Fire Emblem if

Fire Emblem: Fates

Entwickler:         Intelligent Systems
Publisher:          Nintendo
Genre:              Taktik-Rollenspiel
Plattformen:        Nintendo 3DS
Preis:              ca. 44,99 Euro für Vermächtnis oder Herrschaft, ca. 19,99 Euro für Offenbarung 
Offizielle Website: https://www.nintendo.de/Spiele/Nintendo-3DS/Fire-Emblem-Fates-1026071.html

Fire Emblem für alle

Nintendo 3DS Spieler werden in diesem Jahr mit dem Release zahlreicher Games verwöhnt. Dabei kommen auch Fans von Rollenspielen voll auf ihre Kosten. Bravely Second: End Layer, Etrian Odyssey 2 Untold: The Fafnir Knight und Stella Glow haben die Messlatte bereits sehr hoch gelegt. Reiht sich Fire Emblem: Fates in die Riege guter 3DS-Rollenspiele ein?

Die Marke Fire Emblem stand bisher vor allem für schwer zugängliche und knackige Spiele, die keine Fehler verzeihen. Entsprechend überschaubar war auch die Zielgruppe. Mit Fates möchte die Reihe neue Wege einschlagen und für ein breiteres Publikum zugänglich werden, ohne dabei die alten Fans zu vergraulen. Ein schwieriger Spagat – der den Machern allerdings geglückt ist. Wer möchte, kann ganz klassisch ins Abenteuer ziehen. Sterben Einheiten im Kampf, sind diese dauerhaft verloren. Der neue Phönix-Modus ist das krasse Gegenteil davon. Verliert ihr eine Einheit, ist die im nächsten Zug wieder komplett geheilt auf dem Schlachtfeld. Natürlich bietet euch Fire Emblem: Fates auch einen Mittelweg.

Im Spiel gilt es allerdings noch mehr Entscheidungen zu treffen. Fire Emblem: Fates gibt es nämlich gleich in drei Versionen: Vermächtnis, Herrschaft und Offenbarung. Der rote Faden bleibt dabei gleich, allerdings erlebt ihr die Geschichte aus unterschiedlichen Blickwinkeln. In Vermächtnis ergreift ihr für das Königreich Hoshido Partei. Ihr seit ein Abkömmling der königlichen Familie dort, wurdet allerdings als Kind vom verfeindeten Königreich Nohr entführt. Die Hoshiden sind friedliebend.

Das Gegenstück ist Fire Emblem Fates: Herrschaft, in welchem ihr euch auf die Seite von Nohr schlagt. Obwohl euer Avatar in die hoshidische Königsfamilie hineingeboren wurde, sind die Königskinder von Nohr wie eine Familie. Könnt ihr gemeinsam einen Krieg verhindern? Besagter Avatar wird übrigens von euch erstellt. Dabei könnt ihr das Geschlecht bestimmen, aus verschiedenen Frisuren, Gesichtern, Haarfarben, Stimmen und Co. wählen.

Vermächtnis richtet sich in erster Linie an unerfahrene Spieler. Dort können ohne Beschränkungen Materialien und Geld gesammelt werden. Ihr könnt euch immer wieder Herausforderungen vom Spiel generieren lassen und so problemlos eure Einheiten leveln. In Herrschaft ist dies nur eingeschränkt und über Umwege möglich. Nichtsdestotrotz können Anfänger getrost zu beiden Versionen greifen, da es notfalls den Phönix-Modus gibt. Im Spielverlauf kann der Schwierigkeitsgrad zudem auch nach unten korrigiert werden. Dabei sollte allerdings bedacht werden, dass das nicht umgekehrt möglich ist.

Während die Rahmenhandlung bei Fire Emblem Fates: Vermächtnis und Fire Emblem Fates: Herrschaft annähernd gleich verläuft, gibt es bei den Charakteren einige Unterschiede. Beide Spiele bieten zahlreiche Figuren, die es im anderen nicht gibt. Nur in Offenbarung lassen sich annähernd alle Charaktere spielen. Für welche Seite ihr Partei ergreift, entscheidet ihr übrigens nach den ersten Kapiteln des Spiels, die sich nicht voneinander unterscheiden. Habt ihr diese einmal gemeistert, könnt ihr künftig übrigens direkt bei der Wahl einer Seite beginnen – mehrere Versionen vom Spiel vorausgesetzt.

