Age of Empires 3 Definitive Edition

Age of Empires III: Definitive Edition Review

Entwickler:         Tantalus Media, Forgotten Empires 
Publisher:          Microsoft
Genre:              Echtzeitstrategie
Plattformen:        PC
Preis:              ca. 19,99 Euro
Offizielle Website: https://www.ageofempires.com/games/aoeiiide

Kaum eine Strategie-Spiel-Reihe erfreut sich so einer großen Beliebtheit wie Age of Empires. Nachdem Microsoft bereits erfolgreich Teil 1 und 2 als Definitiv Edition relauncht hat, ist nun Age of Empires III an der Reihe. 2007 erschienen, erfreute sich der Ableger zwar durchaus positiver Kritiken, konnte aber sowohl vom Medienecho als auch von der Beliebtheit nicht an die Erfolge der Vorgänger anknüpfen. Umso gespannter waren wir zu sehen, was die Entwickler aus Age of Empires III: Definitive Edition herausgeholt haben.

Die Age of Empires III: Definitive Edition enthält wie auch der Vorgänger das Grundspiel samt Erweiterungen. Käufer erhalten also die Erweiterungen “The WarChiefs” und “The Asian Dynasties” im Bundle mit dem Hauptspiel. Was sich bereits nach viel anhört, wird noch durch die zwei neuen Zivilisationen Schweden und Inka aufgewertet. Diese erhalten zwar keine eigenen Kampagnen, doch das schadet bei dem Umfang nicht weiter. Neu hinzugekommen sind auch die historischen Schlachten und die Kunst des Krieges Missionen.

Bei den historischen Schlachten handelt sich um eine Reihe Einzelspieler-Szenarios bei der Spieler historische Schlachtfelder erleben dürfen. Diese stellen grundunterschiedliche Szenarios da und sind eine willkommene Ergänzung zum ohnehin schon üppigen Singleplayer-Erlebnis.

Selbstsprechend erstrahlt die Age of Empires III: Definitive Edition in neuem Glanz. Texturen wurden überarbeitet, Details hinzugefügt, eine Umgebungsverdeckung für scharfe Kantenübergänge ergänzt, das Wasser aufgebohrt und mit hübschen Reflexionen versehen. Außerdem wurde der übertriebene Bloom-Effekt reduziert. In kurz: Das Spiel sah 2007 schick aus, heute sieht es wieder schick aus. Das trifft auf die Einheiten allerdings nur teilweise zu, manche Figuren wirken gerade in Anbetracht der hübschen Szenerie eher plump in ihrer Darstellung. Störend fällt außerdem der deutliche Unschräfeeffekt der Kantenglättung auf. Durch ihn wirkt das Bild insgesamt ausgewaschen, was aufgrund teils mangelnder Konstrastverhältnisse durchaus anstrengend sein kann.

Auf den Mehrspielermodus soll die “Kunst des Krieges” vorbereiten. Der aus Age of Empires II: Definitive Edition bekannte Spielmodus enthält eine Reihe Tutorials zu den grundlegenden Mechaniken des Spiels. Unter anderem erfahren neue Spieler, was es mit dem Kundschafter auf sich hat, wie die Wirtschaft in Age of Empires III: Definitive Edition funktioniert und wie man sich verteidigt oder angreift. Im Vergleich zum Vorgänger hält sich die taktische Tiefe jedoch in Grenzen. Bei Teil 2 bietet “Die Kunst des Krieges” deutlich mehr strategische Hinweise. Das kann sich aber im Laufe der Zeit mit Updates noch ändern. Alle Kriegskunst hilft allerdings nicht, wenn die Künstliche Intelligenz versagt. Das kommt doch öfters mal vor. Einheiten laufen unnötige Umwege, Geschütze werden nicht im Modus umgeschaltet oder Gegner verhalten sich absolut irrational. Hier muss eindeutig noch an ein paar Stellschrauben gedreht werden.

Um die Zugänglichkeit zum Mehrspieler zu verbessern, stehen den Zivilisationen gleich zu Beginn alle Deckkarten zur Verfügung. Die Decks stellen in Age of Empires III eine wichtige strategische Komponente dar. Sie ermöglichen unter anderem den Zugang zu Rohstoffnachschub, einzigartigen Einheiten, Verbesserungen und Gebäuden. Dank Hunderter unterschiedlicher Karten sind diese absolut personalisierbar und dem eigenen Spielstil anpassbar. Während 2007 noch das freischalten von Karten erforderlich war und gerade Veteranen so einen Vorteil hatten, entfällt diese Hürde in der Definitive Edition. Der Stufenaufstieg der Heimatstadt im Mehrspieler ist daher nur noch symbolischer Natur. Eine Option, das alte Freischaltsystem zu wählen, wäre an dieser Stelle zwar schön, von der Balance her macht die Entscheidung jedoch absolut Sinn.

