L.A. Noire

L.A. Noire Review (Nintendo Switch und PlayStation 4)

Entwickler:         Team Bondi, Rockstar Games
Publisher:          Rockstar Games
Genre:              Open World, Action-Adventure
Plattformen:        Nintendo Switch, PlayStation 4, Xbox One
Preis:              ca. 39,99 Euro 
Offizielle Website: https://www.rockstargames.com/lanoire/

Zurück in die Stadt der Engel

Was Rockstar Games anfasst wird meistens auch zu Gold. Der Fall L.A. Noire gestaltete sich allerdings schwierig. Schon vor der Veröffentlichung wurde reichlich schmutzige Wäsche in den Medien gewaschen. Im Mittelpunkt stand dabei meist das Entwicklerstudio Team Bondi. Schließlich blieben auch noch die Verkaufszahlen hinter den Erwartungen zurück. Von etwa fünf Millionen verkauften Einheiten ist die Rede. Ein Wert, von dem viele Spiele nur träumen dürfen. Für einen Titel, der mit dem Logo von Rockstar Games verkauft wird, ist die Zahl aber nicht weiter beeindruckend. Obwohl das Spiel nie der ganz große Wurf war, hat Rockstar Games es nun wieder rausgekramt und noch einmal selbst Hand angelegt. Das Ergebnis ist L.A. Noire für Nintendo Switch, PlayStation 4 und Xbox One. Außerdem bietet man mit L.A. Noire: The VR Case Files ein VR-Erlebnis für HTC Vive an.

Ich habe für mein L.A. Noire Review auf Nintendo Switch und PlayStation 4 Pro gespielt und verrate euch, was die Neuauflagen können und ob der Kauf lohnt. Bevor wir diese Fragen klären, erzähle ich euch aber zunächst etwas über die Geschichte des Spiels. Ihr schlüpft in diesem in die Rolle von Cole Phelps. Nachdem er im Krieg für Amerika gekämpft hat und eine Auszeichnung erhielt, schlägt er in Los Angeles eine Laufbahn als Polizist ein. In Hollywood ist die goldene Ära angebrochen, die nach dem Ende des Kriegs noch einmal beflügelt wird. Die Polizeikarriere von Cole Phelps beginnt aber ziemlich glanzlos. Als Streifenpolizist muss er die Drecksarbeit machen. Erst nach einigen Erfolgen trägt diese Früchte und er wird befördert. Im Verkehrsdezernat wird Cole mit den ersten komplexeren Fällen konfrontiert. Im Laufe der Zeit arbeitet ihr euch so die Karriereleiter nach oben.

Da die Neuauflage mitsamt der DLC-Fälle erschienen ist, dauert die Beförderung nun angenehm lange. Wer L.A. Noire schon früher gespielt hat erinnert sich möglicherweise noch daran, wie fix der Aufstieg teilweise erfolgte. Vom Verkehrsdezernat zum Morddezernat sind es nur drei Fälle. Mit den DLCs kommt man auf fünf Aufträge. Der Weg von der Sitte zur Brandermittlung war früher auch mit nur drei Fällen sehr kurz. Auch hier kommt ihr nun dank Erweiterung auf fünf Fälle, ehe die Beförderung winkt.

Ein großer Streitpunkt waren früher die Befragung von Zeugen und Verhöre. Die Auswahlmöglichkeiten boten Anzweifeln, Beschuldigen und Wahrheit. Die Formulierungen waren im Original etwas unglücklich, was den ein oder anderen wohl auch zu falschen Handlungen verleitet hat. Rockstar Games hat daher nun Beschuldigen, Guter Cop und Böser Cop eingeführt, was meiner Meinung nach auch gut passt. Neben diesen Änderungen gibt es diverse technische Änderungen. Dadurch verbessert sich die Grafikqualität. Nichtsdestotrotz sieht man der neuen Fassung an, dass diese auf einem älteren Spiel basiert. Ihr dürft hier nicht den aktuellen Standard erwarten. Nötig ist der allerdings auch nicht. Das Spiel sieht nach wie vor gut aus und kann sich problemlos sehen lassen. Vor allem Details wie die Gesichter und Gebäude überzeugen noch heute. Die Umgebungstexturen sind hingegen oft sehr niedrig aufgelöst. Auch die Frisuren wissen nicht so richtig zu gefallen.

L.A. Noire wurde zu Zeiten seiner Erstveröffentlichung wegen den detailreichen Gesichtern der Charaktere und deren Animationen vielfach gelobt. Tatsächlich sind diese noch heute ein Pluspunkt, wenngleich der alte Glanz aufgrund der Leistung aktueller Spiele etwas verblasst. Nichtsdestotrotz sehen die Gesichter noch immer super aus. Die Qualität wurde natürlich nicht grundlos so hoch angesetzt. Im Fokus des Spiels steht die Ermittlungsarbeit von Cole Phelps. In Gesprächen muss auf die Mimik geachtet werden. Weicht euch ein Gesprächspartner mit dem Blick aus? Ein klares Zeichen dafür, dass hier offenbar ein Teil der Wahrheit weggelassen wurde oder gar eiskalt gelogen wird.

