Battlefield V Review

Entwickler:         DICE
Publisher:          Electronic Arts
Genre:              First Person Shooter
Plattformen:        PC, PlayStation 4, Xbox One 
Preis:              ca. 69,99 Euro
Offizielle Website: https://www.ea.com/de-de/games/battlefield/battlefield-5

Battlefield V aus dem Blickwinkel eines Frischlings

In diesem Jahr habe ich zum ersten Mal Bekanntschaft mit Battlefield gemacht. Die Geschichte von Battlefield 1 hat mich angesprochen, weshalb mir mein Mann den Shooter schließlich für einen Zehner geschenkt hat. Aus Zeitgründen habe ich aber erst zwei Abende gespielt. Im Rahmen der gamescom habe ich dann zum ersten Mal den Multiplayer eines Battlefield kennenlernen dürfen. Diese Erfahrung hat mich so sehr überzeugt, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Battlefield Testmuster angefragt habe – Battlefield V.

Im Vorfeld hatte ich eine ganze Reihe von Bedenken. Vor allem wegen des Multiplayer. Kann ich Frischling dort überhaupt bestehen oder gehe ich gnadenlos unter? Wie reagiert die Community auf mich? Schließlich bin ich nicht als Battlefield-Pro auf die Welt gekommen. Shooter sind für mich nichts Neues. Ich spiele und schätze sie seit Halo. Bei einem Halo oder Gears of War habe ich keine Berührungsängste. Doch was ist mit einer beliebten Franchise, die seit Jahren ihre Fanbasis hat und von der ich quasi keine Ahnung habe? Battlefield V hat mich positiv überrascht.

Der Singleplayer bietet einen guten Einstieg in das Spiel. Obwohl der Inhalt sehr überschaubar ist, reicht es, um erste Erfahrungen mit dem Spiel zu sammeln. Der Spieler bekommt ein Gefühl für die Waffen, Geschütze, Fahrzeuge und Deckungsmöglichkeiten. Inhaltlich ist die Story nur durchschnittlich. Sie ist nicht schlecht, aber auch nicht preisverdächtig. Die Geschichte hat ihre Momente. Durch das Episodenformat fehlt allerdings die Tiefe. Die einzelnen Kriegsgeschichten sind einfach zu kurz, um eine umfangreiche Geschichte zu erzählen. Mir wäre eine klassische und zusammenhängende Kampagne lieber gewesen. Der Trend geht zwar bei Shootern fort davon und viele Spieler sind der Meinung, diese können ohnehin keine guten Storys erzählen, doch da empfinde ich persönlich anders.

Die Lust am Singleplayer ist bei mir rasch verflogen. Nach einem Abend hatte ich genug davon. Also habe ich mich in den Multiplayer gestürzt. Meine Bedenken konnte der überraschend schnell zerstreuen. Obwohl ich nur während der gamescom Mal in den Multiplayer gespielt hatte, fiel der Einstieg erstaunlich leicht. Natürlich musste ich erst eine Weile aktiv sein, um die Feinheiten zu verstehen. Das Grundprinzip der Spielmodi ist allerdings leicht erkennbar. Spielt ihr einen Modus im Multiplayer zum ersten Mal, wird ein Video abgespielt. Dieses erklärt, worum es geht. Diese kurze Übersicht hat mir als Orientierung genügt. Den Rest erledigt das sehr übersichtliche HUD.

Egal ob Team-Deathmatch, Eroberung oder einer der anderen Spielmodi – alle sechs sind leicht verständlich. Gespielt wird zudem in Trupps, was die Sache noch einmal ein ganzes Stück einfacher macht. Teamplay vorausgesetzt. Ein solider eigener Trupp ist eine gute Orientierungshilfe. Pro Trupp kommen bis zu vier Spieler zusammen. Durch das Zusammenspiel in der Gruppe war der Einstieg sehr entspannt. Battlefield V ist kein Spiel für einsame Wölfe. Statt Egotrips sollte der Fokus auf Teamplay liegen.