Weniger verständlich ist jedoch, wieso der Mehrspieler sonst stiefmütterlich behandelt wurde. Besonders verwunderlicher ist die Entscheidung, wenn man bedenkt, dass gerade dieser die Schwäche beim ursprünglichen Release darstellte. Im Vergleich zu Age of Empires II wirkt der Mehrspieler bei Teil 3 noch immer nur halbgar. Die Zivilisationen unterscheiden sich immerhin deutlicher und die Karten weisen eine bessere Balance auf. Letzteres jedoch zu Lasten des fehlenden Zufallsfaktors. Dies sind aber Aspekte, die bereits 2007 vorhanden waren. Viel unangenehmer stoßen die mangelnden Einstellungsmöglichkeiten des Mehrspielers auf. Ganz gleich ob viel zu große Zeitabstände beim Friedensvertrag, fehlende Spielmodi oder andere Einstellungsmöglichkeiten. Ein wenig wirkt es so, als hätten die Entwickler nicht die Muse gehabt, den Mehrspieler vielfältiger zu machen.

Wo sind höhere Bevölkerungsgrenzen? Die analoge Version zu Spielvarianten wie Königsmord oder Reichskriege? Wiese kann ich die Siegbedingungen nicht individualisieren oder die Ressourcen einstellen? Es gibt noch nicht einmal die Möglichkeit, die Kartengröße unabhängig der Spieleranzahl zu wählen. Wenigstens bietet der Handicap-Modus eine nette Option für Spielergruppen mit unterschiedlichen spielerischen Fähigkeiten.

Eine ähnlich inkonsequente Umsetzung wie beim Mehrspieler zeigt sich in der deutschen Übersetzung. Der Mix aus Denglisch, teils mangelhaften oder fehlenden Übersetzungen und der Mangel einer deutschen Sprachausgabe bei den historischen Schlachten muten halbgar an. Es ist lobenswert, dass man die Klischees über die Darstellung von Ureinwohnern aus der Welt geräumt hat. Vorbei die Zeiten in denen diese vorrangig als „Wilde“ dargestellt werden. Entsprechend wurden Bezeichnungen angepasst und Szenerie sowie Sequenzen verändert. Es steht aber zu bezweifeln, inwieweit die Umbenennung des “Kolonialzeitalters” in “Entdeckungszeitalter” einen relevanten Beitrag zur Aufklärung beiträgt. Verleumdung der Vergangenheit ist nicht unbedingt der beste Weg zur Bewältigung der eigenen Geschichte..

Fazit:

Age of Empires III ist zweifelsfrei ein gutes Spiel, doch nicht das beste Age of Empires. Daran ändert auch die Definitive Edition nichts. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Änderungen am Multiplayer und die Zugänglichkeit für Strategiespielanfänger einiges zu Wünschen übrig lässt. Die modernisierte Optik bringt das Spiel zwar ins Jahr 2020, doch das Spielgefühl reicht an die Vorgänger einfach nicht heran. Age of Empires III: Definitive Edition wirkt wie ein Einzelspieler-Strategiespiel mit Multiplayer Aufsatz. Schade eigentlich, denn es wäre keine Schande gewesen, für so ein umfangreiches Paket 10 Euro mehr zu verlangen und dabei den Mehrspieler aufzuwerten. So ist es allerdings fraglich, ob der Mehrspieler an die Beliebtheit des Vorgängers anknüpfen kann.

Trotz allem bleibt es für gerade einmal 19,99 Euro ein super Spielepaket und ein Muss für Echtzeitstrategiefans. Dass zwei Zivilisationen und zwei Spielmodi hinzugekommen sind, ist eine nette Dreingabe. Das Problem von Age of Empires III findet sich allerdings nicht beim Umfang, sondern in der Substanz. Daran ändert auch die Definitive Edition nichts. Die Tatsache, dass die Definitive Editions der beiden Vorgänger nach Release reichlich Quality of Life Updates erhalten haben, lässt die Hoffnung auf tiefergreifende Verbesserungen für den Mehrspieler weiterleben. Bis dahin bleiben ein fader Beigeschmack und eine vertane Chance. Teil 4 schafft dann hoffentlich den Spagat zwischen modernem und klassischen RTS und wird ein würdiger Nachfolger für Age of Empires II – besonders im Mehrspieler.

Offenlegung: Für dieses Review wurde das Spiel freundlicherweise kostenlos zur Verfügung gestellt.

Bildquelle: Microsoft

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