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Shelter 3 Review

Entwickler:         Might and Delight
Publisher:          Might and Delight 
Genre:              Survival, Abenteuer 
Plattformen:        PC 
Preis:              ca. 12,49 Euro 
Offizielle Website: https://shelter.mightanddelight.com/

Vom Weg abgekommen

Im August 2013 veröffentlichte Entwickler Might and Delight das Survivalspiel Shelter und erlangte damit Bekanntheit. Die Kritiken waren zwar nicht überragend, bei Spielern kam das Produkt allerdings gut an. Der Nachfolger konnte an den Erfolg anknüpfen. Mit Shelter 3 ist jüngst ein weiterer Ableger erschienen. Nach Dachs und Luchs schlüpft ihr dieses Mal in die Rolle einer Elefantenkuh. Ihr übernehmt die Rolle der jungen Mutter Reva. Dabei müsst ihr euch nicht nur um den eigenen Nachwuchs kümmern, sondern auch eine kleine Herde Elefanten anführen. Die Matriarchin der weitestgehend zersprengten Herde ist in die Jahre gekommen und kann ihre Rolle nicht mehr wie einst ausfüllen. Die Zeit von Reva ist gekommen.

Ihr führt in Shelter 3 eine kleine Elefantenherde durch den Dschungel und sorgt für sie. Dabei spielen sowohl soziale Aspekte eine Rolle als auch Bedürfnisse wie Hunger und Durst. Nicht zu vergessen die Gefahren, die im Dschungel lauern. Die Herde bietet zwar grundsätzlich einen gewissen Schutz, doch die hochbetagte Matriarchin und die Jungtiere sind auf diesen auch angewiesen. Viele Tiere leben friedlich neben euch und sind für die großen Elefanten keine Bedrohung. Mit Räubern wie Tigern und Krokodilen ist allerdings nicht zu spaßen.

Die meisten Mitglieder eurer Herde können mit Nahrung versorgt werden, indem ihr mit Früchten bewachsene Bäume anrempelt. Dadurch fällt das Obst zu Boden und kann von den Tieren gefressen werden. Da Elefanten Säugetiere sind, müsst ihr euer Jungtier säugen. Die Färbung des Elefantenkalbs dient hier als Indikator. Verblasst die Haut zu einem Grauton, ist euer Kalb hungrig. Während die Versorgung des Kalbs unkompliziert ist, erweist sich die Nahrungsbeschaffung für die restliche Herde teilweise als lästig. Dies liegt nicht etwa an zu raren Ressourcen, sondern an Bugs.

Ich habe zwei Spielstände deshalb aufgegeben, da das Anrempeln der Bäume nicht funktionierte, obwohl die Steuerung denkbar simpel ist. Egal wie oft und aus welcher Richtung ich einen Früchte tragenden Baum anrempeln wollte, es tat sich einfach nichts. Die Früchte verblieben auf den Bäumen und die Herde verhungerte nach und nach. Die verbleibenden Tiere quittierten das Sterben der Artgenossen mit gebrochenen Herzen. Zumindest in Symbolform. Ohne dieses Symbol würde die Trauer um die ehemaligen Gefährten kaum ins Auge fallen. Ein verstorbener Elefant löst sich wenige Augenblicke nach dem Ableben in Luft auf. Die emotionale Tiefe der Vorgänger bleibt hier leider zum Teil auf der Strecke. Stattdessen wird diese vor allem durch Frust über Bugs ersetzt. Das Gameplay von Shelter 3 ist simpel und zweckmäßig. Eigentlich kein Hexenwerk, würde denn alles reibungslos funktionieren.

Da Shelter 3 ein Survivalspiel ist, sind Ressourcen zumindest teilweise knapp. Während es Wasser oft in großer Menge gibt, sind Früchte deutlich rarer. Wenn ihr dann das Pech habt und gleich zwei Bäume hintereinander einfach keine Früchte für euch abwerfen wollen, ist das Spiel auch schon fast gelaufen. Natürlich könntet ihr euch dann selbst auf die wenigen Früchte stürzen und eure Herde opfern. Das Spiel heißt aber nicht Last Elephant Standing. Das Ziel der meisten Spieler dürfte es sein, die Herde als Ganzes an ihr Ziel zu führen und dafür braucht es eben Nahrung für alle Tiere.

