Entwickler: MorpheusZ Publisher: MorpheusZ Genre: 3D-Plattformer Plattformen: PC (Steam) Preis: ca. 12,49 Euro Sprachen: Englisch (keine deutsche Lokalisation)
Am Ra An der Zeit gedreht
Zeitmechaniken sind in Spielen inzwischen eher verpönt. Sie gelten als Stressfaktor und sind wohl nicht mehr gerade, was man als zeitgemäß bezeichnen würde. Ein Spiel wie The Legend of Zelda: Majora’s Mask würde heute womöglich gar nicht erst erscheinen. Entwickler MorpheusZ hat sich mit Time Master dennoch an einem Spiel mit Zeitmechanik versucht. Herausgekommen ist ein niedlicher 3D-Plattformer.
Darum geht es im Spiel: Ihr schlüpft in die Rolle von Zeno. Der hat – aus Versehen – seine Schwester verbannt. Wupps, gar nicht cool! Um den angerichteten Schlamassel aus der Welt zu schaffen, muss Zeno Fragmente sammeln. Die erhält er für das Lösen von Puzzles. Hier kommt die erwähnte Zeitmechanik zum Tragen. Ziel ist es, jedes Level in möglichst wenig Zeit abzuschließen. Um alle Fragmente in einem Level zu erhalten, dürft ihr euch keine Fehler erlauben. Klingt dramatisch, ist aber machbar, da die einzelnen Level überschaubar und klein sind. Es ist also nicht nötig, sich allzu komplexe Abläufe einzuprägen.
Zeit spielt in Time Master nicht nur für den Abschluss der Rätsel eine entscheidende Rolle, sondern auch bei deren Lösung. Zeno ist ein Zauberer, der mit der Zeit spielen kann. Was bedeutet dies konkret? Um ein Level abzuschließen, müssen alle Fragmente darin eingesammelt werden und anschließend gilt es zum Zielfeld zu laufen. Um dies schnell genug für alle drei Sterne zu schaffen, müsst ihr euch „aufteilen“. Ihr manövriert Zeno zu Fragmenten und später auch Schaltern und Co. und erledigt damit einen Teil, um dann die Zeit zurück zu drehen. Eine Art Klon von Zeno wird nun den zuvor zurückgelegten Weg exakt wie zuvor von euch erledigen und dabei auch Schalter und Co. aktivieren. Ihr könnt derweil den kleinen Magier steuern und die anderen Fragmente einsammeln, freigewordene Wege begehen und ins Ziel laufen. Einfach ausgedrückt: In jedem Level gilt es zu schauen, wie teilt ihr euch so auf, um alle Fragmente einsammeln zu können und schnell genug ins Ziel zu kommen.
Das Gameplay erfindet in dieser Form das Rad nicht neu und hat mich an das zauberhafte The Misadventures of P.B. Winterbottom erinnert. Wenngleich sich beide doch weitestgehend voneinander unterscheiden, erschafft ihr auch dort einen Klon eurer Figur und löst so die Rätsel des Spiels. Spaß macht es dennoch und derlei Spielmechaniken sind nicht annähernd so abgenutzt wie die berühmte Ubisoft-Formel.
Wenn ihr Freude an Zeitmanipulation habt, ist Time Master einen Blick wert. Das Spiel bietet einige knackige Rätsel und dürfte damit vor allem all jene ansprechen, die Kopfnüsse mögen. Kommt ihr doch einmal nicht weiter, gibt es die Möglichkeit, einen Hinweis aufzurufen. Bedauerlicherweise sind diese nicht direkt in das Spiel integriert. Ein Klick auf Hint führt euch lediglich in den offiziellen Discord-Kanal und damit aus dem Spiel. Eine direkte Integration wäre wünschenswert und würde auch keinen Account bei Discord voraussetzen.
Wenn ihr Zeitmechaniken als zu stressig empfindet, ist Time Master nicht euer Spiel. Um in einem Level drei Sterne zu sammeln, müsst ihr die Lösung wirklich raushaben und auf direktem Wege ins Ziel. Schon ein falscher Schritt reicht in der Regel aus und es geht sich zeitlich nicht mehr auf. Spaß hatte ich trotzdem damit. Ich bin selbst nicht der größte Fan von Zeitmechaniken, die Level im Spiel sind allerdings ausgesprochen kurz und die Lösungen eine Frage von Sekunden. Daher passt es – zumindest für mich – in dem Fall. Das Spiel ist ideal, um es für ein oder zwei Level anzuwerfen und ein paar Minuten zu knobeln.
Gut gefallen hat mir, dass das Spiel – je nach Leistung – mehrere Level freischaltet und diese auch nicht in einer festen Reihenfolge gespielt werden müssen. Kommt ihr zu einem Rätsel, dessen Lösung euch nicht auf Anhieb in den Sinn kommt, könnt ihr einfach raus und zunächst an anderen knobeln. Dadurch kommt kein Frust auf, steht man an einer Stelle auf dem Schlauch. Spielen lässt sich das Game mit Tastatur als auch Controller. Letzteren empfand ich als deutlich angenehmer. Ich konnte zwar auch mit der Tastatur die Rätsel in der benötigten Zeit abschließen, empfinde es damit aber als etwas mühsamer. Zum Einsatz kam ein Xbox One Controller. Mit der Tastatur sind vor allem die Brücken und schmale Passagen eine echte Gradwanderung und eine Frage von viel Fingerspitzengefühl.
Mein Fazit:
Zeitmechaniken sind kaum noch ein Ding, Time Master versucht sich trotzdem daran. Auch ich bin nicht der größte Fan von derlei Dingen, hatte hier aber tatsächlich meinen Spaß daran. Die Level sind kurz und überschaubar – und doch sind sie fordernd. Während selbst in Genres wie Adventures inzwischen immer öfter auf eher leichte Mechaniken gesetzt wird und die Erzählung in den Vordergrund rückt, versprüht dieses Spiel Retrocharme und wirkt damit – im positiven Sinne – aus der Zeit gefallen. Einzig die Steuerung empfinde ich mit der Tastatur als etwas friemelig. Die Präsentation ist technisch schlicht, aber niedlich. Falls ihr noch Zweifel habt, ob das Spiel etwas für euch ist, sei euch die kostenlose Demo ans Herz gelegt.
Bildquelle: MorpheusZ
Offenlegung: Das Spiel wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.