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Potion Permit Review

Entwickler:         MassHive Media
Publisher:          PQube
Genre:              Simulation
Plattformen:        Nintendo Switch, PC, PS 4, PS5, Xbox 
Preis:              ca. 19,99 Euro 
Sprachen:           Deutsch, Englisch, Französisch und weitere

Lasst mich durch, ich bin Alchemiegenie

Wenn Stardew Valley und die Atelier-Reihe ein Baby hätten, hieße dies wohl Potion Permit. Doch von vorn. Um die erkrankte Tochter des Bürgermeisters zu heilen, verschlägt es euch nach Mondburg. Als Alchemiegenie wurdet ihr vom Alchemistenrat ausgesandt, um dem Hilfegesuch nachzukommen. In Mondburg allerdings zeigt man sich wenig begeistert von den Wundern der modernen Alchemie. Nach einem tragischen Vorfall in der Vergangenheit misstrauen die Menschen dort der Alchemie.

Die Heilung des jungen Mädchens gelingt, eure Arbeit ist getan und der Rückreise in die Hauptstadt steht nichts mehr im Wege. Käme da nicht der Bürgermeister mit seinem Vorschlag, ihr könntet längerfristig in Mondburg bleiben und dem Städtchen helfen. Der Alchemistenrat zeigt sich von diesem Gedanken begeistert, bietet er doch eine Möglichkeit, die angespannte Beziehung zum Besseren zu wenden. In Mondburg hingegen stößt dieser Gedanke auf wenig Gegenliebe.

Letztlich bleibt ihr in Mondburg und übernehmt dort die heruntergekommene Klinik und das nicht minder in Mitleidenschaft gezogene Häuschen eures in Ungnade gefallenen Vorgängers. Fortan werden eure Tage in Potion Permit von der Suche nach Alchemiezutaten, dem Brauen von Tränken und der Verbesserung eurer Beziehung zu den Bewohnern Mondburgs bestimmt. Dabei erkundet ihr die kleine Insel, kämpft gegen Kreaturen und sammelt Ressourcen.

Aus den Zutaten braut ihr Heilmittel in eurem Kessel, die in der Klinik zum Einsatz kommen. Zu den zentralen Elementen in Potion Permit gehören Minispiele. Um Patienten zu behandeln müsst ihr zunächst eine Diagnose stellen. Dabei gilt es entweder sich Reihenfolgen einzuprägen oder angezeigte Tasten im richtigen Augenblick zu drücken. Auch die Tränke braut ihr über ein Minispiel. Jede Art von Zutat hat eine bestimmte Form und eines von vier Elementen. Ihr müsst für einen Trank die Zutaten so puzzeln, dass die zu füllenden Felder ausgefüllt werden. Dabei können nur begrenzt Zutaten verwendet werden. Die Minispiele sind einfach zu lösen und in der Vielfalt sehr begrenzt. Der spielerische Anspruch hält sich daher in Grenzen.

Mit der Zeit habt ihr Gelegenheit, Mondburg und eure Klinik aufhübschen zu lassen. Natürlich lassen sich auch eure Werkzeuge, mit denen ihr Pflanzen, Bäume und Erze abbaut, aufwerten. Dazu kommen Beschäftigungen wie das Kochen und Angeln. Oft spielen dabei eure Beziehungen zu den Dorfbewohnern eine Rolle.

Der soziale Aspekt in Potion Permit erinnert an Spiele wie Harvest Moon und Stardew Valley. Durch regelmäßige Gespräche mit den Bewohnern von Mondburg verbessert ihr die Beziehungen zu ihnen und auch kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Die Komplexität hält sich auch hier in Grenzen – vor allem im Vergleich zu den erwähnten Spielen. In ähnlich aufgebauten Games ist es oft Bestandteil, sich Gedanken über Vorlieben und Abneigungen der Figuren zu machen. Hier gibt es nur ein universelles Item, welches für alle Charaktere als Geschenk dient. Auch Entscheidungen spielen keine Rolle. Die Dinge sind in Potion Permit fix – sieht man von der Auswahl eines Junggesellen oder einer Junggesellin ab.

Dies ist Stärke und Schwäche von Potion Permit zugleich. Die gute Sache daran ist der überschaubare Zeitaufwand, der nötig ist, das Spiel zu beenden. Ein endloses Endgame ist nicht vorhanden. Habt ihr durchgespielt, könnt ihr das Spiel zur Seite legen. Die mäßige Komplexität macht es einsteigerfreundlich und auch für Leute interessant, die noch unerfahren mit Videospielen sind. Das Spiel ist sehr zugänglich und ein angenehmes Feel Good-Spiel für einige schöne Stunden. Durch die quasi nicht vorhandenen Entscheidungen, das nicht vorhandene Endgame und die insgesamt eher einfach gestrickten Mechaniken solltet ihr hier keinen Dauerbrenner wie Stardew Valley erwarten.

