Entwickler: Dontnod Entertainment Publisher: Square Enix Genre: Adventure Plattformen: PC, PlayStation 3, PlayStation 4, Xbox 360, Xbox One Preis: ca 4,99 Euro oder 19,99 für den Season Pass Offizielle Website: http://lifeisstrange.com
Alles auf Anfang
Nach dem umstrittenen Remember Me hat sich Dontnod Entertainment nun an einem Spiel im Episodenformat versucht und Life Is Strange Episode 1: Chrysalis veröffentlicht. Während Remember Me bis heute an mir vorübergegangen ist, bin ich auf Life Is Strange bereits aufmerksam geworden, als das Spiel angekündigt wurde. Die wenigen Screenshots sahen gut aus und die knapp bemessenen Infos machten neugierig auf mehr. Also habe auch ich mich voller Spannung und Erwartungen aufgemacht und das Abenteuer erkundet. Gähnende Langeweile oder ein aufregendes Erlebnis? Diese Frage möchte ich in den folgenden Absätzen beantworten.
In Life Is Strange dürft ihr in die Rolle der Fotografie-Studentin Max schlüpfen. Diese hat zwar ein natürliches Talent für die Fotografie, lässt dafür allerdings im Studium Fleiß und Motivation vermissen. Max wirkt ziemlich zerstreut und hat mit ihren Mitstudenten nur wenig am Hut. Eines Tages schreckt sie mitten im Unterricht aus einem Traum auf und vermasselt zu allem Überfluss auch noch den Rest der Unterrichtsstunde ganz gewaltig. Sie flüchtet sich auf die Mädchentoilette, wo sie unfreiwillig beobachtet, wie ein Mädchen erschossen wird. Wenig später sitzt sie erneut im Unterricht – sie ist in der Zeit zurückgegangen und erlebt das Ende der letzten Stunde noch einmal.
Rasch lernt sie die positiven Seiten ihrer mysteriösen Kraft kennen. Sie glänzt zur Abwechslung einmal im Unterricht und kann schließlich sogar die Schießerei auf der Mädchentoilette verhindern. Doch schnell wird Max auch damit konfrontiert, dass Änderungen an den Ereignissen teilweise gravierende Konsequenzen mit sich bringen. Einige davon bekommt sie unmittelbar zu spüren, etwa wenn sie jemanden verärgert. Mit dem so erlangten Wissen kann Max – wenn ihr möchtet – die Zeit zurückspulen und die Dinge ungeschehen machen. Doch oft ist es nicht so einfach, denn viele Entscheidungen zeigen erst später ihre Folgen. Dann jedoch ist es zu spät. Max kann zwar so oft wie sie möchte zurückspulen, allerdings nicht einfach nach Belieben. Wenn sie den Lauf der Dinge verändern möchte, muss sie zügig handeln. Irgendwann ist es nämlich auch ihr nicht mehr möglich, Einfluss auf die Zeit zu nehmen und die Geschichte ist geschrieben.
Auf den ersten Blick mag die mysteriöse Kraft der Studentin vielleicht übermächtig wirken und man fragt sich, ob man so nicht alles perfekt lösen kann. Doch tatsächlich gibt es sie nicht, die „perfekte“ Lösung. Schon jetzt frage ich mich unweigerlich, ob und welche Konsequenzen ich in den noch folgenden Episoden zu spüren bekommen werde, aufgrund des Weges den ich bisher gegangen bin. Einige meiner Handlungen schwirren immer wieder durch meinen Kopf. Habe ich das „Richtige“ getan, oder werde ich später noch bereuen, was ich in diesen und jenen Momenten getan habe? Was zunächst heldenhaft erscheint, könnte mir irgendwann noch mächtig Ärger einhandeln.
Life Is Strange Episode 1: Chrysalis bietet dem Spieler rund drei Stunden Spielzeit. Je nachdem wie ihr dabei vorgeht, könnt ihr auf diese Zeit noch etwas aufschlagen oder abziehen. So habt ihr etwa in der ersten Hälfte jede Menge Gelegenheit eure Mitstudenten kennenzulernen. Darüber hinaus gibt es etliche Interaktionsmöglichkeiten mit der Umgebung. Wie viel ihr davon mitnehmen möchtet, bleibt euch überlassen. Mir persönlich war der Einstieg ein wenig zu zäh, weshalb ich irgendwann angefangen habe, nicht mehr jedes einzelne Objekt genauer zu betrachten und nur die Dialoge alle geführt habe. Wer darauf nicht steht, kann natürlich bis auf die für die Story benötigten Gespräche alle ignorieren.