Fire Emblem Fates Artwork

Taktischer Kampf in klassischer Manier und Liebeleien

Die Kämpfe sind in Fire Emblem: Fates natürlich sehr taktisch ausgelegt. Jede Einheit kann pro Runde einmal bewegt werden und eine Aktion ausführen. Dabei müsst ihr ganz klassisch auf Stärken und Schwächen, Positionen, Zustände, Fallen und Co. achten. Zwischen Vermächtnis und Herrschaft gibt es dabei beim Aufbau allerdings einige Unterschiede. Obwohl die Rahmenhandlung identisch ist, sind die Kämpfe unterschiedlich aufgebaut. In Vermächtnis müsst ihr meist nur den Boss oder alle Gegner besiegen. Anders sieht es in Herrschaft aus. Dort gibt es auf vielen Karten Spots, an denen immer wieder neue Gegner nachkommen. Daher gestalten sich die Missionen in Fire Emblem Fates: Herrschaft etwas anspruchsvoller und auch abwechslungsreicher.

Fans von taktischen Rollenspielen dürfen auch von Fates nicht erwarten, dass das Rad neu erfunden wird. Beim Kampfsystem verlässt sich das Spiel auf altbewährte Mechaniken. Warum auch nicht? Diese haben bisher prima funktioniert und tun es auch heute noch. Fans von SRPGs dürften ihre Freude haben.

Eine nicht zu verachtende Rolle spielen bei den Kämpfen übrigens auch die Beziehungen der einzelnen Charaktere. Wer mag, darf Amor spielen und kann seinen Avatar und auch andere Einheiten heiraten lassen. Je besser sich zwei Charaktere verstehen, desto bessere Boni gibt es im Kampf. Kämpfen in der Schlacht zwei Einheiten mit A-Rang nebeneinander, harmonieren die wesentlich besser als zwei Charaktere ohne jegliche Beziehung.

Beziehungen könnt ihr während und nach den Kämpfen pflegen. In den Kämpfen gewinnen Charaktere an Zuneigung, wenn sie miteinander kombiniert werden oder direkt nebeneinander positioniert sind. Allerdings müssen diese dafür auch zum Zug kommen und angreifen. Kombinieren und rumstehen genügt nicht. Habt ihr den Kampf gemeistert, könnt ihr eure Beziehung schließlich in Gesprächen vertiefen. Diese Dialoge verleihen den einzelnen Figuren mehr Tiefe, da man häufig etwas über ihre Beweggründe und Vorgeschichte erfährt. Darüber hinaus gibt es einige durchaus witzige und unterhaltsame Gespräche zwischen Charakteren. Es lohnt sich, nicht nur stumpf die Kämpfe abzuarbeiten, sondern auch zwischenmenschliche Beziehungen zu pflegen.

Gelegentlich muss man einige sehr alberne und weniger gelungene Konversationen hinnehmen. Insgesamt gehen die Gespräche aber in Ordnung. Viele Charaktere habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Zum Beispiel den nach Perfektion strebenden Subaki und die geheimnisvolle Nyx. Es gibt in jedem der drei Fates-Ableger ohnehin mehr als reichlich Figuren. Daher ist es gar nicht weiter schlimm, wenn ihr einige gar nicht leiden könnt. Jeder sollte ein paar Lieblinge finden – allein schon, weil alle Stereotypen bedient werden. Im Kampf könnt ihr nur einen Teil eurer Charaktere nutzen. Niemand ist gezwungen, unbedingt die zurückhaltende Sakura als Heilerin zu nutzen.

Wer ganz klassisch spielt, wird um das Feature Beziehungen auf lange Sicht nicht herumkommen. Verheiratet ihr zwei Personen, werden diese nämlich neue Einheiten hervorbringen – in Form von Kindern. Dieser Weg lohnt sich allerdings auch, wenn man nicht mit Permadeath spielt. Jedes Kind hat eine eigene Nebenquest, die eine kleine Geschichte erzählt.

Fire Emblem Fates Kaze Heirat

Schloss, Schlosskämpfe, Nebenquests und soziale Features

Ein weiter interessanter Aspekt von Fire Emblem: Fates ist das Schloss, welches ihr nach den ersten Missionen bekommt. In dem Areal sind zunächst nur wenige Gebäude. Im Laufe der Zeit erhaltet ihr Punkte, mit denen ihr neue Gebäude bauen könnt, oder bestehende aufwerten dürft. Die Bauten haben unterschiedliche Funktionen. Einige sind rein optischer Natur, andere lassen euch Waffen verstärken, in einem anderen könnt ihr Einheiten kaufen, während andere Boni in Schlosskämpfen bieten.

