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Guild Wars 2: End of Dragons Review

Guild Wars 2 End of Dragons stellt die dritte Erweiterung des beliebten MMORPGs aus dem Hause ArenaNet dar. Das Addon führt, wie die Namensgebung verrät, die 2012 mit Veröffentlichung des Hauptspiels begonnene Geschichte rund um die Drachen zu Ende. Nachdem 2017 mit Path of Fire die zweite Erweiterung veröffentlicht wurde, folgte eine lange Reihe an Content-Updates – die sogenannte Living Story. Nachdem 2020 dann endlich wieder eine Erweiterung angekündigt wurde, rasten die Erwartungen in die Höhe. Wir haben uns Guild Wars 2: End of Dragons im Detail angeschaut und verraten euch, worauf sich Fans, Rückkehrer und Neueinsteiger freuen können.

Der Höhepunkt der Drachensaga

End of Dragons stellt das Finale der Geschichte dar, die mit Guild Wars 2 im Jahr 2012 in die Wege geleitet wurde. Die Geschichte Rund um die Drachen von Tyria. Die Geschichte führt die Spieler auf den asiatisch angehauchten Kontinent Cantha. Der mag Spielern des ersten Teils schon länger ein Begriff sein. Bereits der Vorgänger nutzte diesen 2006 als Schauplatz in Guild Wars: Factions.

Nach über einem Jahrhundert der Isolation hat sich in Cantha viel verändert. Andeutungen auf die Veränderungen wurden in der Welt von Guild Wars 2 immer wieder gemacht. Nun dürft ihr diese endlich mit eigenen Augen begutachten. Anlass ist die Entführung eines eurer Teammitglieder durch die berüchtigten Ätherklingen Himmelspiraten. Deren Boss, Mai Trin, mag manch einem als Fraktalboss schon öfters begegnet sein. Guild Wars 2 End of Dragons nutzt die Gelegenheit, die bisher eindimensionale Figur zum mehrschichtigen, komplexen Charakter auszubauen.

Ein Ansatz, den die Macher der Reihe schon an anderer Stelle versuchten, lange aber nicht mehr so gut umsetzten. End of Dragons zeigt neue Ansätze bei der Entwicklung der Charaktere. Fast zehn Jahre nach Start von Guild Wars 2 wird die Atmosphäre des Spiels nicht nur ernster, sondern auch erwachsener. Nachdem die Living Story im Kapitelformat über Jahre hinweg zwar konstant, aber eher zäh die Geschichten der Welt erzählte, vollziehen die Entwickler mit der neuen Erweiterung eine Kursänderung. Das mag auch daran liegen, dass eine Erweiterung deutlich mehr Potenzial für Storytelling bietet als fragmentierte Kapitelveröffentlichungen.

Guild Wars 2 End of Dragons setzt sich über die quartalsweise Veröffentlichung hinweg und mit seiner rund zehnstündigen Geschichte teils alte und neue Erzählansätze um. Trotz der reiferen Geschichte können sich die Story-Writter noch immer nicht von teils übertriebener Dramaturgie trennen. Die Synchronisation der Dialoge fällt dabei in der deutschen Fassung deutlich schlechter aus als im englischen Original. Wer Wert auf Emotionalität legt, sollte daher die Sprachausgabe umschalten. Das Schaudern bei mancher Szene wird dadurch allerdings nicht besser. Insgesamt wechselt die Erzählweise der Erweiterung zwischen instanziierten Erlebnissen und Dialogen in der offenen Welt. Diese Erlebnisse spielen in den vier neuen Gebieten von End of Dragons: Die Provinz Seitung, Neu-Kaineng, Echowald-Wildnis und Drachensturz.