Die Ermittlungsarbeit ist auch der Grund, warum ein L.A. Noire noch heute hervorragend funktioniert. Wenn ihr mich fragt, gehört das Spiel zu den am meisten unterschätzten Titeln der letzten Konsolengeneration. Spiele, auf denen Rockstar Games steht, warten nicht selten mit reichlich Action, Schusswechseln und sündigen Städten auf. L.A. Noire geht einen gänzlich anderen Weg. Die Stadt ist nur schmückendes Beiwerk und ein Paradebeispiel dafür, wie man eine Open World nicht behandeln sollte. Viel zu wenig zu tun, wenig zu entdecken und kaum spürbares Leben. Im Grunde genommen hätte man diesen Part auch streichen können und sich auf die Fälle konzentrieren können. Die nämlich haben es in sich.

Los geht es für gewöhnlich mit einem Tatort. Mal findet ihr nur ein verlassenes Auto mit Zeichen eines Verbrechens vor, Mal direkt eine Leiche. Am Tatort begebt ihr euch auf die Suche nach Hinweisen, wobei euch eine dezente musikalische Untermalung Anhaltspunkte liefert. Habt ihr Beweise gefunden, kommt es üblicherweise zu ersten Gesprächen. Zeugen und Verdächtige werden befragt und vernommen. Dabei ist das bereits erwähnte Gespür für deren Aussagen wichtig. Die Hinweise sind dabei oft relevant, um Verbindungen herzustellen. Stück für Stück löst ihr so das Puzzle. Nach der ersten Untersuchung am Tatort ergeben sich dann meist weitere Orte, die euch zu weiteren Hinweisen oder wichtigen Personen führen. So kann zum Beispiel eine Brieftasche in der Jacke eines Verstorbenen Anschrift und einen Ehepartner verraten.

Die Qualität eurer Ermittlungsarbeit bestimmt letztlich auch den Ausgang des Falls. So kann es passieren, dass ihr eine verdächtige Person niemals befragen werdet, weil ihr diese knapp verpasst habt oder aber ihr zieht fatalerweise die falschen Schlüsse und verhaftet eine unschuldige Person. Euer Vorgesetzter ist dann nur wenig von eurer „Leistung“ begeistert. Wie gut ihr euch schlagt, verrät am Ende eines Falls die Bewertung. Nur wer annähernd perfekte Arbeit geleistet hat, wird mit fünf Sternen belohnt. Auch im Jahr 2017 macht die Ermittlungsarbeit noch wahnsinnig viel Spaß. Obwohl ich schon vor Jahren ein großer Fan des Spiels war, habe ich nun noch einmal etliche Stunden mit Cole verbracht. Erzählerisch ist das Game großartig. Die Schreiber haben seinerzeit einen hervorragenden Job gemacht, ohne den dieses Spiel so nicht möglich gewesen wäre. Daher fällt es auch heute noch leicht, über die überflüssige Open World hinwegzusehen. Selbst die paar Dutzend Straßenverbrechen die ihr während den Fällen nebenbei lösen könnt, hätte ein L.A. Noire nicht nötig. Stören muss man sich daran aber genauso wenig, wie an der Spielwelt. Ihr könnt nämlich eurem Partner das Fahren überlassen, wodurch die Fahrt wegfällt. Ihr springt dann zum Ziel und bekommt lediglich Dialoge mit.

L.A. Noire Screenshot 03

L.A. Noire auf PlayStation 4 und Nintendo Switch

Wie bereits eingangs erwähnt, habe ich für mein L.A. Noire Review auf PlayStation 4 und Nintendo Switch gespielt. Welche Version kann ich euch empfehlen? Beide, und zwar bedingungslos. Das Spiel selbst ist – so viel haben wir bereits geklärt – auch 2017 noch fantastisch. Dabei ist die Plattform zweitrangig. Die Nintendo Switch-Version ist technisch nicht ganz auf dem Stand von PS4- und Xbox One-Version. Ordentlich sieht der Titel aber auch auf der Switch aus. On top gibt es Unterstützung durch den Touchscreen und etwas noch viel Wichtigeres: Mobilität. Natürlich könntet ihr auch zur PC-Version greifen und ein Notebook mitschleppen. Oder aber ihr habt die Nintendo Switch. Bedingt durch das Alter vom Spiel müsst ihr hier optisch keine allzu großen Abstriche hinnehmen, bekommt aber ein wunderbares Spiel geboten. Die Ermittlungsarbeit von Cole macht auch unterwegs richtig viel Spaß. Das Spiel ist zudem so aufgebaut, dass sich auch eine kurze Spielsession lohnt. In einer solchen könnt ihr zum Beispiel einen Abschnitt eines Falls lösen oder auch einen ganzen Fall, wenn euch etwas mehr Zeit zur Verfügung steht. Auch ein Straßenverbrechen ist schnell erledigt. Das Spiel ist also ein wunderbarer Begleiter für jene Gamer und Gamerinnen, die viel unterwegs sind. Am TV angeschlossen macht die Switch-Fassung allerdings auch eine gute Figur.

