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Ghost of Tsushima Review

Gedieh ‘n aus Trümmern

Wie bereits erwähnt thematisiert das Spiel die Mongoleninvasion in Japan. Niedergebrannte Häuser, für den Krieg gerodete Bäume, grausam abgeschlachtete Menschen, zerstörte Ruhestätten und viel mehr sind Zeugnisse der Invasion. Das Spiel lässt euch dies aber immer wieder vergessen. Zwischen aufsteigenden schwarzen Rauchsäulen könnt ihr malerische Orte wie bunte Wälder, alte Schreine und einladende heiße Quellen entdecken. Während einige Orte vom Krieg verwüstet wurden, sind andere unberührt geblieben. Ihre Schönheit steht im krassen Wiederspruch zu der Invasion, die die Insel überzieht.

Festhalten könnt ihr diese Momente mit dem Fotomodus, der qualitativ überzeugt. Ihr könnt mit einer Reihe von Einstellungen viel an euren Bildern verändern. Verschiedene Filter können den Eindruck verändern, während Partikel, wie Kirschblüten, die Kulisse aufwerten können. Auch Details wie Windrichtung, Uhrzeit, Wetter und Brennweite lassen sich anpassen. Natürlich könnt ihr nicht nur solch friedliche Momente in Szene setzen und festhalten. Auch das Zusammentreffen mit Gegnern lässt sich eindrucksvoll festhalten und darstellen. Kaum ein Fotomodus hat mich in den letzten Jahren so sehr bei Laune gehalten wie der in Ghost of Tsushima. Allein damit habe ich zahlreiche Stunden verbracht.

Dies liegt nicht zuletzt an dem gelungenen Spiel mit Licht. Die Entwickler haben sich bei der Beleuchtung sichtbar Mühe gegeben. Dadurch entstehen immer wieder malerische Szenen. So gibt es zum Beispiel einige sehr dichte Bambuswälder, in die nur wenige Lichtstrahlen fallen. Ihr seht bei Nacht kaum die Hand vor Augen. Dadurch entsteht eine angenehme Atmosphäre. Auch der Blick hinaus auf das Meer, wenn die Sonne hinter dem Horizont verschwindet, begeistert mich immer wieder. Wenn ihr Ghost of Tsushima spielt, solltet ihr euch unbedingt die Zeit nehmen, einfach durch die Landschaft zu streifen und ihr Aufmerksamkeit schenken. Egal ob auf dem Rücken eures Pferdes, oder zu Fuß.

Auch bei den Nebentätigkeiten ist Sucker Punch bemüht, euch nicht nur Blut vergießen zu lassen. Dafür habt ihr dank zahlreichen von Mongolen besetzten Lagern und zufälligen Zusammentreffen in der offenen Spielwelt jede Menge Gelegenheit. Abseits davon spürt ihr heiße Quellen auf, übt an Bambusständen, helft den Bewohnern der Insel, lasst euch von Füchsen zu Schreinen führen und noch mehr. Eines meiner persönlichen Highlights sind die Haiku, die im Spiel verfasst werden können. Dafür dienen einige besonders inspirierende Schauplätze. Pro Textzeile stehen euch drei Varianten zur Verfügung. Eigentlich eine völlig banale Spielerei, doch sie versprühen ihren ganz eigenen Charme und sind beruhigend.

Die offene Spielwelt von Ghost of Tsushima gefällt mir ausgesprochen gut, da sie für mich ausmacht, was eine offene Welt auszeichnen sollte. Auf der einen Seite ist sie gefüllt mit einigen sammelbaren Objekten, Nebenmissionen und Dingen – auf der anderen Seite bietet sie mir Freiraum. Startet ihr euer Abenteuer, ist die Karte verdeckt. Selbst wenn ihr diese im Spielverlauf offenlegt und alle Inhalte abgrast, lässt euch die Spielwelt genug Raum, um eure Wege zu gehen und um in Ruhe zu erkunden. Das Spiel verzichtet darauf, euch an jeder Ecke ein Symbol vor die Füße zu werfen, welches abgearbeitet werden möchte.

Die Balance aus Action und ruhigen Momenten kann überzeugen. Historisch ist das Spiel natürlich nicht in jeder Hinsicht korrekt. Die Entwickler haben sich gestalterische Freiheiten herausgenommen. Zwar gab es die Invasion tatsächlich, die Akteure im Spiel sind jedoch fiktiv. Auch das Gameplay dient der Unterhaltung und nicht maximalem Realismus. Das Spiel erhebt keinen Anspruch auf korrekte Darstellung und Erzählung. Es ist ein fiktives Werk, mit hohem Unterhaltungswert und keine historisch korrekte Nachbildung von Ereignissen. Wie so viele Erzählungen über Samurai, ist auch diese romantisch sehr verklärt.

Zwar steckt hinter Ghost of Tsushima kein japanisches Entwicklerstudio, nichtsdestotrotz steht eine japanische Sprachausgabe zur Verfügung. In meinem Spieldurchgang habe ich mich für diese entschieden und wurde nicht enttäuscht. Hier und dort passt die Lippensynchronität leider nicht ganz. Dennoch hat mir die japanische Sprachausgabe atmosphärisch gut gefallen. Zu der kann auf Wunsch auch ein Kinomodus beitragen. Dieser ist an Samurai-Filme angelehnt und stellt das Spiel in Schwarz-Weiß dar.

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Mein Fazit:

Das Jahr 2020 mag in mancher Hinsicht surreal erscheinen, in Sachen Spielen hat es mich bisher allerdings nicht enttäuscht. Animal Crossing, Gears Tactics und The Last of Us Part II sind nur einige Beispiel für Spiele, die mich in diesem Jahr gut unterhalten haben. Unbestreitbar ist mein bisheriger Höhepunkt des Jahres jedoch Ghost of Tsushima. Das Spiel bietet eine faszinierende offene Welt. Die Spielwelt bietet mir, was ich von einer solchen erwarte. Auf der einen Seite ist sie gefüllt mit reichlich Aufgaben, um mich viele Stunden zu beschäftigen, auf der anderen lässt sie Raum für mich. Raum, der nicht mit Symbolen überfüllt ist und dadurch Anreize schafft, die Welt auf eigene Faust zu erkunden.

Fernab von Wegen und Handlungsschauplätzen verbergen sich malerische Orte, die mich immer wieder zum Verweilen verführen. Dabei überzeugt das Spiel mit seinem Kontrast. Auf der einen Seite ist da die Mongoleninvasion, die als Storyrahmen dient. Die Gräuel des Krieges sind deutlich präsent. Sei es durch den an einem Baum hängenden Leichnam oder die fernen Rauchsäulen, die sich dem Himmel entgegenrecken. Geplünderte Dörfer und zerrissene Familien zeugen von der Brutalität der Invasoren. Auf der anderen Seite bietet die Spielwelt eine Vielzahl malerischer Orte, die unberührt sind und für einen Moment den Kriegsschauplatz vergessen lassen. Manchmal streife ich einfach stundenlang durch die Landschaft und erfreue mich an ihrer Schönheit.

Weitere Höhepunkte sind die gut inszenierte Story, der kraftvolle Soundtrack und das packende Gameplay im Kampf. Vor allem die Duelle stechen hier hervor – sofern diese auf einem der höheren Schwierigkeitsgrade gespielt werden. Ein mitreißenderes Samurai-Abenteuer hätte ich mir nicht wünschen können.

Offenlegung: Das Spiel wurde freundlicherweise kostenlos zur Verfügung gestellt.

Bildquelle: Eigene Screenshots aus dem Spiel Ghost of Tsushima

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