Rückgabe auch nach 50 Spielstunden
Wer sich bei Steam ein Spiel holt, kann dieses unter Umständen zurückgeben. Vorausgesetzt es wurde nicht länger als zwei Stunden gespielt, kann man einen entsprechenden Antrag stellen. Auch bei GOG, Sony und Co. sind Rückgaben unter Umständen möglich. Ein solches Refund-Programm ist durchaus nett. Allerdings sollte es auch Grenzen geben. Derzeit sorgt No Man´s Sky für Schlagzeilen, weil einige Spieler den Titel trotz dutzender Spielstunden zurückgeben durften. In Ordnung? Nein, absolut nicht.
Wenn diese Praxis Schule macht, leiden am Ende viele Spiele darunter. Dabei denke ich vor allem an Indiespiele. Ein AAA-Titel kann solche Praktiken unter Umständen zumindest noch eingeschränkt verkraften. Anderen Titeln würde so etwas wohl das Genick brechen. Schön ist so etwas aber für keinen!
Dabei stellt sich mir aber vor allem die Frage, warum man etwas nach so langer Spielzeit noch zurückgeben darf? Ich habe selbst schon viele Stunden in No Man´s Sky verbracht und kann mit Sicherheit sagen, man kann auch nach weniger als zig Spielstunden entscheiden, ob einem die Art des Spiels gefällt – oder eben nicht. Wenn ich in einem Restaurant ein Steak zurückgehen lasse, esse ich ja auch nicht erst das Ding zu großen Teilen auf, sondern mache meinem Unmut nach wenigen Bissen klar. Auch ein gekauftes Kleidungsstück trage ich nicht erst wochenlang und verschleiße es vielleicht sogar, ehe ich damit zum Händler zurückkehre.
Warum aber dürfen Spieler selbst nach 50 Spielstunden noch ein No Man´s Sky zurückgeben, weil es ihnen dann doch nicht gefällt? Die Refund-Politik sollte und muss Grenzen kennen. Es ist dem Entwickler und Publisher gegenüber schlicht nicht fair, nach so langer Zeit noch Geld zurückerstattet zu bekommen.
Ich kann jeden verstehen, der das Spiel nicht mag. Man sollte aber die Refund-Möglichkeit nicht auf die Spitze treiben. Überhaupt verstehe ich nicht, warum jemand erst zig Stunden in einem Spiel versenkt, es dann aber angeblich nicht mag? Vielleicht ist meine Freizeit einfach mit den Kids nur zu knapp, aber ich würde nicht 50 Stunden in ein Spiel investieren, wenn es mir überhaupt nicht zusagt. Wenn mich ein Spiel hingegen 50 Stunden gut unterhalten hat, käme ich gar nicht erst auf die Idee, warum auch immer dann doch mein Geld zurück zu wollen.
Grenzen setzen
Natürlich macht die Refund-Politik gerade bei PC-Spielen durchaus Sinn. Manchmal läuft ein Spiel trotz der erfüllten Systemanforderungen schlicht nicht auf einem Rechner. Umso ärgerlicher, wenn man es dann nicht zurückgeben kann. Aber wegen Nichtgefallen sollten Spiele nicht mehr nach zig Stunden zurückgegeben werden. Meiner Meinung nach sollen Spieler stattdessen lernen, in wenigen Stunden einzuschätzen, ob sie ein Produkt behalten möchten, oder eben nicht. Natürlich braucht es auch nicht übermäßig lange, um zu wissen, ob ein Spiel auf dem eigenen PC läuft oder eben nicht.
Ich finde die Refund-Möglichkeit von Steam und Co. generell in ihrer jetzigen Form schwierig. Manche Spieler kaufen bewusst kurze Spiele bei Steam und geben diese dann zurück. Das ganze System gehört überarbeitet. Meinetwegen sollen Spiele bis zu einem gewissen Punkt spielbar sein, damit die Leute sich ein Bild davon machen können. Irgendwo muss und sollte aber Schluss sein. Es tut kleinen Projekten nicht unbedingt gut, wenn Entwickler anfangen Spiele bewusst länger als zwei Stunden zu machen, auch wenn sie dann künstlich gestreckt werden. Manche Dinge sind einfach in weniger als zwei Stunden durch und trotzdem richtig gut. Spiele brauchen keine Länge, um Qualität zu haben.
Je skrupelloser der Umgang mit der Refund-Möglichkeit in ihrer jetzigen Form wird, desto mehr (Indie-)Studios werden irgendwann darunter leiden. Dies kann weder im Sinn der Spieler, noch im Sinn der Entwickler sein. Ich würde mich in Grund und Boden schämen, wenn ich ein Spiel durchzocke, um dann mein Geld zurückzuverlangen, weil mir diese Möglichkeit gegeben wird. Aber diese Meinung teilt nicht jeder. Daher sollte man da unbedingt nachbessern. Immer häufiger lese ich Kommentare wie: „Hol’s dir einfach bei Steam, spiel es durch stell einen Refund-Antrag.“ Sorry liebe Leute, aber ich finde, so etwas geht gar nicht.
Ja, es gibt Spiele die einem nicht gefallen. Ja es ist grundsätzlich gut, wenn man diese zurückgeben kann. Solche Möglichkeiten sollten aber nicht missbraucht werden können. Egal was man von No Man’s Sky hält – es ist Hello Games gegenüber schlicht nicht fair, wenn man nun den Leuten die Möglichkeit gibt, ihr Spiel auch nach unzähligen Spielstunden noch gegen Erstattung des Geldes zurückzugeben. Auch nicht dann, wenn das Spiel einige Versprechungen nicht gehalten hat. Diese Erkenntnis ist nicht wirklich neu.
Derlei Sachen sollten einem auch auffallen, bevor man dutzende Stunden mit dem Produkt verbracht hat. Wenn ich eine rote Bluse bestelle und diese in blau geliefert wird, muss ich die auch nicht drei Monate tragen, um diese Feststellung zu machen. Zwei Stunden sind vielleicht wirklich wenig, um sich ein Bild von einem Spiel wie No Man´s Sky zu machen. Mit der Lockerung dieser Regel ist man aber im Falle von No Man´s Sky deutlich über das Ziel hinaus geschossen. Kaufe ich im Geschäft ein, kann ich bestimmte Dinge auch nur in absoluten Ausnahmefällen und binnen angemessenen Fristen zurückgeben. An derlei Regelungen hat man sich jedoch längst gewöhnt. Ich würde mich in keinem Bademodengeschäft mehr wohlfühlen, wenn jeder nach Entfernung des Klebestreifens das Ding noch getragen zurückgehen lassen kann, weil´s ihm doch nicht zusagt. Der Kunde ist König – aber irgendwo muss Schluss sein.