Auf der PlayStation 4 Pro sieht das Spiel optisch noch etwas besser aus. Trotzdem täuscht auch diese Version nicht darüber hinweg, dass das Spiel 2011 seine Erstveröffentlichung feierte. Gelegentlich fielen mir zudem Einbrüche der Framerate auf. Die sind nicht weiter schlimm, da das Spiel keine hohe Framerate nötig hat, um Spaß zu machen. Bedenkt man die Leistung der Konsole, verwundern diese Einbrüche trotzdem. Die hätte man wohl mit zusätzlicher Optimierungsarbeit ausmerzen können. Gleichzeitig ist aber anzumerken, dass die Einbrüche der Framerate nicht so drastisch sind. Wer dafür nicht ein gutes Auge hat, wird davon wohl nicht einmal etwas mitbekommen. Gute Augen sind auch nötig, wenn ihr die neuen Palmentypen und die über 700 geänderten Elemente bemerken wollt. Rockstar Games hat einiges für die Neuauflage überarbeitet. Vieles wird aber nur dem geübten Auge und Grafikfan auffallen.

Bleibt die Frage offen, ob sich der Kauf (erneut) lohnt. Wenn ihr L.A. Noire bisher nicht gespielt habt, ist diese Frage leicht zu beantworten. Schlagt zu, der Titel lohnt sich. Habt ihr die alte Version gespielt, fällt die Antwort auf die Frage etwas umfangreicher aus. Wer sich umfassende technische Neuerungen und einen gänzlich frischen Anstrich erhofft wird eher enttäuscht sein. Obwohl man hier und dort deutliche Unterschiede sieht – sofern man dafür einen Blick hat – lohnt es sich dafür allein nicht. Das Grundgerüst ist eben schon ein paar Jährchen alt. Die Neuauflage hebt das Spiel nicht auf das optische Niveau aktueller Titel. Was man hingegen nicht von der Hand weisen kann ist die Tatsache, dass das Spiel noch heute unheimlich viel Spaß macht. Wenn ihr den schon früher hattet, werdet ihr ihn wieder haben. Da die Erstveröffentlichung eine Weile her ist, funktioniert das Spielprinzip auch noch so gut wie einst. Außer ihr habt das Spiel so oft gezockt, dass ihr sämtliche Fälle auswendig kennt.

Kennt ihr bereits die alte Fassung vom Spiel, dürft ihr euch übrigens über einige Zugaben freuen. Neben den DLC-Fällen gibt es auch zwei neue Kameraperspektiven, acht Romane, 20 Schallplatten und vier neue Anzüge. Diese bieten sogar Boni. On top gibt es noch einen neuen Streifendienstanzug, wenn ihr den entsprechenden Bereich im Spiel gemeistert habt. Cole sieht bei seiner Ermittlungsarbeit nun also auch richtig schick aus.

L.A. Noire Screenshot 02

Mein Fazit:

L.A. Noire ist mitsamt DLC-Fällen für Nintendo Switch, PlayStation 4 und Xbox One erschienen und es lohnt sich. Die Stadt der Engel ist auch im Jahr 2017 sehr reizvoll und einen Besuch wert. Wobei die Stadt selbst hier nicht der Star ist, sondern die Ermittlungsarbeit von Protagonist Cole Phelps. Das Spiel profitiert noch heute von der lobenswerten Leistung seiner Autoren. Wer Ermittlungsarbeit mag, wird L.A. Noire lieben.

Auch optisch kann sich das Spiel heute noch sehen lassen. Man merkt zwar, dass das Ding auf einem schon älteren Grundgerüst basiert, trotzdem hat Rockstar Games hier und dort Hand angelegt und die Grafik aufgepeppt. Damit kommt man zwar nicht auf den heutigen Stand, aber zu einem ansehnlichen Ergebnis. Wenn ihr das Spiel bisher nicht kennt, lohnt es sich, endlich diese Lücke zu schließen. Aber auch wer das Original gespielt hat, wird wieder in den Bann des Titels gezogen. Ich war schon vor Jahren ein Fan und bin es jetzt noch mehr. L.A. Noire ist ein Paradebeispiel dafür, wie wichtig eine gute Story sein kann. Technisch ist es längst nicht mehr so beeindruckend wie früher, die offene Welt hätte man sich sparen können und die Nebenmissionen sind überflüssige Lückenfüller. Trotzdem bleibt das Gesamtwerk spielenswert. Der Aufbau des Spiels passt zudem hervorragend zum Konzept der Nintendo Switch. Das Spiel ist wie für diese gemacht. Doch egal ob ihr es unterwegs genießen möchtet oder daheim auf einem großen Fernseher – die Stadt der Engel liefert in jedem Fall gute Unterhaltung. Mein größter Kritikpunkt? Es gibt den fantastischen Soundtrack nicht auf Vinyl! Und jetzt entschuldigt mich bitte, ich habe mit Cole einen Fall zu lösen!

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