Okami HD

Ōkami HD Review

Entwickler:         Capcom
Publisher:          Capcom
Genre:              Action-Adventure
Plattformen:        PC, PlayStation 4, Xbox One
Preis:              ca. 19,99 Euro 
Offizielle Website: http://www.okami-game.com/

Malerisches Abenteuer

Im Jahr 2006 erschien Ōkami. Inzwischen geht das Spiel als moderner Klassiker durch. Der Titel rangiert weit vorn in vielen Listen mit den besten PlayStation 2-Spielen und wird häufig als eines der besten Spiele aller Zeiten betitelt. Ein solcher Ruhm kommt – zumindest in diesem Fall – nicht von ungefähr. Vor wenigen Wochen veröffentlichte Capcom den Titel als Ōkami HD für PC, PlayStation 4 und Xbox One und zeigt damit, wie zeitlos das Videospiel ist. Warum auch ihr dem Spiel unbedingt eine Chance geben solltet, verrate ich euch in meinem Ōkami HD Review.

Fangen wir zunächst beim Alter an. Mehr als zehn Jahre können für ein Videospiel eine sehr lange Zeit sein. Sieht man sich Spiele an die im Jahr 2006 veröffentlicht wurden, haben die optisch nur noch wenig mit aktuellen Titeln gemeinsam. Auch in Sachen Gameplay gibt es große Unterschiede. Im Laufe der Jahre haben sich Videospiele stark verändert, neue Features wurden zum Standard und wieder andere Dinge gehören längst in den Bereich Retro. Ōkami ist vergleichsweise gut gealtert. Man sieht dem Spiel nicht an, dass es aus dem Jahr 2006 stammt. Einen großen Anteil daran hat die Cel-Shading-Grafik. Aktuelle Spiele, die auf diesen Look setzen, zeichnen sich zwar für gewöhnlich durch einen höheren Detailgrad und andere Dinge aus, nichtsdestotrotz wirkt Ōkami optisch noch frisch.

Das Alter merkt man dem Spiel erst an, wenn man es spielt und sich mit dem Gameplay auseinandersetzt. Die Kamera ist manchmal lästig und erinnert damit an einen eher unschönen Nebeneffekt vergangener Zeiten. Mit etwas Feingefühl und Geduld habe ich mich an die Kamera gewöhnt, die mich nur bei sehr engen Stellen manchmal noch frustriert. Auch in Sachen Komfort sind aktuelle Spiele inzwischen weiter. Ōkami ist noch eines dieser Spiele, bei denen man aufmerksam die Handlung verfolgen sollte und nach ein paar Tagen Pause durchaus ins Grübeln gerät. Wo ging es gleich weiter? Was soll getan werden? Moderne Spiele übertreiben es häufig mit dem an die Hand nehmen. Dieser Sorge müsst ihr bei Ōkami nicht haben. Es gibt im Spiel ein Journal, in dem Dialoge nachgelesen werden können. Meist hilft dieses auch weiter, wenn man sich von der Story hat ablenken lassen und dann ins Stocken gerät. Bei einigen Hauptquests sind die Beschreibungen allerdings etwas dürftig.

Von diesen Kleinigkeiten solltet ihr euch auf keinen Fall abhalten lassen, Ōkami HD zu spielen. Vor allem dann, wenn dieses Meisterwerk der Videospielgeschichte bisher an euch vorübergegangen ist. Ein Grund, der für das Spiel spricht, ist die wunderschön inszenierte und überzeugende Geschichte. Ihr schlüpft in die Rolle der Sonnengöttin Amaterasu, die die Gestalt eines weißen Wolfes angenommen hat. Ihr wandelt im alten Japan und sollt dort das Treiben des Dämonen Orochi beenden. Ihr reist durch Nippon und müsst den Wächtersprösslingen neues Leben einhauchen. Die Geschichte des Spiels wird sehr gefühlvoll erzählt, begeistert aber auch immer wieder mit Humor. Einen wichtigen Anteil hat daran euer Begleiter Issun, der sich in der Nähe weiblicher Körperrundungen besonders wohl fühlt und der nie um einen frechen Spruch verlegen ist.