Battlefield V Screenshot 06

Die Kompanie

Natürlich ist ein guter Scharfschütze (Aufklärer) kein Problem. Im Gegenteil – er ist eine Bereicherung für den Trupp. Er kann aus der Ferne mit dem Fernglas Gegner ausfindig machen und diese markieren. Zudem ist er ein effizienter und lautloser Killer und kann den Trupp hinter feindliche Linien bringen. Ein guter Scharfschütze ist in Battlefield also keinesfalls ein einsamer Wolf. Entscheidend ist am Ende des Tages allerdings das Zusammenspiel der Trupps.

In Battlfield V gibt es vier Klassen: Aufklärer, Sanitäter, Sturmsoldat und Versorgungssoldat. Jede Klasse hat ihre Stärken und Aufgabenbereiche. Der Aufklärer kann Gegner über sehr große Distanz ausschalten und mit seinen Gadgets den Trupp mit Informationen supporten. Für den Einsatz ganz vorn eignet sich der Sturmsoldat, der in engen Umgebungen zur tödlichen Gefahr wird. Er kann Türen eintreten und weiß Sprengstoff zu handhaben.

Der Versorgungssoldat ermöglicht Dauerbeschuss. Der ist für die Feinde tödlich und bietet Deckung für Kameraden. Damit denen nicht die Munition ausgeht, kann der Versorgungssoldat diese verteilen. Er ist zudem für den Bau von Barrikaden verantwortlich und bietet Geschütze. Der Sanitäter hält den Trupp am Leben. Zu diesem Zweck kann er Bandagen werfen und Trupp-Mitglieder schnell wiederbeleben. Alle anderen Klassen brauchen dafür deutlich länger.

Die Klassen lassen sich angenehm spielen und haben jeweils ihre Vor- und Nachteile. Mein persönlicher Favorit ist der Versorgungssoldat. Er bietet einen guten Mix aus Support und Schaden. Eine überlegene Klasse gibt es nicht. Jede hat seine Daseinsberechtigung. Die vier Klassen des Shooters ergänzen sich und letztlich kommt es auf das Zusammenspiel an. Sammelt ihr mit einer Klasse Erfahrung, schaltet ihr neue Waffen, Gadgets und Co. frei und könnt diese anpassen.

Für jede Klasse gibt es zudem zwei Kampfrollen, über die ihr euch spezialisieren könnt. Der Versorgungssoldat kann zum Beispiel zwischen MG-Schütze und Pionier wählen. Der Pionier ist auf die rasche Errichtung von Barrikaden spezialisiert, während der MG-Schütze die Feinde mit MG-Beschuss in Atem halten kann. Später sollen weitere Kampfrollen den Weg ins Spiel finden. Fallt ihr im Kampf, könnt ihr Klasse und Kampfrolle vor dem Wiederbeitritt anpassen. Dadurch könnt ihr auf die aktuelle Situation reagieren und euch entsprechend anpassen. Flexible Spieler können so das Beste aus jeder Situation rausholen. Fehlt beispielsweise ein Sanitäter, könnt ihr diese Rolle übernehmen. Wer einen Multiplayer mag, der flexibles Spiel und Anpassungsfähigkeit begünstigt, wird hier seine Freude haben.

Überzeugen kann auch das Freischaltsystem. Es motiviert, die Kompanie mit der Zeit anzupassen, auszubauen und neue Waffen und Co. zu erhalten. Das Spiel ist dabei allerdings nicht unfair. Ihr müsst nicht erst die Klassen hochleveln, um im Kampf ein brauchbarer Kamerad zu sein. Es gibt keine überlegenen Waffen, wenn ihr das Maximum erreicht. Viel wichtiger ist es, das Spiel zu verstehen und mit den Mechaniken umgehen zu können. Dadurch finden auch Neueinsteiger Anschluss. Als solcher mag die Erfahrung fehlen, nicht jedoch unbedingt notwendige Ausrüstung.