Der Soundtrack ist etwas zurückhaltender als in den vorherigen Erweiterungen, aber mitnichten schlechter. Er setzt primär auf asiatische Klänge und spart sich Höhepunkte für seltene und passende Momente auf. Das Arrangement ist gelungen, vielfältig und harmoniert wunderbar mit der akustischen Untermalung der Spielumgebung. In der Echowald-Wildnis etwa erinnern viele Klänge an einen richtigen Wald. Besonders kommt dies zum Tragen, wenn mit Kopfhörern gespielt wird. Habt ihr Guild Wars: Factions gespielt, vermag euch manches Stück des Soundtracks gedanklich zurück in die Vergangenheit teleportieren. Er ist eine gelungene Hommage an das Add-on des Vorgängers und greift diesen immer wieder auf, ohne ihn einfach zu kopieren.

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Cantha in Guild Wars 2 End of Dragons

Spieler durchwandern bereits aus Guild Wars bekannte Gebiete, doch die Entwickler nutzen – mal mehr oder weniger gut – die Gelegenheit, um auch neue Spieler in Cantha einzuführen. Dafür gibt es zahlreiche Punkte in der Welt mit Informationen, Sammlungen an Büchern und verschiedene Dialoge mit NPCs. Wer lesefaul ist, wird hier weniger seine Freude haben. Die Brücke zum ersten Guild Wars-Teil steht nicht im Fokus, wird aber mit vielen kleinen Details erzählt.

Viel präsenter ist hingegen die Story rund um die Ereignisse, welche zum Namensgebenden Höhepunkt führen. Bereits die Living Story setzte auf eine immer intensivere Verzahnung von instanziierten Geschichten und Open World-Events. Auch End of Dragons führt dieses Konzept fort und bietet dabei zwei sich ergänzende Storyerzählungen. Während in der offenen Welt die Geschichte der Fraktionen durch Events und Dialoge erzählt wird, werden diese in den Story-Instanzen dann umgesetzt. Die Verzahnung ist dabei stellenweise so stark, dass manche Story-Abschnitte ohne die Events aus der offenen Welt gar keinen Sinn ergeben.

Das ist aber nur ein kleiner Wermutstropfen, denn die Events aus Guild Wars 2 End of Dragons markieren einen neuen Höhepunkt. Interessante Geschichten kreuzen hier unterhaltsame Events. Hier treffen hoher Wiederspielwert und gut ausbalancierte Mechaniken aufeinander. Bosse und Events setzen noch mehr als früher auf abgespeckte Varianten von Raidmechaniken. In Vorbereitung auf diese, sind sogar die grundlegenden Spielmechaniken wie Ausweichen, Trotzleiste und Schadensfelder Teil der Storyeinführung – es gibt endlich ein Spielmechaniken-Tutorial

In einfacher Form finden sich diese Mechaniken auch in den Story-Abschnitten wieder und in komplexer Form in den neuen Angriffs-Missionen. Diese stellen einzelne Raidbosse dar, welche in Gruppenkämpfen von zehn Spielern eine besondere Herausforderung bieten. Die rund 10 bis 20 Minuten langen Ereignisse konfrontieren Gruppen mit einer Reihe von spielerischen Finessen. Wem das noch nicht genug ist, kann sich auf den bevorstehenden Herausforderungsmodus freuen, welcher noch eine Stufe schwerer ausfallen soll als die Standardereignisse.

Immer öfters in der offenen aber auch in der instanziierten Welt gibt es zahlreiche Komplexitätsstufen unterschiedlicher Spielmechaniken. Damit setzen die Entwickler ganz klar auf eine Stärke, welche Guild Wars 2 auch fast 10 Jahre nach Launch noch zu einem dynamischen und spannenden Spielerlebnis macht.

Die neuen Beherrschungen

Ergänzt werden die Mechaniken auf der einen Seite von den neuen Beherrschungen. Guild Wars 2 setzt auf ein horizontales Progressionssystem. Während das Charakterlevel und die Ausrüstung seit Jahren einen fixen Höchstwert haben, kommen Fortschritte hauptsächlich durch sogenannte Beherrschungen hinzu. Diese stellen besondere Fähigkeiten dar. Kern der ersten Erweiterung Heart of Thorns waren hier der Gleitschirm, in der zweiten Erweiterung, Path of Fire, standen die Reittiere im Fokus. End of Dragons führt namentlich das Fischen, das Skiff, den Jade-Bot und die Belagerungsschildkröte ein.

