Bedingt durch lange Krankheit im letzten Jahr steht mein Leben derzeit ziemlich auf dem Kopf. Nach etlichen Wochen, die ich das Bett kaum bis gar nicht verlassen durfte, ist mein Fitnesslevel auf dem Tiefpunkt. Training ist aufgrund der Rahmenbedingungen eine echte Herausforderung und einer der härtesten Kämpfe, den ich in meinem Leben ausgefochten habe. Noch immer bin ich chronisch krank, was den Rahmen für mein Training stark eingrenzt. Zu viel davon birgt für Schadenspotenzial und zwingt mich in die Knie. Mit dieser Grundlage wieder auf die Beine zu kommen, ist keine leichte Aufgabe.
Zunächst wollte ich diese mit Just Dance bewältigen. Die Intensität ließ dieses Vorhaben jedoch rasch scheitern. Steigerungen waren für mich kaum möglich, da Tanzen eine relativ hohe Intensität hat, vor allem wenn die Lieder entsprechend schnell sind. Bedingt durch meine Ausgangssituation war es extrem schwer, mal eben im Training ein Lied draufzupacken. Just Dance fühlte sich letztlich wie eine nicht abreißende Serie von Fehlschlägen an.
Als jemand der gut 10 Jahre aktiv Gerätturnen im Verein trainiert hat, bin ich mit Fehlschlägen durchaus vertraut. Diese gehören zweifelsohne dazu. Doch Erfolgserlebnisse sind wichtig und motivieren mit dem guten Gefühl, etwas geschafft zu haben. Daher begab ich mich auf die Suche nach Alternativen und fand diese schließlich in Ring Fit Adventure. Seit Anfang des Jahres trainiere ich damit und das Spiel ist für mich zum wichtigen Begleiter geworden.
Doch was ist dieses Ring Fit Adventure überhaupt? Neben dem Spiel erhält der Käufer auch Zubehör. Rint Fit liegen ein Beingurt und ein Ring-Con bei. Der Beingurt wird via Klettverschluss an einem Bein angebracht und hält einen Joy-Con. Der zweite Joy-Con kommt im Ring-Con unter. Diesen könnt ihr euch wie einen Pilatesring vorstellen. Ein Ring, der flexibel ist und sich dadurch auseinanderziehen und zusammendrücken lässt. Dadurch können diverse Muskelpartien trainiert werden. Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit können mit Ring Fit Adventure trainiert werden.
Aufgrund meiner Ausgangssituation ist das Spiel wie für mich gemacht. Herzstück ist das Abenteuer, welches wie ein Rollenspiel aufgemacht ist. Ihr erlebt mit eurem Charakter eine sportliche Geschichte, die aus vielen kurzen Kapiteln besteht. Die ersten Kapitel sind nur wenige Minuten lang. Da die Intensität nicht so hoch wie etwa beim Tanzen ist, schaffen die auch Personen, die mit einem niedrigen Fitnesslevel ihr Training starten. Wer bessere Voraussetzungen hat, kann natürlich einige Kapitel am Stück spielen. Im späteren Spielverlauf werden die Kapitel länger.
Das Abenteuer geht in Richtung Cardio. Ihr lauft durch die Level, wobei später Passagen hinzukommen, die mit Knieheben oder Bauchmuskeleinsatz zu bewältigen sind. Der Spieler bestimmt dabei sein Tempo. Müsst ihr Rücksicht auf euer Umfeld nehmen, könnt ihr stattdessen in den Leisen Modus wechseln, bei dem das Laufen durch geräuschärmere Bewegungen ersetzt wird.
Zwischen den Laufeinheiten kommen immer wieder Passagen, bei denen zum Beispiel Squats für Sprünge ausgeführt werden müssen und Kämpfe. Kämpfe bestreitet ihr mittels Fitnessübungen. Es gibt eine Vielzahl an Übungen, die verschiedene Körperpartien wie Rücken, Schultern, Beine oder Arme trainieren. Dank farblicher Unterteilung wisst ihr direkt, was wo einzuordnen ist. Auch bei der korrekten Ausführung gibt euch das Spiel wichtige Hinweise. Niemand muss schon vor dem Start Fitnessprofi sein. Auch hier bestimmt der Spieler, was möglich ist.
Das Spiel bietet wenig Möglichkeit zu schummeln. Einzig bei Übungen, bei denen lediglich der Beingurt zum Einsatz kommt, wäre dies in der Theorie möglich, wenn der Joy-Con entsprechend bewegt wird. Ein bisschen Disziplin verlangt das Spiel also von euch. Beim Ring-Con erkennt das Spiel genau, ob ihr nur mit geringem Kraftaufwand zieht oder drückt – oder eben gar nicht aktiv werdet. Euer Fortschritt wird nur gezählt, wenn ihr aktiv trainiert. Bleibt ihr stehen, hält auch die Zeit an. Dasselbe gilt für die Ausführung von Übungen. Besiegt ihr einen Gegner mit nur drei Übungen aus einem Set, werden auch nur die gezählt und nicht das komplette Set.
