Entwickler: Daedalic Entertainment Publisher: Daedalic Entertainment Genre: Modern Adventure, Interactive Novel Plattformen: PC, PlayStation4, Xbox One Preis: ca. 29,99 Euro (Season Pass) Offizielle Website: http://www.the-pillars-of-the-earth-game.com/
Bücher als Spielvorlage
Daedalic kennt man vor allem für seine humorvollen Adventures, die auch international einige Fans gefunden haben. Gelegentlich schlägt der Hamburger Entwickler und Publisher aber düsterere Töne an – wie vor einigen Monaten mit Silence. In eine ähnliche Kerbe schlägt nun auch Die Säulen der Erde – Buch 1. Als Vorlage dient die beliebte Buchreihe „Die Säulen der Erde“, die aus der Feder des Bestsellerautors Ken Follett stammt. Dieser war übrigens an der Entstehung des Spiels beteiligt. Die Spieleumsetzung ist – wie auch Silence – ein sogenanntes Modern Adventure. Das heißt, dass hier die Geschichte im Vordergrund steht und das Spiel mehr eine Visual Novel mit Interaktionsmöglichkeiten, als ein klassisches Adventure ist. Daedalic selbst bezeichnet das Spiel eine episodische Interactive Novel. Episodisch deshalb, weil es insgesamt drei Teile geben wird.
Die größte Herausforderung besteht darin, die Voraussetzungen für das Erreichen diverser Erfolge zu finden. Das Abschließen der Handlung ist hingegen kein großes Problem. Diese führt euch übrigens in das 12. Jahrhundert und nach England. Die Handlung unterteilt sich in mehrere Stränge, wie man es auch aus der Buchvorlage kennt – sofern man diese denn gelesen hat. Ihr spielt als Mönch Philip, Steinmetz-Lehrling Jack und Aliena. Letztere ist eine in Ungnade gefallene Adlige. Die Zeit wird von Krieg und Armut geprägt und unsere drei Protagonisten führen kein einfaches Leben. Mit der Zeit begegnen sie sich und die Stränge ihrer Schicksale verflechten sich zu einem Strang.
Da Die Säulen der Erde – Buch 1 die Auftaktepisode ist, kommen die einzelnen Steine nur langsam ins Rollen. Eben so, wie man es auch aus den Werken von Follett kennt. Ihr solltet nicht erwarten, das Spiel zu starten und sofort mit einer Reihe actiongeladener Ereignisse überhäuft zu werden. Nach einem relativ dramatischen Einstieg, geht es zunächst in der Priorei Kingsbridge ruhig weiter. Obwohl sich die Steine nur langsam in Bewegung setzen, bin ich mit der ersten Episode zufrieden.
Ich war positiv überrascht, wie düster dieses Spiel ist. Von Daedalic kennt man vor allem farbenfrohe und humorvolle Spiele. Die Säulen der Erde – Buch 1 wird von dunklen Farbtönen dominiert. Dabei setzt man vor allem auf Braun- und Grautöne. Auch inhaltlich ist der Titel nicht für ein junges Publikum geeignet. Die USK hat das Spiel mit einer Altersfreigabe ab 12 Jahren versehen. Eine Empfehlung, die ernst genommen werden sollte.
Herausragend ist die Auftaktepisode allerdings nicht. Nimmt man die Buchvorlage als Vergleich, wirkt das Spiel trotz des Episodenformats natürlich sehr gestaucht. Kein Wunder – diese besteht aus Tausenden Seiten. Ein wenig störend ist auch, dass wir immer wieder mit dem selben banalem Minispiel konfrontiert werden. Während man bei Telltale-Spielen in Quicktime-Events die passenden Buttons drücken muss, gilt es hier im richtigen Augenblick mit der Maus zu klicken. Ein bisschen weniger davon und dafür ein paar klassische Rätsel mehr wären schön gewesen. Ich kann verstehen, dass man hier auf komplexe Puzzles verzichtet, wie man sie aus klassischen Adventures kennt. Die Säulen der Erde – Buch 1 versteht sich nicht als solches.
Vor dem Kauf solltet ihr euch darüber aber auf jeden Fall Gedanken machen. Modern Adventures – hier Interactive Novel genannt – sind Geschmackssache und nicht bei jedem beliebt. Das Spiel bietet wenig „Spiel“ und viel Geschichte. Wer Visual Novels und Co. mag, hat damit natürlich kein Problem. Verglichen mit diesen gibt es hier geradezu viel Gameplay. Wer Visual Novels, Walking Simulatoren und Co. hingegen blöd findet, wird auch hier keinen Gefallen dran finden.
Ein bisschen Luft nach oben ist auch noch in Sachen Animationen. Die wirken teilweise noch etwas ungelenk. In einer ganz anderen Liga spielen die wunderschönen handgezeichneten Hintergründe und der Soundtrack des Spiels. Der ist mir immer wieder positiv aufgefallen. So positiv, dass ich ihn wirklich gern auf Vinyl hätte. Die Stücke tragen viel zur düsteren Atmosphäre des Spiels bei. Hier haben die Entwickler definitiv ganze Arbeit geleistet.
Mein Fazit:
Die Säulen der Erde – Buch 1 ist da und hat mich mit seiner düsteren Atmosphäre überrascht. Das Spiel ist überhaupt kein Vergleich zu den beliebten Deponia-Titeln. Optisch wird die Interactive Novel von dunklen Tönen beherrscht. Auch der gelungene Soundtrack trägt viel dazu bei. Bitte eine Vinyl davon! Dafür ist in Sachen Animation noch Luft nach oben. Die wirken manchmal etwas ungelenk, was der Atmosphäre keinen Gefallen tut. Auch die regelmäßige Wiederkehr eines Minispiels stört ein wenig den Spielfluss. Für die zwei folgenden Bücher hoffe ich, dass man hier entweder etwas reduziert und ein paar kleine Rätsel einstreut, oder mit anderen Minispielen für Abwechslung sorgt.
Unterm Strich bin ich aber zufrieden. Nach oben bleibt zwar einiges an Luft, aber als Fan passiver Spiele fühlte ich mich gut unterhalten. Die Steine kommen – wie in vielen Auftaktepisoden anderer Spiele – natürlich nur langsam ins Rollen. Damit habe ich aber kein Problem. Durch die vielen Entscheidungen, die zu treffen sind, sitze ich gerade an einem weiteren Spieldurchgang. Ich bin gespannt, wie sich diese vor allem über alle drei Bücher hinweg dann auswirken werden.
Die Geschichte wirkt natürlich im Vergleich zur Vorlage ein wenig zusammengestaucht. Dergleichen lässt sich bei solch umfangreichen Buchvorlagen allerdings nicht vermeiden. Ein Phänomen, welches man auch bei Filmen beobachtet. Trotzdem kann das Spiel sicher so manchen dazu animieren, auch Mal einen Blick in die Bücher von Ken Follett zu werfen. Der lohnt sich übrigens. Das Spiel ist eine gute Möglichkeit, einmal in „Die Säulen der Erde“ reinzuschnuppern, ohne gleich vom Inhalt erschlagen zu werden. Dadurch, dass es eine Interactive Novel ist, gibt es zwar aus spielerischer Sicht wenig zu tun, dafür kommen hier auch Leute rein, die kein Händchen für Spiele haben oder damit bisher wenig in Berührung gekommen sind. Als Visual Novel-Fan kann ich mir mehr solcher Spiele vorstellen. Da wird aber nicht jeder meiner Meinung sein, da es eben sehr passiv ist.