Neueinsteiger, welche die vorherigen Add-ons nicht besitzen und nur End of Dragons ihr Eigen nennen, erhalten zwar Zugriff auf den Gleitschirm und zwei Reittiere aus den vorherigen Erweiterungen, die notwendigen Beherrschungen zur Verbesserung der Fähigkeiten bleiben allerdings gesperrt.

Während der Jade-Bot sich primär als nützlicher Helfer in den neuen Gebieten zeigt, bringt er sekundär auch Verbesserungen außerhalb von Cantha. Mit Modulen lassen sich beispielsweise die Regenerationszeit der Reittierausdauer verringern oder nahe Truhen auf der Karte aufdecken. Das neue Skiff dient hingegen als Fortbewegungsmittel auf dem Wasser. Es steht zwar dadurch in Konkurrenz zum Schweberochen aus Path of Fire, bietet allerdings die Möglichkeit, andere Spieler mitzunehmen und dient als Plattform für das Angeln. Das ist seit Veröffentlichung in ganz Tyria möglich und stellt einen simplen, wenn auch unterhaltsamen Zeitvertreib dar. Obgleich Angeln prominent von seitens der Entwickler beworben wird und eine solide Umsetzung genießt, haut uns dieses Feature aber im Jahr 2022 nicht vom Hocker. Es ist mehr eine zenmäßige Dreingabe.

Die Belagerungsschildkröte stellt das nun neunte Reittier in der Welt von Guild Wars 2 dar und sticht gleich in mehrfacher Hinsicht hervor. Damit bleiben die Entwickler ihrem Grundsatz treu, dass die Reittiere sich in Einsatzgebiet und Fähigkeiten unterscheiden. Die Belagerungsschildkröte ist das erste Reittier mit zweitem Sitzplatz, wodurch sie primär für Mehrspielerparteien mit Freunden geeignet ist. Der zweite Spieler hat die Freude, die Geschütze des Reittieres zu steuern, während der Hauptnutzer sie lenkt. Damit stellt sie zugleich auch das erste Reittier dar, welches für den Kampf gedacht ist. Die Fähigkeiten und der Schaden schränken die Nutzer zwar ein, stellen aber eine unterhaltsame Alternative zum üblichen Kampfgetümmel dar.

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Die Elite-Spezialisierungen und Balance

Die zweite spielerische Erweiterung von End of Dragons stellen die neuen Spezialisierungen dar. Jede der neun Klassen erhält eine neue Elite-Spezialisierung mit einzigartigen Fähigkeiten. Mit am beliebtesten dürfte die neue Spezialisierung des Ingenieurs ausfallen. Der Mech-Lenker kann einen Jade-Mech beschwören und diesen für sich kämpfen lassen kann. Die Fähigkeiten des Spielers werden dabei durch Fähigkeiten des Mechs ausgetauscht. Der Vorbote, die Spezialisierung des Nekromants, stellt sich hingegen als Giftmischer dar, der einen Teil seiner Lebenspunkte opfert, um zusätzlichen Schaden zu machen. Der Elementarmagier darf zwar im Stile Thors von nun an einen Hammer schwingen, an der Balance hapert es allerdings noch.

Die Spielebalance dürfte Spieler und Entwickler wieder Monate, wenn nicht Jahren beschäftigen. Schließlich stellen die neuen Elite-Spezialisierungen und zahlreiche Fähigkeiten eine deutliche Erweiterung eines ohnehin schon komplexen Systems dar. Nichtsdestotrotz bringen sie mehr Abwechslung in die Spielevariationen des Endgames. Das wurde mit End of Dragons abseits der vier Angriffsmissionen allerdings nur spärlich erweitert. Neben neuen legendären Waffen ist noch das Abschlussevent der letzten Karte nennenswert. Dieses erfordert nicht nur eine gute kartenweite Spielerorganisation, sondern ist auch spieltechnisch und visuell hervorragend umgesetzt.