Zu Start des Abenteuers habt ihr nur wenige Übungen zur Auswahl, später werden es deutlich mehr. Ihr könnt euch euer Set nach Belieben zusammensetzen. Zwar haben bestimmte Arten von Übungen Vorteilen gegenüber bestimmten Gegnern, es geht allerdings auch durchaus ohne komplett angepasstes Set.
Das Training mit Ring Fit Adventure lässt sich ziemlich flexibel gestalten, sowohl was die Übungen betrifft als auch die Intensität. Verwendet ihr den Ring mit weniger Kraftaufwand, strengt es weniger an, was zum Beispiel in meiner Situation ideal ist. Bei einzelnen Übungen kann ich als Spielerin etwas mehr Gas geben, muss dies aber nicht gleich ein ganzes Training durchhalten. Auch lassen sich Übungen aussortieren, die dem Körper nicht guttun. Jeder Mensch ist individuell, hat einen anderen Gesundheitsstand und Körper. Eventuell fallen euch einige Dinge aus gesundheitlichen Gründen schwer oder ihr dürft sie überhaupt nicht machen. Dergleichen lässt sich gut ausmisten. Im Zweifelsfall solltet ihr stets den Rat von einem Arzt einholen und beachten.
Die Übungen bieten ein breites Spektrum an Intensität. Einige Dinge sind relativ simpel umzusetzen und verlangen dem Körper wenig ab. Zum Beispiel der Core-Twist im Stehen. Ein Sumo-Squat bringt euch eher ins Schwitzen. Ich selbst stelle mir meine Übungspalette immer so zusammen, dass ich aus allen Bereichen etwas dabeihabe. So kann ich zwischendurch einige entspanntere Übungen machen, was meiner Ausdauer zugutekommt. Würde ich mit dauerhaft hohem Tempo trainieren, wäre nach kurzer Zeit Feierabend für mich.
Seit ich vor einigen Wochen mit dem Training begonnen habe, konnte ich meine Trainingszeit deutlich steigern. Am Anfang fielen mir auch 3 Minuten noch schwer. Inzwischen komme ich an guten Tagen auf bis zu 25 Minuten Training, bei gestiegener Intensität. Sowohl Kraft als auch Ausdauer haben sich merklich gebessert. Gleichzeitig haben die Fortschritte mit Ring Fit Adventure auch den Weg für andere Dinge – wie das Tanzen, welches ich so sehr liebe – geebnet. Dort muss ich zwar noch immer mit sehr viel kürzeren Einheiten trainieren, weil die Intensität eine andere ist, aber Tanzen ist für mich endlich nicht mehr eine einzige Serie von Fehlschlägen.
Die Steigerung mit Ring Fit Adventure fiel mir nicht zuletzt deshalb so einfach, weil das Spiel mehr als nur das Abenteuer bietet. Ihr könnt über das Menü Einzelübungen starten oder Minispiele absolvieren. So lassen sich nach einem Training im Abenteuermodus noch kleinere Zeiteinheiten anhängen. Auch eigene Sets könnt ihr euch erstellen, oder vorgefertigte nutzen. Dies ist zum Beispiel auch praktisch, wenn ihr das Laufen im Abenteuer nicht mögt oder damit Probleme habt. In Sets könnt ihr schlicht Fitnessübungen aneinanderreihen, ohne dabei Laufeinheiten zu integrieren. Umgekehrt könnt ihr auch nur Laufeinheiten nutzen.
Ein neuer Musik-Modus, der via Update kostenlos zur Verfügung gestellt wurde, ermöglicht euch Training im Rhythmus zu Musikstücken. Die Intensität ist hier relativ hoch, aber auch der Musik-Modus bietet viele kurze Einheiten, die auch bei schlechter Fitness durchaus zu bewältigen sind.
Abgerundet wird das Spiel durch eine Reihe praktischer Funktionen. Da ist zum Beispiel der Multitask-Modus, dank dem ihr auch bei nicht aktiver Switch trainieren könnt. Startet einfach den Modus und zieht zum Beispiel in den Werbeblöcken beim Fernsehen so oft ihr könnt den Ring-Con auseinander. Für eure Aktivität gibt es einmal täglich eine Belohnung. Ihr braucht Hilfe bei der Motivation? Ihr könnt euch Erinnerungen erstellen, die euch zum Training motivieren. Ihr vergesst eine oder bekommt sie nicht mit? Kein Problem! Schaltet ihr eure Switch wieder an, werdet ihr daran erinnert. Zwar könnt ihr die Meldung wegdrücken, doch das schlechte Gewissen mahnt euch gegebenenfalls zum Training.
Nach jedem eurer Trainings gibt es einen Fitnesstipp. Diese decken sowohl Bereiche wie die Ernährung ab als auch Hintergrundwissen zu Muskeln und Co., was eine schöne Sache. Die Tipps sind kurz und nerven euch nicht mit zu viel Background. Daher besteht durchaus die Chance, dass das auch in Teilen hängen bleibt.