Nachdem es vom Uni-Gelände runtergeht, nimmt die Handlung schließlich deutlich an Fahrt auf. Life Is Strange Episode 1: Chrysalis war für mich keinesfalls Liebe auf den ersten Blick und ich habe mich zeitweise wirklich gefragt, ob da eigentlich noch etwas spannendes passiert. Letztlich hat sich das Durchhalten aber mehr als nur gelohnt. Unterm Strich war die erste Episode ein hervorragender und am Ende auch aufregender Auftakt, der meine Neugier erfolgreich geweckt hat. Glücklicherweise erscheint schon Mitte März die zweite Episode, auf die ich mich schon jetzt freue.
Die Feuerprobe hat Max in jedem Fall bestanden. Das Gameplay weiß zu gefallen, der gitarrenlastige Soundtrack ist gut auf das Spiel abgestimmt, optisch sieht es hübsch aus und Dialoge und Sprecher passen gut zu den Charakteren. Das Spiel verfügt jedoch nur über eine englische Sprachausgabe. Auch bei den Untertiteln steht neben Englisch lediglich Französisch zur Auswahl. Entsprechende Sprachkenntnisse sind also unbedingt empfehlenswert. Ein Experte der englischen Sprache müsst ihr jedoch nicht sein, da die Dialoge relativ schlicht gehalten sind. Schließlich spielt ihr ein 18-jähriges Mädchen und keinen Professor Doktor, der Vorträge über Quantenphysik hält. Mit guten Grundkenntnissen solltet ihr problemlos der Handlung folgen können.
Zu bemängeln gibt es hingegen nur wenig. Die Steuerung ist manchmal ein wenig zu träge für meinen Geschmack und der erste Part von Episode 1 braucht ein bisschen, um an Schwung zu gewinnen. Dafür baut sich der Spannungsbogen später so richtig auf. Trotz dieser kleinen Mängel fängt das Spielejahr 2015 mit Life Is Strange Episode 1: Chrysalis gut an. Letztlich ist dies nämlich Gejammer auf hohem Niveau. Rückblickend kann zumindest ich von mir behaupten, dass mich das Spiel sehr gut unterhalten hat und gleichzeitig meine Neugier geweckt wurde. Ginge es nach mir, könnte ich schon jetzt alle folgenden Episoden spielen – schließlich möchte ich unbedingt wissen, wie es weitergeht.
Mein Fazit:
Anfangs war ich ein wenig skeptisch, warum gefühlt jeder so von Life Is Strange Episode 1: Chrysalis schwärmt. Wo ich auch hinsehe – fast überall schneidet das Spiel gut ab. Inzwischen kann ich die Begeisterung allerdings verstehen und mich den vielen Fans guten Gewissens anschließen. Es braucht ein wenig, bis das Spiel so richtig an Fahrt gewinnt, doch dann entwickelt sich das Abenteuer mit Max zu einer interessanten, spannenden und zugleich mystischen Geschichte. Wie bei allen Spielen dieser Art gibt es auch hier nicht übermäßig viel Gameplay, doch Dontnod Entertainment hat hervorragende Arbeit geleistet. Ein paar kleine Rätsel hier, optionale Dialoge und Interaktionsmöglichkeiten mit der Umgebung dort und natürlich die Fähigkeit von Max in der Zeit zurückzugehen sorgen für Unterhaltung. So darf das noch junge Spielejahr gern weitergehen.
Die erste Episode gibt es einzeln für 4,99 Euro. Ein fairer Preis, für die zwei bis vier Stunden Spielzeit. Diese hängt davon ab, wie viele der optionalen Dialoge ihr mitnehmt, wie gründlich ihr eure Umgebung erforscht und wie oft ihr mit der Fähigkeit von Max spielt, die in der Zeit zurückgehen kann. Genau diese Möglichkeit trägt am Ende auch viel dazu bei, dass das Spiel so viel Spaß macht. Man kann zwar so oft wie man möchte zurückspulen und damit immer wieder Einfluss auf die Handlung nehmen, doch letztlich muss man auch mit den daraus resultierenden Konsequenzen leben. So stellt sich immer wieder die Frage, ob man nicht vielleicht hier und dort doch hätte anders vorgehen sollen. Dem Wiederspielwert kommt dies natürlich zugute.
Getestet wurde die PC-Fassung.
Das Spiel ist nur in Englisch (oder Alternativ mit franzöischen Untertiteln) verfügbar – bitte bedenkt diese Tatsache vor dem Kauf. Entsprechende Sprachkenntnisse sollten zumindest grundlegend vorhanden sein. Tiefgreifende Kenntnisse werden euch nicht abverlangt.