken ein. Manche Spielabschnitte sind ziemlich abgefahren und dazu mit bedrückender, teilweise fast schon schriller Musik untermalt, andere Parts haben einfach nur Erstaunen ausgelöst und wieder andere Parts führten zu WTF-Momenten. Etwa wenn man Minuten eine scheinbar endlose Treppe nach oben läuft und dabei die Frage aufkommt, ob man in einer Endlosschleife gefangen ist, oder die Treppe tatsächlich einfach  nur verdammt lang ist. Dabei wird es irgendwann so dunkel, dass man kaum noch Abgrund und Stufen auseinanderhalten kann.

Leider gehörte dann und wann auch Frust zu den Emotionen die aufkamen. Während einige Savepoints sehr großzügig gesetzt sind, fehlen an vielen Stellen Speicherpunkte. Gerade ein kniffliges Rätsel gelöst, oder eine schwierige Sprungeinlage geschafft? Yeah. Dumm nur, wenn man dann den im Spiel oft nicht sofort ersichtlichen Weg nicht auf Anhieb findet und stattdessen direkt in den Tod schlittert. Wäre ja gar nicht so schlimm … würde man nicht wieder VOR einer Passage stehen, die einen vorher sämtliche Nerven raubte. Mehr Speicherpunkte hätten dem Spiel definitiv gut getan.

Wer sich mit Sprungeinlagen, der dafür nötigen Präzision und Timing schwer tut, sollte auf jeden Fall eine große Portion Geduld mitbringen, wenn er trotzdem mit NaissanceE Spaß haben möchte. Für weniger geduldige Spieler kann das Spiel schnell in Frust ausarten und auch Genre-Neulinge sind hier nicht unbedingt gut beraten. Gerade in der zweiten Spielhälfte warten einige knifflige und teilweise langatmige Passagen auf den Spieler.

Mein Fazit:

NaissanceE ist ein interessantes und abwechslungsreiches Spiel, allerdings nicht jedermanns Sache. Wer hier Spaß haben möchte, sollte über etwas Fantasie und Vorstellungsvermögen verfügen, da das Spiel selbst keine Story hat und es am Spieler liegt, dass erlebte und gesehene zu interpretieren. Der Spieler läuft, rennt und springt durch eine mysteriöse und texturlose Welt, ohne dabei ein klassisches Ziel vor Augen zu haben. Wer sich auf dieses unkonventionelle Spielprinzip einlassen kann, kann einige unterhaltsame Stunden mit dem Spiel verbringen.

Voraussetzung ist allerdings Geschick bei Sprungeinlagen oder alternativ eine große Portion Geduld. Die Speicherpunkte sind stellenweise sehr rar gesät, was mit zunehmendem Fortschritt immer frustrierender werden kann – schließlich werden Rätsel und Sprungpassagen nicht einfacher.  Wer nun immer noch nicht abgeschreckt ist und ausgefallene, zum Teil abgedrehte Abenteuer mag, ist mit NaissanceE gut beraten. Immer wenn man meint, noch ausgefallener kann es nicht werden, legt NaissanceE noch eine Schippe drauf und versetzt den Spieler ins Staunen.

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Bildquelle: Limasse Five

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