Vor und nach dem Training könnt ihr bei einem Stretching etwas für euch und euren Körper tun. Außerdem gibt es immer wieder Erinnerungen an Pausen, Trinkzeiten und die Frage, nach der Intensität. Die lässt sich so leicht erhöhen oder nach unten anpassen. Alles in allem fühlt sich das Spiel rund und durchdacht an. Es motiviert, denkt an viele Kleinigkeiten und macht mir auch nach Wochen noch immer Spaß.
Im Laufe der Jahre habe ich viele Fitnessspiele, Apps und Co. genutzt, da sie mir individuelles Training als Mutter in den eigenen vier Wänden ermöglichen und ich nicht an Trainingszeiten in Vereinen oder Studios gebunden bin. Nur wenige haben mich so sehr begeistert, wie Ring Fit Adventure. Ich bin wirklich froh, es gekauft zu haben, weil es eine Trainingsmöglichkeit ist, die für mich trotz komplizierter Rahmenbedingungen funktioniert. Dies ist nur möglich, weil ich als Spielerin viele Dinge bestimmen kann und auf meinen Körper eingehen kann. Das Spiel liefert mir Möglichkeiten, ich nutze sie ihm Rahmen meiner eigenen Optionen.
Die anhaltende Freude geht zu großen Teilen auf das Konzept des Spiels zurück. Ich muss nicht mühsam für alle möglichen Szenarien Sets erstellen und Vorbereitungen treffen. Ich kann beliebig kurze Kapitel, Minispiele und Einzelübungen machen, wie es mir gerade beliebt. Mein Immunsystem ist derzeit sehr schwach, was zu vielen Rückschlägen führt. Nach einem solchen kann ich aber auch einfach das Spiel einschalten und eines der frühen sehr kurzen Kapitel spielen oder ein paar Minispiele absolvieren. Selbst dabei habe ich noch Optionen der Anpassung, wie etwa gemütlicher laufen, bei den Übungen weniger Kraft einsetzen und weniger anstrengende Übungen verwenden. Dadurch bin ich auch eher motiviert ein Training zu beginnen, wenn ich an einem Tag merke, nicht die Kraft für meine derzeitige Höchstleistung zu haben. Ein kurzes Training ist besser als der komplette Verzicht.
Mein Fazit:
Ich bin wirklich froh, mir Ring Fit Adventure gekauft zu haben. Als jemand der einst viel trainiert hat, bin ich begeistert von der Umsetzung, den Möglichkeiten und den vielen Details. Das Spiel denkt an viele Aspekte und ist ohne jeden Zweifel in enger Zusammenarbeit mit Experten entstanden. Dies ist bei einem solchen Spiel wichtig, da bei Sport viel falsch gemacht werden kann. Nicht jeder hat Vorerfahrung. Ring Fit Adventure versorgt euch mit zahlreichen Tipps. Sowohl allgemeine Hinweise als auch Ausführungen zum korrekten Training begleiten eure Spielzeit.
Die Möglichkeit sehr individuell trainieren zu können ist ein großes Plus. Jeder Mensch ist einzigartig. Nicht jeder ist körperlich in der Lage, intensive Trainingseinheiten absolvieren zu können. Mit Ring Fit Adventure kann ich trotz komplizierter Rahmenbedingungen gut trainieren. Kurze Trainingsmöglichkeiten und wählbare Intensität machen es möglich. In meiner Situation hat sich das Spiel als alltagstauglich und hilfreich erwiesen. Viele Dinge, die ich früher gern gemacht habe – Tanztraining und Ergometer zum Beispiel – sind für mich derzeit aus gesundheitlichen Gründen kaum möglich. Sportliche Aktivität ist in meiner Situation ein Balanceakt. Sie hilft mir schrittweise die enormen Defizite zu reduzieren, die durch Krankheit entstanden sind, birgt aber auch Schadenspotenzial. Da ich nach wie vor krank bin, gilt die höchste Priorität der Einhaltung daraus bestehender Grenzen. Ring Fit ist sehr flexibel, weshalb es für Anfänger und Personen wie mich gut funktioniert. Da Ring Fit Adventure bei einer nicht zu hohen Intensität relativ lässig ist, schaffe ich an guten Tagen auch längere Trainingseinheiten, was der Ausdauer zugutekommt. Für schlechte Tage habe ich diverse Möglichkeiten, für ein sehr kurzes Training. All dies geht ohne Vorbereitungszeit und umständliche Planung. Während dem Training kann zudem spontan reagiert werden, indem die Übungen mit mehr oder weniger Kraftaufwand ausgeführt werden. Mit Kompromissen ins Ziel kommen ist motivierender, als aufgeben zu müssen.
Ring Fit Adventure überzeugt mit Details und Inhalten. 60 Fitness-Übungen sorgen für Abwechslung und Spaß. Das Spiel ist so konzipiert, das es für viele Menschen funktioniert. Es ist kinderleicht und kinderfreundlich. Es spielt auch keine Rolle, wie gut oder schlecht der Spieler schon trainiert ist. Ihr bestimmt euer Training.
Bildquelle: Nintendo