Als vor über zehn Jahren Fable erschienen ist, war ich verzaubert. Das Spiel brachte frischen Wind in das Rollenspiel-Genre und konnte trotz einiger Kinderkrankheiten überzeugen. Peter Molyneux und Lionhead haben mit Fable den Grundstein für eine tolle Franchise gelegt. Als schließlich Fable 2 folgte, war ich längst ein Fable-Fan. Ich habe zig Stunden in Albion verbracht, immer wieder angefangen, mit Entscheidungen experimentiert und versucht herauszufinden, wie sich die Welt entwickeln kann. Es gab einiges zu entdecken und ich habe mich in Albion pudelwohl gefühlt.
Schließlich folgte irgendwann Fable 3, welches ich ebenfalls viel und gern gespielt habe. Selbst Jahre später hab ich das Ding wieder rausgekramt, um es im Koop noch einmal anzugehen. Ich hatte lange nach Release noch einmal viele spaßige Stunden mit dem Game. Was dann allerdings folgte, macht mich noch immer traurig. Der langsame aber doch stetige Absturz der Franchise.
Im März 2012 schlug eine Nachricht ein wie eine Bombe: Peter Molyneux verlässt Lionhead. Viele haben sich darüber gefreut, amüsiert, begeistert applaudiert und gejubelt. Der einst so gefeierte Peter Molyneux genießt seit Jahren einen eher schlechten Ruf. Man wirft ihm vor, er sei ein Schwätzer, würde nur wirres Zeug reden, Lügen auftischen und Tagträumen nachhängen. Als alter Hase schmerzt es mich immer, wenn ich lese, wie andere diesen Menschen beschimpfen. Ich bin alt genug, um erlebt zu haben, was Peter Molyneux für Games getan hat. Ich bin alt genug, um Spiele wie Black and White und Populous zu kennen.
Peter Molyneux kenne ich noch aus einer Zeit, in der man in Magazinen Interviews mit ihm druckte, ihn als Star feierte und er regelmäßig als Redner auftrat. Ich kenne ihn noch aus einer Zeit, in der er einen enormen Ruf hatte und von allen gefeiert wurde, weil er großartige Dinge geleistet hat. Natürlich kann auch ich nicht leugnen, dass er gern zu viel verspricht, ein sehr euphorischer Mann ist und öfter zurückrudern musste. Warum man aber so dermaßen auf ihn schimpft, wird mir immer ein Rätsel bleiben. Es scheint beinahe so, als habe jeder vergessen, was er alles geleistet hat.
Doch zurück zu Fable und Lionhead. Peter Molyneux ist also mit Ende der Entwicklung von Fable: The Journey gegangen. Das Spiel war gar nicht sooo uninteressant, trotzdem habe ich mich gefragt, ob es hätte sein müssen. Warum kein neues Rollenspiel, warum kein Fable 4? Dabei hatte ich zum Release die eher belanglosen Spiele Fable 2 Pub Games und Fable Heroes schon wieder beinahe vergessen. Mit diesen kleinen Minispielen konnte ich ganz gut leben, da sie immer nur im Vorfeld eines neuen großen Fable-Spiels erschienen sind. Wer wollte, konnte sich darüber ein paar Dinge wie Münzen erspielen. Naja, warum auch nicht? Damals ja eine relativ beliebte Sache – kleinere Games, als quasi Ergänzung zu großen Titeln.
Nach dem Release von Fable: The Journey habe ich auf ein neues „richtiges“ Fable gewartet und gehofft. Es sollte allerdings anders kommen. Microsoft hat Lionhead an Fable Legends gesetzt. Ein Online-Fable? Als das Spiel angekündigt wurde, war ich zunächst schockiert. Warum entfernt man sich so sehr von den Wurzeln? Bis zum Schluss konnte ich mit dem Spiel nicht richtig warmwerden, obwohl ich eigentlich ein Fable-Fan bin. Der Legends-Funke wollte einfach nicht bei mir zünden. Das Spiel fand ich nur mäßig interessant und es ist sehr fraglich, ob ich mir das je geholt hätte.
Trotzdem hat es mich im März sehr traurig gemacht, als Microsoft die Schließung von Lionhead Studios bekannt gab. Lionhead hat mich viele Jahre begleitet und mir viele Stunden Spielspaß beschert. Bis zum Schluss habe ich gehofft, man würde uns irgendwann ein Fable 4 bescheren. Trotz kleiner Macken mag ich die Franchise sehr.
Fable ist trotz Lionhead-Schließung nicht gestorben. Derzeit läuft bei Kickstarter eine Kampagne, um Fable Fortune zu finanzieren. Dennoch stellt sich auch hier wieder eine Frage: Warum? Warum ein Kartenspiel? Wo ist dort die Seele von Fable … von dem Fable, welches einst den Baustein für eine tolle Marke gelegt hatte? Jubelrufe kann die Kickstarter-Geschichte bei mir nicht auslösen. Ich wäre die erste, die via Kickstarter Geld für Fable rausrückt … wenn es sich denn um ein Rollenspiel handeln würde. Online? Ein Kartenspiel? Nee lass Mal. Schön war´s mit dir Fable, aber ich fürchte, unsere gemeinsame Zeit ist vorbei. Leider …
Versteht mich nicht falsch … ich gönne den ehemaligen Lionhead-Mitarbeitern Arbeit und hoffe sie gehen alle ihren Weg. Aber mir wäre es lieber, man verzichtet auf den Namen Fable und macht irgendein originelles, putziges und kleines Indiespiel, hinter dem nicht einfach nur irgendeine bekannte Franchise steht. So hat die ganze Sache leider einen fahlen Beigeschmack.