Schlosskämpfe könnt ihr entweder online ausfechten, oder aber gelegentlich während des Spielverlaufs. Nach einigen Missionen tauchen auf der Weltkarte sogenannte Belagerungskämpfe auf. Bei denen überfallen KI-Einheiten euer Schloss, welches ihr verteidigen müsst. Jeder Spieler erhält außerdem eine Schlossadresse. Diese könnt ihr mit euren Freunden teilen.

Neben den Schlosskämpfen gibt es dann und wann im Spielverlauf auch Nebenquests. Diese unterscheiden sich von den Herausforderungen, die ihr euch in Fire Emblem Fates: Vermächtnis und Fire Emblem Fates: Offenbarung generieren lassen könnt. Während die Herausforderungen lediglich reine Kämpfe sind, bieten Nebenmissionen immer auch eine kleine Story. So gibt es zum Beispiel früh im Spiel eine solche Mission, bei der ihr Mozu rekrutieren könnt.

Unterm Strich gibt es neben den Hauptmissionen wahnsinnig viel zu tun, eine Menge zu erleben und zahlreiche Möglichkeiten, Zeit im Spiel zu lassen. Der Großteil meiner Spielzeit entfällt inzwischen auf Beziehungspflege, Nebenquests und andere Spielereien. Es macht sehr viel Spaß, die einzelnen Charaktere miteinander kämpfen zu lassen und anschließend die Dialoge zu erkunden.

Fire Emblem Fates Kaze und Rinkah

Offenbarung

Fire Emblem Fates: Vermächtnis und Herrschaft haben mir viel Spaß gemacht. Die ganz große Überraschung war für mich aber ganz klar Fire Emblem Fates: Offenbarung. Während ihr in den beiden anderen Ablegern für Nohr oder Hoshido Partei ergreift, bleibt ihr bei Offenbarung neutral. Ihr versucht beide Königreiche zu einen – was allerdings auf wenig Gegenliebe stößt.

Im Vorfeld habe ich damit gerechnet, dass die Entwickler nur einen weiteren Blickwinkel präsentieren. Tatsächlich werden aber viele Fragen geklärt, die zuvor offenblieben. Auch die Handlung war sehr überraschend. Hier hat man von Anfang an einen anderen Weg eingeschlagen – über den ich an dieser Stelle aber nicht weiter reden möchte. Tut euch lieber den Gefallen und lasst euch selbst überraschen. Lohnt sich auf jeden Fall. Für mich ist Fire Emblem Fates: Offenbarung sogar der beste Teil. Natürlich dürft ihr kein gänzlich anderes Spiel erwarten. Gewisse Eckpfeiler bleiben selbstverständlich gleich.

Charaktertechnisch gibt es in Fire Emblem Fates: Offenbarung übrigens die größte Auswahl. Ihr könnt viele Figuren im Kampf einsetzen, die es sonst nur in Vermächtnis, oder Herrschaft gibt. Insgesamt ist die Auswahl wirklich riesig. Auch in der Burg wird es schnell sehr voll. Nicht nur weil sich dort reichlich Charaktere tummeln, sondern auch weil euch Gebäude beider Seiten zur Verfügung stehen. Mit der Zeit wird es fast schon schwierig, noch Platz für neue Bauwerke zu finden.

Darüber hinaus gleicht Offenbarung Vermächtnis. Ihr könnt via Auskundschaften unbegrenzt neue Herausforderungen spielen und kommt so auch an Gold und Ressourcen ohne Ende. Obwohl Fire Emblem Fates: Offenbarung quasi die wahre Geschichte erzählt und die meisten Charaktere bietet, solltet ihr zunächst eine der anderen Versionen gespielt haben. Umso größer ist dann auch der Aha-Effekt.

Fire Emblem Fates Offenbarung Kapitel 25 Boss

Kleine Macken, toller Soundtrack, gelungene Zwischensequenzen

Bei all dem Lob bleibt die Frage offen, ob Fire Emblem: Fates alles richtig macht, oder auch Macken hat. Gar keine Frage – die gibt es. Meckern kann man hier aber nur auf hohem Niveau. So finden sich zum Beispiel einige Rechtschreibfehler. Die kann man zwar verkraften, da es selten sehr grobe Schnitzer gibt, einigen werden diese aber mit Sicherheit auffallen.

In Sachen Dialogen und Charakterentwicklung hätte ich mir zudem noch etwas mehr Tiefe gewünscht. Wenn ihr beispielsweise euren Avatar mit Ryoma und Takumi anbandeln lasst, werdet ihr Ähnlichkeiten bemerken. An dieser Stelle wäre mir mehr Individualität lieb gewesen. Auch in Sachen Motivation wäre meiner Ansicht nach noch einiges an Luft nach oben. So schließen sich euch zig Getreue von adligen Charakteren an, weil sich eben diese Figur eurer Sache anschließt. Sicher ist diese Begründung schlüssig – auf Dauer wirkt es aber auch einfallslos. Generell wird es irgendwann beinahe schon nervig zu verfolgen, wie sich dem Avatar mehr und mehr Einheiten anschließen. Die Autoren haben sich in dieser Hinsicht leider nicht mit Ruhm bekleckert.