Hier und dort gibt es allerdings noch ein paar Feinheiten bei der Balance, die geändert werden sollten. Dies betrifft derzeit vor allem Panzer und Flugzeuge. Unterm Strich macht das Spiel seine Sache aber erstaunlich gut. Die Balance überzeugt weitestgehend. Die letzten Feinheiten dürften Updates hinbekommen. Insgesamt ist die Balance schon jetzt auf einem guten Niveau.

Battlefield V Screenshot 04

Die Wirren des Krieges

Battlefield V hat vor allem zwei Stärken. Es ist gut ausbalanciert und es überzeugt mit seiner Atmosphäre. Die Anzahl der Karten ist überschaubar, doch die Qualität stimmt. Ich brauche nicht zwei Dutzend lieblos dahingeklatschte Maps, die schlecht ausbalanciert sind. Die Masse ist nicht entscheidend – es kommt auf die Klasse an. Die Maps sind abwechslungsreich, sinnvoll gestaltet und gut aufgebaut. Es gibt aktuell im Spiel acht Karten, die euch nach Frankreich, Holland, Nordafrika und Norwegen führen. Da sind zum Beispiel die verschneiten Berge von „F Jell 652“. Die Soldaten wirken dort wie Tupfer im Schnee. Aufgewirbelter Schnee kann die Sicht erschweren.

In Frankreich wartet „Arras“ auf euch. Trotz des Krieges wirkt die Umgebung fast schon idyllisch. Besonders packend sind die Häuserkämpfe. Die Gebäude vermitteln eine trügerische Sicherheit. Ihr wisst nie, was euch im nächsten Raum erwarten könnte. Möglicherweise hat sich auch draußen irgendwo ein Scharfschütze in Position gebracht, der euch durch ein Fenster hindurch ausschaltet, wenn ihr euch zu lange in Sicherheit wähnt und verweilt. Oder überrascht ihr den Feind, der sich im Gebäude in Stellung gebracht hat? Die Map gehört vor allem im Team-Deathmatch zu meinen Favoriten.

Auch in Rotterdam erwarten euch Häuserkämpfe. Während Arras noch relativ intakt ist, ist Rotterdam bereits sichtlich vom Krieg gezeichnet. Viele Gebäude sind nur noch Ruinen. Zwischen all den Trümmern werden Panzer zur drohenden Gefahr. Die vielen zerstörten Gebäude lassen euch zudem auf einem Präsentierteller zurück. Die Kathedrale ist eines von wenigen intakten Gebäuden. Ein idealer Ort, um sich mit dem Trupp zu verschanzen – oder in die Enge getrieben zu werden.

Jede Karte ist auf ihre Art stimmungsvoll und bietet eine bedrohliche Atmosphäre. Dadurch fühlt sich das Spiel relativ glaubhaft an. Wenn ihr in einem Gebäude steht, könnt ihr nie sicher sein, dass euch nicht im nächsten Moment ein Scharfschütze ausschaltet oder es von einer Rakete zerstört wird. Lauft ihr über eine freie Fläche, gebt ihr ein gutes Ziel ab. Nicht immer und überall ist Deckung vorhanden. In verwinkelten Straßen wisst ihr nie, wo der Feind lauert. Hört ihr das Feuer einer Spitfire, ist es möglicherweise längst zu spät. Die Gefahr lauert überall auf dem Schlachtfeld. Auf dem Boden genauso wie in der Luft.

Nähert sich eine Schlacht ihrem Ende, wird die Bedrohung vom Spiel verdeutlicht, wofür eine recht dramatische musikalische Untermalung zum Einsatz kommt. In den Gefechten tritt der Soundtrack zugunsten der guten Soundeffekte in den Hintergrund. Diese tragen viel zur Immersion bei. Erfreulicherweise begegnen dem Spieler auf dem Schlachtfeld auch keine völlig lächerlichen Charaktere. Die Auswahl ist überschaubar und die Anpassungsmöglichkeiten begrenzt. Ihr werdet im Kampf nicht einem Soldaten mit Haar so rot wie ein Feuerlöscher, knallig bunter Kleidung und lächerlichen Waffenskins über den Weg laufen. Das Spiel legt keinen Wert darauf, höchst realistisch zu sein – ist allerdings auch kein bunter Zirkus. Es bietet eine Reihe von kosmetischen Anpassungsmöglichkeiten, ohne dabei die Immersion durch völlig abwegigen Fantasy-Quatsch zu zerstören.

