… Pokémon Saphir-Edition und Kindheitserinnerungen

Nach vielen Jahren habe ich doch endlich wieder Pokémon raus gekramt und dazu meinen alten Game Boy Advance. In den letzten Jahren habe ich Handhelds sträflich vernachlässigt. Wenn überhaupt mobil, dann Smartphone oder Tablet. So richtig kann ich mich mit beiden Dingen allerdings nicht anfreunden. Ganz anders mein Advance. Ich kann so überhaupt nicht verstehen, warum ich Handhelds zunehmend aus den Augen verloren habe – irgendwie sind sie nämlich doch ganz cool.

Während mein alter Spieljunge so cool wie eh und je war, hab ich mich erstmal völlig vertrottelt angestellt. Scheint ganz so, als würde ich alt werden. Meiner Tochter zu Ehren benannte ich mein Startpokémon nach ihr, klingt ja auch ganz süß. Eine Kleinigkeit habe ich dabei natürlich glatt übersehen – das Vieh ist ein Er. Naja, sei’s drum, nun habe ich also ein männliches Pokémon mit Mädchennamen. Kann sicher nicht jeder von sich behaupten.

Meine alten Marotten habe ich bis heute nicht abgelegt, wie ich schnell feststellen musste. Den Großteil meiner Spielzeit verbringe ich mit so unspektakulären Dingen wie durch hohes Gras laufen und wilde Pokémon zu bekämpfen. Schließlich will Pokétrainerin von Welt auf alles vorbereitet sein, wozu auch starke, aufgelevelte Pokémon notwendig sind.

Erstaunlicherweise kam mir der Schwierigkeitsgrad nach so vielen Jahren höher vor als früher. In meiner Kindheit erschienen mir die Pokémon-Spiele durch die Bank weg viel zu einfach. Auch heute hat sich an dieser Meinung nicht viel geändert. Mein Spielfluss geriet dennoch immer wieder ins Stocken. Vermutlich werde ich tatsächlich alt und hatte deshalb immer wieder Probleme, den roten Faden zu finden. Arenaleiter besiegt, Auftrag erfüllt – wohin jetzt? Diese Frage konnte ich mir bisher nicht beantworten. Ich irre von Stadt zu Stadt und versuche herauszufinden, wo es eigentlich weitergeht.

Saphir ist das letzte Pokémon-Spiel, welches ich gekauft habe. Aus Zeitgründen wurde es seinerzeit nie zu Ende gespielt und so bin ich nun völlig planlos. Während ich die Spiele der ersten Generationen bis heute wie meine Westentasche kenne, muss ich mich in Saphir erst einfinden, was mir schwerer fällt, als es einst bei den ersten Spielen der Reihe der Fall war.

Trotz meiner gelegentlichen Wegfindungsprobleme macht mir das Spiel eine Menge Spaß und ich bin doch ein klein wenig erstaunt, wie viel sich von Rot / Blau bis Saphir / Rubin getan hat. Leider kann ich diverse Features nicht mehr nutzen. Bei jedem Start zeigt mir das Spiel an, dass die interne Batterie verbraucht sei – vermutlich der Altersschwäche zum Opfer gefallen. Schade eigentlich, da so in meinem Spiel nie die Nacht anbrechen wird – was auch das Einfangen diverser Kreaturen unmöglich macht. Im Internet habe ich zwar Tutorials gefunden, wie ich mein Problem relativ simpel lösen kann, sich trauen ist allerdings eine andere Sache.

Auch mit meinen 27 Jahren finde ich Pokémon noch saucool. Früher hat mir die Franchise so manches Mal Ärger eingehandelt, wenn ich auf der Schulbank mit meinem Game Boy hockte und meinen Pokédex vervollständigte – mitten im Unterricht. Schließlich war ich schon in jüngeren Jahren ein echtes Gamergirl. Heute kann ich auf diese Art niemanden mehr belästigen – gelte höchstens plötzlich als verschollen, wenn ich irgendwo in einer stillen Ecke auf meinen Handheld schaue und gespannt darauf warte, dass sich ein wildes Pokémon im hohen Gras zeigt.

Die ganz große Sammelleidenschaft ist mir inzwischen allerdings abhanden gekommen, was wohl nicht zuletzt daran liegt, dass ich das Gegenstück – also Rubin – ohnehin nicht habe und längst keinen Plan mehr habe, wo überhaupt mein Linkkabel ist. Das Ganze geht sogar so weit, dass ich gar keinen Plan habe, ob das Ding überhaupt Linkkabel heißt, oder ich den tatsächlichen Namen längst vergessen habe. Ob es nun Linkkabel oder Weiß-der-Geier-wie-es-heißt-Kabel heißt – meinen Pokédex bekäme ich in jedem Fall nicht voll. Spaß macht es trotzdem. So viel Spaß, dass auf meinem Weihnachtswunschzettel ganz oben ein Nintendo 2DS steht und Pokémon X. Irgendwie schwer vorstellbar, wenn man bedenkt, dass ich in den letzten Jahren ziemliche Mühe hatte, meinen Wunschzettel überhaupt zu füllen. Wenn ich auf ein halbes Dutzend Einträge komme, ist das verdammt viel – und nur dank Spendenwünschen überhaupt möglich.

Bedauerlicherweise wird Pokémon so oder so nie mehr sein, was es einst für mich war. Mit der Reihe verbinde ich eine ganze Menge toller Kindheitserinnerungen. Obwohl ich mich mit meinem Bruder oft zankte und wir uns öfter wortwörtlich in den Haaren lagen – ich musste büschelweise davon einbüßen … – hat uns Pokémon jahrelang verbunden. Ok, dann und wann wurden heimlich Spiele „geliehen“ und mit wütendem Protest zurückgefordert … aber meist waren wir ein Herz und eine Seele, wenn es um Pokémon ging. Jeder von uns hatte damals einen Game Boy und die aktuellen Pokémon-Spiele natürlich auch. Die „Mädchen“-Editionen ich, die anderen mein Bruder und so haben wir fleißig getauscht und den Pokédex auf 151 gebracht – ja, damals war die Zahl der Kreaturen tatsächlich noch so „gering“ und überschaubar.

Eine wunderschöne Zeit, an die ich mich sehr gern zurück erinnere. Auch das Spiel mit echten Karten, den Trading Cards, war einfach nur toll. Ob sich mein Weihnachtswunsch nun erfüllen mag oder nicht – die Zeit von damals kommt in dieser Form nie wieder. Geblieben sind tolle Erinnerungen und mein Bruderherz, den ich lieb habe und der mir heute keine Haare mehr vom Kopf zieht. Im Gegenzug habe ich den fiesen Spitznamen den ich immer für ihn hatte begraben.

PS: Nintendo ist ja auch ganz schön böse gewesen – nur ein Spielstand. Kein Wunder, wenn man sich gegenseitig Spiele „leiht“ um mal zu gucken, wie das Gegenstück der eigenen Edition so ist.

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