Entwickler: Dontnod Entertainment Publisher: Square Enix Genre: Adventure Plattformen: PC, PlayStation 3, PlayStation 4, Xbox 360, Xbox One Preis: ca. 4,99 Euro oder 19,99 für den Season Pass Offizielle Website: http://lifeisstrange.com
Bittersüßer Abschied
Endlich ist es da – Life Is Strange Episode 5: Polarized. Im Vorfeld war die Spannung bei den Fans groß. Nach vier mitreißenden Episoden haben sich viele Spieler natürlich gefragt, wie das Abenteuer der Fotografie-Studentin Maxine Caulfield enden wird. Nachdem sich am Ende von Episode 4 die Ereignisse überschlugen, fieberte so mancher dem 20. Oktober entgegen. Ist Dontnod ein herausragendes Ende gelungen, oder kamen die Entwickler am Ende doch noch ins Stolpern? Ich habe mir Episode 5 ganz genau angesehen und möchte in diesem Review meine Erfahrungen mit euch teilen.
Eines möchte ich dabei gleich vorwegnehmen: Jeder wird den Abschluss von Life Is Strange nicht mögen. Während die Entwickler die Spieler in den vorherigen Episoden immer wieder Entscheidungen treffen lassen, ist Polarized deutlich linearer. Dafür erwartet euch im späteren Spielverlauf eine Entscheidung, die es in sich hat. So manches Auge dürfte feucht werden – einschließlich meiner. Life Is Strange Episode 5: Polarized war endlich wieder eines jener Spiele, welches mich zum Weinen gebracht hat. Mancher mag nun vielleicht müde lächeln … aber die Tränen sprechen für sich. Nur ein Spiel mit einem gewissen emotionalen Tiefgang löst Tränen aus.
Auffällig ist, dass Life Is Strange Episode 5: Polarized vergleichsweise streng einem roten Faden folgt. Während ihr in den vorherigen Episoden viele Gelegenheiten hattet mit der Zeit zu spielen, rückt die Fähigkeit von Max in Polarized etwas in den Hintergrund. Die Protagonistin macht zwar wieder einige Male Gebrauch davon, aber dieses Mal fast immer in einem vorgegeben Rahmen. Die Manipulation der Zeit dient meist nur noch dazu, die Handlung voranzutreiben. Selten dürft ihr Details verändern und so größeren Einfluss auf die Geschichte nehmen. Dontnod führt stattdessen die Fäden der vorherigen Teile zusammen und konfrontiert Max mit den vergangenen Ereignissen. Der Höhepunkt ist dabei ein düsteres Labyrinth, voll mit einzelnen Facetten der vergangenen Episoden. Dieser Teil der fünften Episode ist fast schon ein wenig creepy.
Nicht jeder wird sich damit anfreunden können. Vor allem die Tatsache, dass Dontnod den Spielern dieses Mal nur wenige Möglichkeiten für Handlungen lässt, dürfte einigen missfallen. Egal wie ihr euch in den vorherigen Episoden entschieden habt – die zwei Enden sind in Stein gemeißelt und lassen sich nur minimal beeinflussen. Genau dafür liebe ich das Spiel allerdings. Schon in vorherigen Episoden hat Dontnod teilweise schmerzlich zu verstehen gegeben, dass auch Super-Max Grenzen hat und manche Dinge nicht ändern kann. In Polarized wird diese Tatsache so deutlich wie noch nie hervorgehoben. Heraus kommt ein bittersüßes Ende und Hoffnung.
Hoffnung auf eine weitere Staffel Life Is Strange. Schon vor geraumer Zeit haben die Entwickler versichert, gern eine weitere Staffel machen zu wollen. Nach der erfolgreichen und wirklich gelungenen ersten Staffel kann man nur hoffen, dass Square Enix längst zugesagt hat.
Kompromisse
Fairerweise muss man auch sagen, dass es wohl sehr schwer gewesen wäre, am Ende alle Entscheidungen des Spielers einfließen zu lassen. Jede Geschichte braucht ein Ende, auf welches man auch in Life Is Strange letztlich keinen nennenswerten Einfluss ausüben kann. Alle fünf Episoden kosten im Paket 19,99 Euro. Für das Geld gibt es rund 18 unterhaltsame Spielstunden – je nachdem wie gern und viel ihr nebenher erkunden möchtet. Ein fairer Preis, für ein gelungenes Spiel, welches durchaus Wiederspielwert bietet. Es wäre doch etwas zu viel des Guten, hätte Dontnod Dutzende Enden gestaltet, um die vielen Entscheidungen zu berücksichtigen. Mit den zwei möglichen Enden hat man einen guten Kompromiss gefunden. Statt alle vorherigen Aktionen zu beachten, lässt euch das Spiel am Ende noch einmal euren Weg wählen und ignoriert dabei weitestgehend alle vorherigen Details. Erfreulicherweise knallt man dabei nicht einfach ein Happy End hin, sondern hinterlässt den Spieler mit einem ähnlichen Gefühl, wie man es auch am Ende jeder Life Is Strange-Episode hatte.
Leider hat das Spiel hier und dort ein paar technische Schwächen, die man ihm allerdings gern verzieht. Die Animationen wirken bisweilen sehr stumpf und die Texturen lassen hier und dort Schärfe vermissen. Sicher wäre die Atmosphäre noch besser rübergekommen, wenn das Spiel technisch etwas mehr hermachen würde. Trotzdem schmälern die Mängel das tolle Spielerlebnis nicht. Obwohl nicht jeder das Ende mag, wird Lifes Is Strange sicher einige Game of the Year Awards abräumen können. Absolut zurecht, daran besteht nun kein Zweifel mehr.
Mein Fazit:
Bravo Dontnod! Life Is Strange Episode 5: Polarized hat ein spannendes, sehr emotionales, aufwühlendes und packendes Abenteuer zu Ende gebracht. Während die Spieler in den vorherigen Teilen einige Entscheidungen treffen mussten, werden diese dieses Mal vor allem zu Zuhörern und Zuschauern. Und so nähert man sich langsam und gemächlich dem großen Finale, welches garantiert für viele feuchte Augen gesorgt hat und noch sorgen wird. Nicht zuletzt dadurch stellt das Spiel im Episodenformat sicher, sich noch lange in den Köpfen der Spieler einzubrennen. Keine Frage, Life Is Strange hat seine Ecken und Kanten. Aus technischer Sicht ist das Game sogar eher schwach. Aber es weckt Emotionen und berührt die Spieler.
Zu meinem Glück fehlt nun eigentlich nur eine Sache: Ich müsste selbst die Zeit manipulieren können, um in die Zukunft zu reisen. Dort erwartet uns hoffentlich eine zweite Staffel von Life Is Strange. Stoff gäbe es dafür sicher noch genug – nicht zuletzt, weil das Spiel einige offene Fragen im Raum stehen lässt. Bis dahin reise ich noch einmal zurück und genieße die sanften Klänge von „To All of You“, während ich das Abenteuer von Maxine Caulfield noch einmal beginne.
Getestet wurde die PC-Fassung.