Entwickler: Deep Silver Volition Publisher: Deep Silver Genre: Action Plattformen: PC, PlayStation 3, PlayStation 4, Xbox 360 und Xbox One Preis: ca 19,99 Euro Offizielle Website: http://www.saintsrow.com/
Höllische Geburtstagsparty
Wenn die Saints Geburtstag feiern, kann dabei nicht viel Gutes herauskommen, oder? Ein mysteriöses Spiel endet damit, dass der Anführer der Saints verschwindet – entführt in die Hölle. Johnny Gat beschließt zu folgen, doch er ist nicht allein. Kinzie Kensington begleitet ihn, denn es ist ihr Geburtstag. Der Plan ist einfach: Dem Teufel ins Gesicht schießen. Damit wäre das Grundgerüst für Saints Row: Gat out of Hell auch schon fertig.
Klingt alles ein wenig komisch, abgedreht, verrückt und abgefahren? Ist es auch irgendwie. Volition setzt erneut auf die Grundzutaten der letzten Saints Row-Ableger und bleibt damit weit von den Wurzeln der Reihe entfernt. Saints Row: Gat out of Hell ist eine Standalone-Erweiterung zu Saints Row IV. Wer das Hauptspiel kennt, wird sich auch hier sofort zurechtfinden, denn spielerisch hat sich hier nicht wirklich etwas bewegt. Alles ist sofort vertraut und irgendwie fühlt man sich heimisch. Die Steuerung ist identisch, die Nebenaktivitäten ähneln sich oftmals und auch die Stadt wirkt vertraut. Leider sind auch die Schwächen geblieben, wie die mäßige Optik und die bescheidene KI.
Genau hieran dürften sich letztlich auch die Gemüter scheiden. Dem einen wird mehr vom Altbekannten reichen, andere dürften damit nicht glücklich werden. In welche Kategorie ihr fallt, müsst ihr für euch selbst entscheiden. Fandet ihr Saints Row IV mit seinem abgedrehten Humor klasse und habt kein Problem mit den Superkräften? Dann sollte euch auch ein Gat out of Hell unterhalten können. Wer hingegen schon Saints Row IV unerträglich fand, wird hier auch nicht glücklicher.
Im Grunde genommen ist es, als hättet ihr ein Kleid zweimal im Schrank hängen – allerdings in zwei verschiedenen Farben. Genauso verhält es sich nämlich auch mit Saints Row IV und Saints Row: Gat out of Hell. Nichtsdestotrotz habe ich jede Menge Spaß mit dem Spiel gehabt. Rund zehn Stunden habe ich benötigt, um die Story zu beenden und viele der Aktivitäten sowie Sidequests zu erledigen. Um auf die 100 Prozent zu kommen, dürften noch einmal ein paar Stunden dazukommen, mein Zähler steht allerdings schon jetzt bei über 70 Prozent und ich habe ziemlich gemütlich gespielt. Mehr als ein paar Abende werdet ihr also nicht füllen, wenn ihr nur einmal alles gesehen haben wollt.
Diese Abende sind dafür ziemlich lustig, abgefahren und natürlich wunderbar actionlastig. Da wäre zum Beispiel eine Musical-Nummer, mit Satan höchstpersönlich. Natürlich darf es Kinzie und Johnny in den Tiefen der Hölle nicht an Feuerkraft fehlen. Um die zu gewährleisten, steht den beiden Protagonisten ein teuflisches Waffenarsenal zur Verfügung. Mit dem könnt ihr bequem aus einem Sessel heraus schießen, explodierende Frösche in eure Gegner jagen – Knallfrösche im wahrsten Sinne des Wortes – und Heuschrecken auf eure Feinde loslassen. Damit wird Johnny endgültig zur Plage.
Auch zahlreiche Anspielungen dürfen nicht fehlen. Saints Row: Gat out of Hell nimmt alles Mögliche auf die Schippe und verzichtet natürlich nicht auf das ein oder andere Easter Egg. Leider ist die Story ziemlich mager, obwohl es ein paar ganz nette Höhepunkte gibt. Im Grunde genommen kann man die Geschichte aber in die Tonne hauen. Die Art, in der die Story erzählt wird, hat mir dafür gut gefallen. Ändert aber nix an ihrer Banalität. Wer auch immer die Story verzapft hat, dürfte damit nicht Mal einen Blumentopf gewinnen können.
Hier und dort hätte ich mir zudem ein wenig mehr vom Schwierigkeitsgrad erwartet – da das Spiel selbst allein ziemlich anspruchslos daherkam. Im Hauptspiel fand ich einige Aktivitäten selbst im Koop ziemlich happig, bei Saints Row: Gat out of Hell waren hingegen selbst die meisten schweren Herausforderungen ein Spaziergang. Auch ein wenig mehr Abwechslung hätte bei den Aktivitäten nicht geschadet. Die Nebenquests sind eher schwach auf der Brust – auch hier hat das Hauptspiel mehr hergemacht. Dafür gibt es wieder den altbewährten Koop-Modus, der auch hier für ein paar Abende mit guter Unterhaltung sorgt.
Was fehlt ist der gigantische (DLC-)Kleiderschrank, da ihr als Kinzie und Johnny spielt. Dementsprechend gibt es auch keine Charaktererstellung. Euer alter Ego taucht nur kurz in einigen Zwischensequenzen auf. Auch bei den fahrbaren Untersätzen gibt es deutlich weniger Auswahl und die Stadt ist vergleichsweise klein. Jedoch groß genug, um jede Menge Spaß in ihr zu haben.
Mein Fazit:
Saints Row: Gat out of Hell mag das Rad nicht neu erfunden haben, doch was sich bei Saints Row IV bewährt hat, funktioniert auch hier immer noch prima. Viel Neues dürft ihr von der Standalone-Erweiterung leider nicht erwarten, aber wer das Hauptspiel mag und gut mit dem abgedrehten Humor kann, wird auch Gat out of Hell mögen. Ein höllisches Abenteuer, teuflische Waffen, Kinzie und Johnny als spielbare Charaktere und natürlich eine Musical-Nummer – was will Saint mehr?
Wer auf Neuerungen steht, wird mit Saints Row: Gat out of Hell allerdings nicht glücklich werden. Dafür gleicht es zu sehr Saints Row IV. Für eine Erweiterung hat es gepasst, für einen Nachfolger sollten die Entwickler dann aber ein paar frische Ideen einbringen und das in die Jahre geratene Grafikgerüst überarbeiten. Optisch ist der Titel nämlich so schwach wie das Hauptspiel und weit weg von zeitgemäß. Auch die KI verdient ihren Namen nicht. Künstliche Dummheit wäre die viel treffendere Bezeichnung. Dafür stimmen die deutlich wichtigeren inneren Werte. Natürlich eignet sich Gat out of Hell auch wieder hervorragend für ein paar spaßige Stunden im Koop-Modus. Saints Row: Gat out of Hell ist kurzweilig, aber gut.
Getestet wurde die PC-Fassung.