Optisch gleicht das Spiel lebendig gewordenen Bildern. Bilder, an denen ihr häufig selbst mitwirken müsst. Während eures Abenteuers lernt ihr diverse Pinseltechniken. So erscheint zum Beispiel ein Seerosenblatt auf dem Wasser, wenn ihr einen Kreis hineinzeichnet. Ein Kreis mit einem Strich wird zur Kirschbombe und ein Kreis um eine verdorbene Pflanze haucht ihr neues Leben ein. Insgesamt warten 13 Pinseltechniken auf Amaterasu. Diese machen euch das Spiel nicht nur erheblich einfacher, ihr benötigt sie auch um neue Orte zu erreichen. Das Spiel erinnert mit seinen Mechaniken an die beliebte Zelda-Reihe. Wer mit Zelda etwas anfangen kann, wird auch an Ōkami HD Gefallen finden.

Okami HD Screenshot 06

Pinselarbeiten, Dungeons, Mystik und ein Soundtrack der begeistert

Der Pinsel kann beinahe immer genutzt werden. Vorausgesetzt, ihr habt genug Tinte. Euer Tintenstand wird im HUD angezeigt. Ist die Anzeige leer, müsst ihr Tintenfläschchen sammeln oder kurz warten. Sobald ihr den Pinsel zückt, pausiert das Spiel und ihr könnt ganz in Ruhe eure Striche zeichnen. Der Pinsel ist ein tolles Gameplayelement und sorgt in Kombination mit dem Rest des Spiels dafür, dass sich Ōkami auch im Jahr 2018 noch einzigartig anfühlt. Der Pinsel ist aber auch eine der größten Schwächen des Spiels.

Schön müssen eure Zeichnungen nicht werden – aber präzise. Eine Seerose erscheint nur dann auf dem Wasser, wenn euer Kreis auch tatsächlich geschlossen ist. Schon eine kleine Lücke genügt und ihr müsst erneut zeichnen. In hektischen Spielsituationen kann dies ärgerlich werden – vor allem da man sich dann oft durch ganze Dialoge arbeiten muss. So gibt es zum Beispiele eine Stelle im Spiel, bei dem ihr mit einigen Personen auf einem Baumpfahl einen Fluss herabgetrieben werdet. Auf beiden Seiten des Flusses tauchen Blüten auf. Ihr müsst beim Anblick einer solchen Blüte den Pinsel nehmen und dann von einer Blüte hinweg einen Strich zum Baumstamm ziehen. Dadurch erschafft ihr eine Ranke. Mit sechs Ranken verhindert ihr, dass der Baumstamm am Ende einen Wasserfall hinunterstürzt. Klingt einfach, ist es auch – wäre da nicht die Tatsache, dass ich so manchen Strich gut platziert habe, aber dann doch keine Ranke kam. In solchen Momenten hat der Pinsel das Potenzial zu nerven. Derlei Szenen sind allerdings selten und spätestens nach einigen Versuchen gemeistert.

In den Kämpfen des Spiels ist der Pinsel eine große Hilfe. So könnt ihr Gegner mit Bomben erheblich schwächen, oder sie mit einem Kraftstreich aus der Luft holen. Da das Spiel sofort beim Ziehen des Pinsels pausiert, hilft dieser auch in unübersichtlichen Situationen mit vielen Gegnern. Die Kämpfe finden in kleinen Arealen statt. Neben dem Pinsel sind eure Haupt- und Nebenwaffe wichtige Ausrüstung. Es gibt diverse Waffen im Spiel, die unterschiedliche Vor- und Nachteile bieten. Während euch einige Waffen schützen, überzeugen andere mit Reichweite. Welche Funktion eine Waffe hat, hängt von ihrem Einsatz als Haupt- oder Nebenwaffe ab, was den Waffen zusätzliche Tiefe verleiht.

