Contrast

Entwickler:         Compulsion Games
Publisher:          Focus Home Interactive
Genre:              Plattformer, Puzzle
Multiplayer:        nein
Plattformen:        PC, PlayStation 3, PlayStation 4, Xbox 360
Preis:              ca. 14,99 Euro
Offizielle Website: http://www.contrast-thegame.com/

Licht und Schatten

In Contrast schickt euch Entwickler Compulsion Games auf ein Abenteuer voller Licht und Schatten. Ihr begleitet das junge Mädchen Didi und ihre mysteriöse Freundin Dawn auf einen Ausflug durch eine Stadt der 20er Jahre und löst das Geheimnis hinter den schwierigen Familienverhältnissen von Didi. Das neunjährige Mädchen hat eine ganz eigene Sicht der Dinge und versucht die komplexe Erwachsenenwelt zu verstehen. Die Erwachsenenwelt dreht sich für die kleine Didi um ihre Mutter Kat, die als Sängerin im Ghost Note auftritt, ihren Vater Johnny, der ein Träumer ist, aber dabei stets auf die Nase fällt und so immer wieder in Schwierigkeiten gerät und Vincenzo, der als der Große Vincenzo die Menschen mit seinen Shows verblüfft, in denen er gekonnt mit Licht und Schatten spielt.

Der Spieler selbst schlüpft in die Rolle von Dawn. Sie ist die unsichtbare Freundin von Didi, die sich sowohl in der Welt von Didi, als auch in der Schattenwelt bewegen kann. Genau diese Tatsache ist auch einer der Punkte, die das Spiel so interessant machen. Um die Rätsel in dem Plattformer-Puzzle-Mix zu lösen, muss man regelmäßig zwischen der 3D-Welt und der 2D-Schattenwelt wechseln.contrast_04

Leider ist genau dieser Wechsel auch einer der größten Schwachpunkte des Spiels. An einigen Stellen des Spiels ist es mir passiert, dass ich mit Dawn in Wänden feststecken blieb, oder mich im Schatten verfing, den ich unglücklicherweise just dann nicht mehr verlassen konnte. Alles, was in diesem Fall übrig bleibt, ist sich zum letzten Kontrollpunkt zurücksetzen zu lassen. Da das Spiel mit rund fünf Spielstunden relativ kurz ausfällt, blieb der ganz große Frustmoment bei mir aus. Obwohl die Speicherpunkte für meinen Geschmack etwas zu rar gesät sind, ist der Verlust verkraftbar. Die größte Schwierigkeit im Spiel liegt darin, die Lösung eines Rätsels zu finden. Ist einem dies gelungen, lassen sich verlorene Passagen in kurzer Zeit wiederholen. Ein fader Beigeschmack bleibt dennoch. Gerade weniger frustresistente Spieler verlieren durch solche doch sehr groben Schnitzer schnell die Lust am sonst tollem Spiel.

Die größte Stärke von Contrast liegt meiner Meinung nach bei Charakteren und Geschichte. Die Story kann durch alle drei Akte hindurch überzeugen und reißt einen mit. Mit Didi haben die Entwickler einen Kindercharakter geschaffen, der schafft, was nur wenige schaffen. Sie wirkt authentisch, echt, nervt nicht wie so viele andere Kindercharaktere und sie weiß das Herz des Spielers zu erobern – und all dass, ohne das die Entwickler ständig auf die Tränendrüse drücken müssen. Didi ist keines dieser weinerlichen Kinder, die man am liebsten aus dem Script streichen möchte, da ihnen scheinbar jeglicher Tiefgang fehlt und man sie alle fünf Meter an die Hand nehmen muss.

Generell hat Compulsion Games einige sehr interessante Figuren erschaffen und eine dunkle, geheimnisvolle Geschichte darum herum gesponnen. Da man bei der Wahl der Synchronsprecher ein ausgesprochen gutes Händchen bewiesen hat, kommen die Charaktere des Spiels noch besser zur Geltung, die hervorragend in das düstere 1920er-Setting passen. Unterstrichen wird das Ganze durch einen jazzlastigen Soundtrack, der nicht zuletzt dank Laura Ellis glänzt, die auch Kat ihre Stimme leiht.