Während ihr im Vorgänger eine Luchsmutter gespielt habt, die ihre Jungtiere aufziehen musste, bis diese schließlich selbst überlebensfähig waren, wenn ihr sie denn lange genug behüten und versorgen konntet, bewegt ihr euch in Shelter 3 von Landmarke zu Landmarke. Diese spinnen den Storyfaden. Die Marken sind zudem wie eine Weggabelung. Von jeder führen euch zwei potenzielle Pfade weiter. Was euch in den einzelnen Abschnitten erwartet, ist unterschiedlich. So gibt es zum Beispiel Regionen, die reich an Nahrung sind, dafür aber verhältnismäßig viele Raubtiere beheimaten. In anderen Bereichen werdet ihr völlig von Raubtieren verschont, Nahrung ist dafür Mangelware und wenn ihr nicht schnell genug euren Weg hindurch findet, kann dies das Leben eurer Elefanten kosten, da sie der Hungertod dahinrafft.

Leider gelingt es dem Spiel nicht, eine so starke Bindung zu den Tieren zu knüpfen, wie dies in den Vorgängern der Fall war. Dies ist aber nicht der Story anzukreiden, sondern viel mehr der Umsetzung der Tiere geschuldet. Die wirken austauschbar und beliebig. Eine eigene Persönlichkeit lässt sich nicht erkennen. Schade, die Vorgänger haben hier einen deutlich besseren Job gemacht und mehr Nähe zu den Tieren geschaffen. In Shelter 2 hat jeder Verlust eines Kindes deutlich geschmerzt und mich dazu  motiviert, es beim näcshten Spieldurchgang besser zu machen. Dazu kommen mit Pech ärgerliche Bugs im neuesten Ableger. Einen Elefanten habe ich zurückgelassen, da der sich ums Verrecken nicht mehr bewegen wollte. Warum? Da es keinen ersichtlichen Grund dafür gab, rätsel ich darüber bis heute.

Was bleibt, ist eine zwiespältige Spielerfahrung. Ja, auch Shelter 3 hat ein paar schöne Stunden mit sich gebracht und ich habe es letztlich genossen. Gleichzeitig war der Frust über manchen Bug groß. Leider sind die halt manchmal sogar ein Gamebreaker. Mein erster Versuch endete mit einem genervten Quit. Zwischenzeitlich zweifelte ich sogar an meinen Fähigkeiten. Liegt´s an mir? Nö, wie sich herausstellte, berichten andere Spieler von eben jenen Problemen, die auch mir begegnet sind. Etwas mehr Feinschliff hätte dem Spiel gutgetan. Mit den Änderungen am Konzept und dem stärkeren Fokus auf die Story kann ich leben.

Punkten kann das Spiel mit dem typischen Shelter-Look und einem gewohnt guten Soundtrack. Die meiste Zeit werdet ihr auf eurer Reise von ruhiger, angenehmer Musik begleitet. In Gefahrensituationen nimmt die musikalische Untermalung bedrohlicher wirkende Töne an, die das Gefühl der Gefahr transportieren.

Shelter 3 Screenshot

Mein Fazit:

Shelter 3 erweckt den Eindruck, Entwickler Might and Delight wollte etwas frischen Wind in die Reihe bringen. Dies ist tatsächlich gelungen, allerdings nicht nur zum Besten. Der Versuch, dem Spiel eine dichtere Story zu geben, ist durchaus gelungen, geht dafür aber auch zulasten des Wiederspielwerts. Hatte ich bei Shelter 2 noch jede Menge Motivation, den Titel immer und immer wieder zu spielen, waren meine Replays bei Shelter 3 leider primär Bugs geschuldet. Ihr könnt verschiedene Routen einschlagen, die abwechslungsreich gestaltet sind. Spätestens wenn ihr die einmal abgegrast habt, dürfte die Luft aber auch raus sein. Emotional kann das Spiel nicht so sehr berühren wie die Vorgänger. Es fehlt die tiefe Bindung zur Herde, deren Mitglieder austauschbar wirken und eine eigene Persönlichkeiten vermissen lassen. In dem Punkt haben die Vorgänger mehr geleistet. Sofern die Entwickler die aktuell noch bestehenden Fehler beheben, wird eine runde Spielerfahrung draus. Von der Qualität her dürfte die aber auch dann etwas hinter der vom guten Vorgänger zurückstehen. Schade! Die Ansätze sind gut. Stärken der Vorgänger bleiben hier aber leider zum Teil auf der Strecke und können von den überzeugenden Neuerungen nicht ausreichend aufgefangen werden.

Bildquelle: Might and Delight

Offenlegung: Das Spiel wurde freundlicherweise kostenlos zur Verfügung gestellt.

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