Macht Potion Permit deshalb weniger Spaß? Mitnichten. Möchtet ihr einfach ein paar schöne Spielstunden erleben könnt ihr dies. Der Drang mehrfach durchzuspielen und nach dem Ende noch aktiv zu sein dürfte aber eher nicht aufkommen. Ob dies ein Negativpunkt ist, liegt im Auge des Betrachters. Wem andere Spiele dieser Art zu langatmig sind, findet hier eine solide Alternative. Auch die geringere Komplexität muss kein Nachteil sein. Wer es lästig findet Vorlieben von Figuren und dergleichen im Kopf zu behalten, hat hier ein entspannteres Spielerlebnis.

Gelungen finde ich im Spiel die Balance. Ressourcen zu sammeln ist bei derlei Spielen häufig ein elementarer Bestandteil. Ihr müsst auch in Potion Permit ein bisschen Grind in Kauf nehmen, die nötigen Mengen für Verbesserungen und Aufgaben sind aber im Rahmen. Schöpft ihr regelmäßig eure Ausdauer aus, dürftet ihr im Spiel kein großes Problem haben, fehlende Materialien zu erhalten. Ihr werdet zwar nicht immer in der Position sein, schon alles zu haben – müsst aber auch nicht zahllose Ingame-Wochen in Kauf nehmen, bis ihr endlich die nötigen Rohstoffe beisammenhabt.

Hier und dort hat das Spiel trotz einiger inzwischen verfügbaren Updates noch einige Kinderkrankheiten. Zum Teil trüben die auch etwas die Immersion. Eine Figur etwa spricht öfter davon, den Bruder zu suchen, auch wenn der gerade neben euch steht. Solche Szenen wirken merkwürdig. Auch in Sachen Quality of Life ist – trotz guter Ansätze – vereinzelt noch Luft. Erfreulicherweise habt ihr gleich zu Spielbeginn eine Schnellreise und seht auf der Weltkarte anhand von Symbolen, wo welche zuvor entdeckten Ressourcen sind. Praktisch wäre es, wenn die bei Abbau verschwinden würden. Auch die Weltkarte könnte ein Upgrade vertragen. Zu Beginn habe ich teilweise NPCs eine Weile suchen müssen und wurde erst durch Dialoge schlau. Bei Ehepartnern etwa heißt es auf der Karte nur Osman´s Haus. Sollt ihr für einen Auftrag zu dessen Frau, beginnt die Suche. Euer tierischer Begleiter – ein Hund – ist ebenfalls manchmal anstrengend. Ihr müsst ihn rufen um ihn zu streicheln und erneut rufen, um ihn füttern zu können. Bisweilen klappt die Interaktion mit dem Vierbeiner trotzdem nicht auf Anhieb. Dafür kann euer befellter Freund NPCs aufspüren, wenn er satt ist. Eine praktische Sache, wenn euch die Karte im Stich lässt. Es gibt also hier und dort noch kleine Baustellen, aber auch viele Dinge, die das Spiel gut macht.

Vor allem die wöchentlichen Aufträge im Spiel sind eher schwach. Hier gibt es kaum Abwechslung. Zum Glück ist Geld im Spiel eher kein Problem, weshalb man die auch durchaus vernachlässigen kann. Trotz der erwähnten Abstriche hatte ich meine Freude mit dem Spiel und über den fehlenden Widerspielwert kann ich als Mutter gut hinwegsehen. Viele Spiele versuchen inzwischen ewig zu binden. Persönlich empfinde ich es als positiv, wenn ich ein Spiel nach einigen Abenden abgeschlossen wegstellen kann. Ich muss nicht für die nächsten Monate oder gar Jahre bei Laune gehalten werden.

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Mein Fazit:

Potion Permit wirkt wie ein Mix aus Stardew Valley und Atelier. Als Alchemiegenie zieht ihr in die kleine Stadt Mondburg, sammelt Ressourcen, braut Heilmittel und heilt erkrankte Stadtbewohner. Im Gegensatz zum erwähnten Stardew Valley gibt es hier allerdings kein Endgame und auch Entscheidungen trefft ihr während des Spielverlaufs nicht. Potion Permit spielt ihr durch und habt gesehen, was es zu sehen gibt. Damit ist es ein ideales Spiel für jene, die nicht Hunderte Stunden in einem solchen Game versenken möchten. Auch die überschaubare Komplexität muss nicht negativ sein. Dies hängt natürlich von den Erwartungen ab. Das universelle Geschenk für alle Bewohner etwa erspart Grübelei darüber, wer denn nun was mag. Die Tage im Spiel sind nicht zu hektisch und es passt viel rein. Der Tagesablauf kann hier teilweise etwas weniger strikt gestaltet werden, wie in manch anderer Simulation. Ein gelungenes Feel Good-Spiel ohne Open End. Hier und dort noch mit einigen Kinderkrankheiten, aber ich hatte eine schöne Zeit mit Potion Permit.

Offenlegung: Das Spiel wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

Bildquelle: Beitragsbild Artwork PQube, eigene Screenshots aus dem Spiel Potion Permit

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