Es ist direkt schade, dass die Spielzeit von Contrast nur rund fünf Stunden beträgt. Je nachdem wie geschickt ihr euch bei der Lösung der Puzzles anstellt, kommt ihr auf ein paar Stunden mehr – oder sogar weniger. Gerade das Ende ist noch einmal toll inszeniert, lässt aber dennoch einige Fragen offen. Diese Tatsache ist gerade deshalb so bedauerlich, weil die Entwickler laut eigener Aussage keine Erweiterungen planen und auch ein Nachfolger nicht sehr wahrscheinlich scheint, da die Macher das Spiel als abgeschlossen betrachten. Gern hätte ich noch viel mehr über die hervorragend gestalteten Charaktere und die zwei Welten des Spiels erfahren.

contrast_03Ein weiterer Pluspunkt des Spiels ist die Zusammenarbeit zwischen Dawn und Didi. Während sich Didi nur in der normalen Welt bewegen kann, kann Dawn auch zum Schatten werden und hat so andere Möglichkeiten. Obwohl sie dank dieser Fähigkeit scheinbar überlegen ist, kommt auch Didi immer wieder zum Tragen – etwa indem sie Objekte so platziert, dass für Dawn ein Schatten entsteht. Zudem hat das kleine Mädchen ein außerordentlich gutes Geschick im Umgang mit Technik, sodass sie Dinge reparieren kann, die Dawn dann zum Laufen bringt, indem sie eingesammelte Leuchtkugeln verwendet. Das Zusammenspiel der beiden erinnert ein wenig an Booker und Elizabeth in BioShock Infinite.

Leider gehen die Entwickler gerade zu Beginn des Spiels noch sehr zaghaft mit diesen Möglichkeiten um und die ersten Rätsel sind ein wenig zu simpel. Erst in der zweiten Spielhälfte werden Puzzle-Fans so richtig gefordert. Gerade wenn ihr ein paar knifflige Aufgaben gelöst habt, flimmert schon der Abspann des Spiels über den Bildschirm. Auch ein wenig mehr Vielseitigkeit wäre bei den Aufgaben wünschenswert gewesen. Hat man erst einmal herausgefunden, wie man Licht und Schatten für sich geschickt nutzen kann, sind viele Puzzles schnell gelöst.

Mein Fazit:

Contrast ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Abenteuer voller Licht und Schatten. Das düstere Setting, die tollen Charaktere, die geheimnisvolle Story und der gelungene Soundtrack wissen den Spieler zu begeistern, während das Gameplay einen guten und innovativen Ansatz aufweist, sich selbst aber häufiger im Weg steht. Die Puzzles fallen oft zu schlicht aus und teilweise gravierende Bugs können euch im schlimmsten Fall festsetzen, sodass ihr den letzten Speicherpunkt erneut laden müsst. Da die Spielzeit mit rund fünf Spielstunden relativ kurz ausfällt, kann man diese Tatsache mit ein wenig Frustresistenz gut verkraften. Dennoch trüben die Fehler den Gesamteindruck.

Contrast ist wie ein ungeschliffener Diamant. Wunderschön, aber doch ein ganzes Stück von perfekt entfernt. Bleibt zu hoffen, dass die Entwickler mit einem Patch die noch vorhandenen Fehler ausmerzen, was die Qualität des Spiels noch einmal deutlich erhöhen würde. Nichtsdestotrotz hatte ich mit Contrast fünf fesselnde Stunden, die ich nicht missen möchte. Dank seiner guten Story und den überzeugenden Charakteren bleibt das Spiel nachhaltig in Erinnerung.

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Getestet wurde die PC-Version des Spiels.

Bildquelle: Compulsion Games

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