E3

Keine E3 2020 – Sicherheit geht vor

Es ist offiziell, die E3 2020 ist wegen COVID-19 gecancelt. Schon Tage im Vorfeld häuften sich Diskussionen über eine mögliche Absage wegen dem Coronavirus in den sozialen Netzwerken. Nicht jeder findet diese Entscheidung gut. Juni sei noch weit weg, heißt es da etwa oft in entsprechenden Diskussionen. Doch ist dem so, mit Blick auf den Hintergrund? Nein, keinesfalls. Die Verantwortlichen haben richtig, entschieden und im Sinne aller Menschen gehandelt, indem sie das Event abgesagt haben. Sie haben damit Verantwortung übernommen. Verantwortung, nicht nur für Aussteller und Besucher, sondern auch für Risikogruppen, die direkt nicht zwingend etwas mit der E3 zu tun haben.

Blicken wir dafür zunächst auf ein paar Zahlen aus dem Vorjahr, zurück auf die E3 2019. Mehr als 200 Aussteller, etwa 3.250 verschiedene Produkte und 66.100 Besucher. Die E3 ist eines der wichtigsten Gamingevents weltweit. Publisher, Entwickler, Journalisten und Besucher fliegen für das Event um den Globus. Im letzten Jahr verzeichnete die E3 einen Rückgang der Besucher. Im Vorjahr waren es noch über 69.000. Selbst wenn es 2020 einen weiteren Rückgang gegeben hätte, befinden wir uns immer noch bei einer Größenordnung von mehreren Zehntausend.

Freilich kann nun damit argumentiert werden, der Altersschnitt der Besucher ist doch eher niedrig. Doch darum geht es bei solchen Absagen nicht. Dahinter steckt viel mehr „Flatten the Curve“. An dieser Stelle lege ich euch einen Artikel von Süddeutsche Zeitung ans Herz „Die Wucht der großen Zahlen“.

Liebe Leser, geht einmal in euch und wendet den Blick nach links und rechts. Denkt an euer Umfeld und die Menschen, die euch nahestehen. Habt ihr Eltern, die alt oder krank sind? Großeltern? Kranke Kinder? Schwache Menschen in der Nachbarschaft? Freunde, Bekannte, Verwandte? Absagen, wie die der E3 2020, sollen solche und andere Gruppen schwacher Menschen schützen und nicht nur die vielleicht vergleichsweise jungen Besucher.

Ist es schade, wenn ein solches Event ausfällt? Auf jeden Fall, keine Frage. Auch für mich war die E3 seit vielen Jahren immer ein Highlight. Seit Jahren verfolge ich die Pressekonferenzen via Livestream. Ich habe so manche Freudenträne vergossen, bin bei einigen Ankündigungen begeistert aufgesprungen, habe herzlich gelacht und nach Pressekonferenzen vor lauter Aufregung schlaflos in meinem Bett gelegen. Videospiele sind seit meiner Kindheit eine meiner größten Leidenschaften und die E3 hinterlässt ein Loch.

Dennoch begrüße ich die Entscheidung, die E3 2020 zu canceln. Eine Absage bedeutet Verantwortung zu übernehmen. Verantwortung, die hoffentlich noch viel mehr Veranstalter in der nächsten Zeit bereit sind zu übernehmen. Mich selbst beschäftigt dieses Thema aktuell. 2019 war gesundheitlich für mich ein schwarzes Jahr. Nicht nur bin ich noch immer chronisch krank, ich kämpfe auch mit einer Reihe von Folgen einer Erkrankung in 2019. Dazu gehören nicht nur mein geschwächter Körper und die Tatsache, dass ich derzeit nicht einmal dazu in der Lage bin, meine Kinder auf den Arm zu nehmen, dazu gehört vor allem ein geschwächtes Immunsystem. Müsste ich Bilanz ziehen und klammere einmal meine chronische Grunderkrankung aus, hätte ich mit Erkältungen und Co. in diesem Jahr weit mehr Tage an denen ich krank war auf dem Zähler, als gesunde Tage. Kaum habe ich eine Erkältung oder andere Erkrankung überwunden, kämpfe ich mit der nächsten.

Wo wir in einigen Wochen oder Monaten stehen werden, ist derzeit kaum abzusehen. Doch für Menschen wie mich kann #flattenthecurve in nicht so ferner Zukunft entscheidend sein. Nicht nur für mich. Auch für viele alte und kranke Menschen. Wir sollten daher nicht traurig sein und wüst schimpfen, wenn Events gecancelt werden. Wir sollten dankbar sein. Dankbar, weil wir mit solchen Maßnahmen dazu beitragen können, Menschenleben zu retten. Die Events können hoffentlich im nächsten Jahr wieder stattfinden. Ein verlorenes Menschenleben ist ein verlorenes Menschenleben und unwiederbringbar verloren.

Wenn mich die Zeit, die ich krank bin, eines gelehrt hat, dann nicht den Mut aufzugeben, stark zu sein und nicht zu sehr zu bedauern, was alles nicht geht. Stattdessen lohnt es sich, den Blick in andere Richtungen zu lenken. Viele Dinge kann ich nicht so, wie ich gern möchte. Doch kann ich mir die Zeit auch anders vertreiben. Eine Weile zurückstecken, Rücksicht nehmen und Umdenken ist kein Weltuntergang und kann auch neue Perspektiven schaffen.

Die Absage kann dazu beitragen, das Virus nicht weiter in der Welt zu verbreiten. Selbst wenn die Nicht-Risikogruppen weniger zu befürchten haben, können auch sie letztlich davon profitieren. Nicht nur, indem so womöglich liebe Menschen aus dem Umfeld bessere Karten haben. Verbreitet sich das Virus auf einer Messe wie der E3, kann dies auch zum Stillstand in Unternehmen kommen. Ein aktuelles Beispiel dafür ist Chronicle of Innsmouth: Mountains of Madness. Das Spiel wird derzeit in Italien entwickelt. Kaum ein Land ist derzeit so stark von COVID-19 betroffen wie Italien. Die Situation vor Ort hat die Entwicklung an dem Projekt ausgebremst, wie die Entwickler in einem Kickstarter-Update mitteilen. Am Ende des Beitrags heißt es: „We will keep you promptly informed on this matter and, of course, we encourage the wisdom of staying at home in all the „red“, „orange“ and „yellow“ areas of the world to avoid the spread of the virus. It is the best weapon we have.“ Wichtige Worte, mit denen ich diesen Beitrag beenden möchte.

Was ist mit „flatten the curve“ gemeint? Bildlich veranschaulicht der folgende Tweet sehr gut, was darunter zu verstehen ist.

Es geht darum durch Maßnahmen, wie die Absage großer Events, die Ausbreitung auszubremsen. Die Kurve soll flach gehalten werden, um das Gesundheitssystem nicht zu überlasten. Warum? Zum Schutz von Menschenleben. Der oben verlinkte SZ Beitrag widmet sich diesem Thema und verbildlicht es anhand passender Grafiken eindrucksvoll.

Bildquelle: ESA (E3)

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