Gestalterisch bewegen sich die vier Karten auch auf einem neuen Höchstniveau, besonders die Echowald-Wildnis weiß zu gefallen. ArenaNet demonstriert abermals die Talente ihrer Weltendesigner. Die vier Karten sind nicht nur optisch grundsätzlich verschieden, sondern bieten auch in der Komplexität eine gute Balance aus Weite und Tiefe. Eine Ausnahme stellt die Map Neu-Kaineng dar, welche teilweise so wirkt, als hätte man versucht zwei Karten miteinander zu vereinen. Sie schafft auf der anderen Seite aber interessante Kontraste, die aufgrund des Settings wie eine Cyberpunk-Fantasy-Mittelalterwelt anmuten.

Alterschwäche und Quality of life-Probleme

Schade, dass das schöne Weltdesign immer wieder von Texturen getrübt wird, die wie aus dem Jahr 2000 wirken. Technisch bewegt sich End of Dragons auf einer schwierigen Balance, was vor allem Versäumnissen in der technischen Entwicklung des Spiels geschuldet ist. Immerhin wurde kürzlich eine Beta für DirectX 11 begonnen und damit das Ende des veralteten DirectX 9 Renderers in die Wege geleitet. Das lässt zumindest hoffen, dass Guild Wars 2 in Zukunft auch technisch wieder Fortschritte erzielt und damit visuelle und Leistungsdefizite ausgleichen kann.

Die Vernachlässigung trifft dabei nicht nur die technische Seite. Guild Wars 2 hat sich beim Design von Endgamecontent seit Veröffentlichung mehrfach selbst überschlagen. Dungeons wurden schnell auf das Abstellgleis befördert. Die Minidungeons Fraktale verloren zwar nicht so schnell den Fokus, wurden allerdings stiefmütterlich behandelt und kürzlich auch degradiert. Raids gelten als veraltetes Konzept, seitdem es die Angriffsmissionen gibt. ArenaNet hat es sich zur Angewohnheit gemacht, alte Inhalte neuen zu opfern und dabei den Quality of Life Aspekt, den ein MMO per Definition mit sich bringt, durch fragwürdige Designentscheidungen zu torpedieren.

Fazit:

Guild Wars 2 End of Dragons stellt den vorläufigen Höhepunkt der seit über neun Jahren gespannten Drachengeschichte dar. Die Entwickler nutzen die Stärken des Titels und bauen diese weiter aus, stoßen dabei aber wieder auf alte Schwächen, sei es bei der Balance oder der Technik des Spiels. Insgesamt stellt End of Dragons einen neuen Höhepunkt dar. Doch mit Blick auf die vergangene Erweiterung ist die Gesamtentwicklung von Guild Wars 2 überschaubar.

Nach vier Jahren Living Story stellt sich die Frage; wohin geht die Reise? Die Entwickler scheinen sich darüber sicher, denn die nächste Erweiterung befindet sich offiziell in früher Konzeptphase. Damit scheint die Zukunft des Titels vorerst gesichert. Guild Wars 2: End of Dragons kann die Schwächen des Spiels nicht überwinden, nimmt sich dieser aber bewusst an und trifft kluge Designentscheidungen. Zugleich beruft es sich auf seine Stärken und bringt deutlich mehr Spieldynamik in die offene Welt.

Guild Wars 2 befindet auf der Suche nach neuer Balance und ergründet neue Wege. Am deutlichsten zeigt sich dies durch die komplexeren Weltenevents und die tiefgründige Geschichte. Die Erweiterung war notwendig und zugleich überflüssig, vielleicht hat es auch deswegen das Fischen zum Hauptfeature geschafft. Trotz der Schwächen ist End of Dragons eine gelungene Erweiterung und markiert einen vielversprechenden Wendepunkt in der Geschichte von Guild Wars 2.

Wer dem Titel schon vor Längerem den Rücken gekehrt hat, sollte unbedingt einen Blick riskieren. Veteranen werden ohnehin nicht drum herumkommen – und das mit Freude.

Bildquelle: eigene Screenshots aus dem Spiel Guild Wars 2: End of Dragons

Offenlegung: Das Add-on wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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