Battlefield V Screenshot 03

Die Technik

Gespielt habe ich Battlefield V auf dem PC. Technisch kann das Spiel dort fast auf ganzer Linie überzeugen. Die Soundeffekte sind gelungen, ohne zu aufdringlich zu sein. Die Vielzahl der Effekte macht es allerdings auch schwer, einzelne Geräusche rauszuhören. Eine Spitfire oder ein Tiger wird euch wohl kaum entgehen. Anders sieht es mit euren Gegnern aus. In den lauten Gefechten ist es kaum möglich, Fußschritte zu vernehmen. Daher wird euch so manches Mal ein Gegner überraschen.

Optisch überzeugen die Schauplätze ebenfalls. Die Entwickler haben bei der Grafik viel Liebe fürs Detail bewiesen und grafisch ansprechende Umgebungen geschaffen. Knackig scharfe und hochaufgelöste Texturen begeistern die Augen. Doch nicht nur der Look allein ist ein Paradebeispiel dafür, wie gut sich DICE auf hübsch anzusehende Spiele versteht. Auch die Zerstörungsmöglichkeiten stechen hervor. Je nachdem wie ein Match verläuft, kann eine Map zu Beginn eines Matches ganz anders aussehen als noch zu Beginn. Dazu kommen gute Wettereffekte. Battlefield V ist ein Multiplattformspiel, bei dem die Entwickler Wert darauf gelegt haben, das Leistungspotenzial guter PCs zu nutzen. Heute leider nicht mehr selbstverständlich.

Gespielt habe ich mit einer GTX 1070. Im Multiplayer musste ich bei ein paar Einstellungen Abstriche machen, da es sonst gelegentlich zu Rucklern kommt. Die sind in erster Linie aufgetreten, wenn ich ein Geschütz besetzt habe. Davon abgesehen lief der Multiplayer fast ausnahmslos butterweich.

Battlefield V Screenshot 05

Mein Fazit:

Battlefield V ist ein solider Multiplayer-Shooter, der Spaß macht. Das Spiel bietet aktuell acht Karten, sechs Spielmodi, vier Klassen und eine Reihe von Kampfrollen. Inhaltlich ist der Titel also solide. Die Klassen sind abwechslungsreich und gut ausbalanciert. Das Teamplay weiß zu gefallen und die Karten überzeugen mit Qualität. Weniger überzeugend ist die Story. Die Kriegsgeschichten sind zwar ganz okay, aber mehr nicht. Eine zusammenhängende Kampagne hätte vermutlich mehr Tiefe aufbauen können.

Battlefield V bietet im aktuellen Zustand genug Content, um über Wochen bei Laune zu halten. Wie lange die Freude anhalten wird, werden die nächsten Monate entscheiden. Vor Release wurde einiges an Content verschoben. Es bleibt abzuwarten, wohin sich das Spiel entwickelt. Tides of War klingt vielversprechend und könnte eine rosige Zukunft bedeuten. Derzeit ist es aber Zukunftsmusik.

Mit dem aktuellen Zustand von Battlefield V hatte und habe ich definitiv meinen Spaß. Mich hat schon lange kein Shooter mehr so gepackt, wie dieser. Selbst wenn mir die kommenden Inhalte so gar nicht gefallen sollten, hat sich das Spiel schon jetzt gelohnt. Für mich als Battlefield-Neuling eine interessante und packende Erfahrung. Das Spiel hat mich als neuen Fan gewonnen und ich bin froh, mich trotz Bedenken auf dieses Abenteuer eingelassen zu haben. Dieses Mal hat sich mein Mut gelohnt.

Bildquelle: Electronic Arts

Offenlegung: Electronit Arts hat mir das Spiel für dieses Review kostenlos zur Verfügung gestellt.

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