Auch in Sachen KI wäre mehr gegangen. Die fällt bisweilen eher in die Kategorie KD – Künstliche Dummheit. Mir ist beispielsweise schleierhaft, warum feindliche Einheiten bisweilen ausgerechnet jene Einheiten angreifen, denen sie deutlich unterlegen sind. Die eigenen Einheiten sind allerdings nicht besser. Schaltet einfach testweise auf Autokampf und ihr wisst sofort, wovon ich hier rede. Der Autokampf taugt nicht sehr viel und ich kann in den meisten Situationen nur davon abraten.

Ein strittiger Punkt ist auch die Zensur der westlichen Fassung. Ich persönlich kann auf Petting-Minispiele und Co. sehr gut verzichten – obwohl sie mich keineswegs gestört hätten. Nichtsdestotrotz möchte ich an dieser Stelle erwähnen, dass der Titel der typischen und bekannten Nintendo-Zensur zum Opfer gefallen ist. Ich würde mir von Nintendo für künftige Spiele mehr Mut wünschen, was derlei Dinge betrifft. In westlichen Titeln gibt es auch miteinander schlafende Charaktere, freizügige Figuren und andere Dinge … die nicht immer den Geschmack aller Spieler treffen.

Was mir hingegen sehr gut gefallen hat, ist die Inszenierung der Geschichte. Dann und wann setzt man auf Zwischensequenzen im Anime-Stil. Für mich gehören die zu den Höhepunkten des Spiels. Ein weiteres Highlight ist der Soundtrack. Dabei gefällt mir ein Aspekt besonders gut. Das Stück „Lost in Thoughts All Alone“ wird im Spiel immer wieder aufgegriffen. Ihr hört das Lied von Anfang bis Ende immer wieder. Mal nur ein Stück der Melodie, Mal einige Textzeilen. Dieses Einflechten des einen Stücks hat mich an eine Ouvertüre erinnert. Bravo dafür! Ein Lob muss ich darüber hinaus für die wahnsinnig umfangreichen Optionen des Spiels aussprechen. Ihr könnt wirklich sehr viele Dinge ganz nach Belieben einstellen. Davon können sich viele Spiele eine kräftige Scheibe abschneiden.

Fire Emblem Fates Onsen

Mein Fazit:

Mit Fire Emblem: Fates haben wir ein weiteres tolles Rollenspiel für den Nintendo 3DS bekommen. Nintendo-Fans werden in diesem Jahr wirklich verwöhnt – was mich persönlich sehr freut. Fates macht dabei fast alles richtig. Den Entwicklern gelingt der Spagat neue und alte Spieler unter einen Hut zu bekommen vorbildlich. Egal ob Anfänger oder Kenner der Reihe – jeder kommt auf seine Kosten und wird entsprechend gefordert.

Hier und dort hat man ein wenig Grund zum Meckern, aber unterm Strich überwiegt der Spielspaß eindeutig. Die Dialoge sind dann und wann zu ähnlich und bei der Motivation der Charaktere wäre mehr Vielfalt wünschenswert gewesen. Darüber hinaus hat die deutsche Lokalisation auffällig viele Rechtschreibfehler. Diese sind aber im Rahmen und oft eher banal. Vielen Spielern dürften die meisten dieser Fehler nicht einmal auffallen.

Die kleinen Macken kann man in Anbetracht der Gesamtqualität von Fire Emblem: Fates ohnehin gut verschmerzen. Egal ob Kampfsystem, Soundtrack oder die gelungenen Zwischensequenzen – am Ende passt fast alles. Mein persönlicher Höhepunkt ist dabei ganz eindeutig Fire Emblem Fates: Offenbarung. So sehr ich Herrschaft und Vermächtnis mag … Offenbarung hat mich wirklich überrascht. Im positivem Sinn- die Story hat mich absolut begeistert. So sehr, dass ich bereits zum zweiten Mal spiele. Man merkt Offenbarung sofort an, wie viel Herzblut die Entwickler investiert haben. Selbst bei den Karten hat man nicht einfach recycelt, sondern neue Ideen umgesetzt. Für mich war der Kauf der Fire Emblem: Fates Limited Edition definitiv eine der besten Investitionen in diesem Jahr.

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