Während eures Abenteuers verbringt ihr viel Zeit damit die Spielwelt zu erkunden, die eine ordentliche Größe hat, aber nicht zu gewaltig ist. In dieser wollen zahlreiche Geheimnisse entdeckt werden. Darüber hinaus warten hier und dort kleine Nebenaufgaben und Dialoge mit NPCs. Außerdem könnt ihr diverse Dungeons betreten – beziehungsweise müsst. Diese sind gespickt mit schlichten und einfach zu lösenden Rätseln und sorgen für Abwechslung. Der Spielfluss von Ōkami gefällt mir sehr gut. Erkundungsausflüge und Dungeons stehen in einem angenehmen Verhältnis, dass mich so manches Mal viel zu lang gefesselt hat. Schlaf, wo bist du? In den letzten Wochen dachte ich so manches Mal: „Nur noch ein bisschen weiter.“ Unglücklicherweise bietet Ōkami HD nicht den Komfort immer und überall zu speichern. Stattdessen muss man einen Speicherpunkt aufsuchen, was je nach Position schon Mal etwas dauern kann.

Ōkami bedient sich wie viele japanische Titel sehr großzügig an der japanischen Mythologie, wodurch das Spiel einen gewissen Zauber bekommt. Stören muss euch dies übrigens nicht. Die Thematik dürfte Spielern in unseren Breitengraden wohl ohnehin nur vertraut sein, wenn ein persönliches Interesse daran vorhanden ist. Andernfalls dürften die vielen Bezüge zur japanischen Mythologie nicht mehr als böhmische Dörfer sein. Kenntnisse darüber sind allerdings nicht nötig, um mit Ōkami Spaß zu haben. Das Spiel ist auf ganz eigene Art mystisch und zauberhaft. Die Optik fügt sich hier nahtlos ein. Dazu kommt eine gefühlvolle und passende musikalische Untermalung, die ihre Inspiration ebenfalls in Japan gefunden hat. Die Komponisten haben sich von japanischer Folklore inspirieren lassen und unterstreichen dies auch durch passende Instrumente.

Okami HD Screenshot 02

Mein Fazit:

Ōkami HD ist ein gutes Beispiel dafür, dass auch Videospiele zeitlos sein können. Ōkami erschien erstmals 2006. Für ein Videospiel eine lange Zeit. Natürlich merkt man hier und dort, dass Ōkami schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat. Die Kamera ist manchmal ziemlich nervig und in Sachen Komfort gleicht es nicht unbedingt aktuellen Titeln. Insgesamt betrachtet fällt das Alter allerdings kaum auf. Die Optik ist auch 2018 noch sehr ansprechend. Egal ob ihr eine Sonne an den Himmel zeichnet oder einen Baum zum Blühen bringt – das Spiel bietet viele optisch sehr schöne Momente. Dazu kommt ein wunderbarer Soundtrack, der sich mühelos mit dem messen kann, was aktuelle Spiele so bieten. Noch immer gehört der Soundtrack von Ōkami zu den musikalischen Höhepunkten in der Videospielgeschichte.

Egal ob ihr das Spiel schon kennt oder es noch nie gespielt habt – es lohnt sich. Es macht Spaß (noch einmal) durch Nippon zu ziehen und die Wächtersprösslinge erblühen zu lassen. Ōkami ist eines dieser Spiele, die man nicht oft genug gespielt haben kann. Wer den modernen Klassiker noch nicht kennt, sollte spätestens jetzt über den Kauf nachdenken. Ōkami gehört einfach in jede Videospielsammlung. Zumal der Preis von 19,99 Euro mehr als nur fair ist und euch das Spiel über viele Stunden gut unterhalten wird, wenn ihr den etwas zähen Einstieg gemeistert habt. Ihr werdet mit einem einzigartigen und berührenden Spiel belohnt. Nun fehlt nur noch eine Nintendo Switch-Fassung – die uns Capcom hoffentlich noch bescheren wird.

 

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