My Time at Portia Review

My Time at Portia Review

Entwickler:         Pathea Games
Publisher:          Team17
Genre:              Simulation, Aufbau
Plattformen:        PC, Konsolenversion für Frühjahr 2019 geplant
Preis:              ca. 29,99 Euro
Offizielle Website: http://portia.pathea.net/

In Papas Fußstapfen treten

In My Time at Portia tritt der Spieler in die Fußstapfen des Vaters. Dieser ist weg und ihr übernehmt in dem beschaulichen Örtchen Portia seine Werkstatt. Die ist ziemlich heruntergekommen. Durch Löcher im Haus pfeift nachts der Wind und raubt den Schlaf. Das Handbuch, welches euch beim Empfang in die Hand gedrückt wird, ist weitestgehend leer und euer Grundstück überschaubar. Es gibt viel zu tun, wenn ihr beim Ranking der Werkstätten an die Spitze klettern möchtet. Zu Spielbeginn ist euch Konkurrent Higgins weit voraus. Doch die Handelsgilde von Portia greift euch mit einigen lukrativen Aufträgen unter die Arme und hilft dabei, Fuß in Portia zu fassen. Mit ein wenig Fleiß und Organisationstalent werdet ihr schon bald im Ranking nach oben klettern.

My Time at Portia erinnert an das beliebte Harvest Moon Spielprinzip. Seit dem enormen Erfolg von Stardew Valley, versuchen immer mehr Spiele das Konzept aufzugreifen. My Time at Portia stellt allerdings statt der Landwirtschaft eine Werkstatt in den Fokus. Ihr könnt zwar auch Ställe für Tiere bauen und Pflanzkästen für pflanzliche Erzeugnisse setzen, euer virtuelles Leben dreht sich allerdings um die Werkstatt. Ihr erschafft Dinge und sammelt die dafür nötigen Ressourcen.

Von Zeit zu Zeit bittet die Handelsgilde um die Erfüllung besonderer Aufträge. Mit denen wertet ihr das Leben in Portia auf und erschließt neue Gegenden. Zu Spielbeginn geht es noch vergleichsweise einfach los. Ihr sollt Teile einer Brücke bauen, um eine kleine Insel zu erschließen. Später zieht es euch an weitere Orte, wie eine Wüste. Die Spielwelt ist für ein Spiel seiner Art relativ groß, weshalb ihr euch im späteren Spielverlauf gut organisieren müsst.

Zum Glück gibt es diverse Fortbewegungsmittel, wie die Töff-Töff-Transporter. So müsst ihr nicht bis Mittag laufen, um überhaupt an euer Ziel zu gelangen. Vorausgesetzt natürlich, ihr kümmert euch um den Ausbau des Transportersystems. Verglichen mit klassischen Harvest Moon Spielen ist My Time at Portia relativ umfangreich, weshalb eine gute Organisation extrem wichtig ist, um schnell Fortschritt zu erzielen. Ihr könnt das Umland von Portia erkunden, in den Ruinen tauchen, in Dungeons auf Monsterjagd gehen, Pflanzen kultivieren, Beziehungen zu den Bewohnern Portias aufpolieren und Aufträge erfüllen. Da ein Tag nach rund 20 Minuten vorbei ist, könnt ihr euch ohne zumindest grob geplante Abläufe rasch verzetteln.

Der Umfang des Spiels ist eine der größten Stärken. So gern ich Harvest Moon und Co. auch spiele – die Tagesabläufe sind doch in den meisten Ablegern sehr festgefahren und Abwechslung gibt es oft nur durch Feste. In My Time at Portia ist der Spieler zumindest etwas freier. Selbstverständlich folgt ihr auch hier gewissen Abläufen, wenn ihr erfolgreich sein möchtet. Ihr könnt aber zum Beispiel eine Woche den Fokus auf Erkundungsausflüge legen und einen anderen in den Ruinen tauchen, um euch einen Vorrat Rohstoffe zu erledigen. Landwirtschaft und Tiere erledigen sich nebenbei. Darüber hinaus lässt sich das Tempo im Spiel etwas reduzieren, was die Sache ein wenig entschleunigt.

Mir gefällt die Tatsache sehr gut, dass das Spiel für einen Vertreter seiner Art ziemlich komplex und umfangreich ist. Auch die Balance ist weitestgehend gut. Zwischendrin gibt es nur wenige Aufträge, die etwas lästig sind und sich über einige Tage im Spiel ziehen können.

Apropos Vertreter seiner Art – soziale Kontakte spielen auch in Portia eine wichtige Rolle. Ihr könnt die Beziehungen zu anderen Charakteren verbessern und schaltet dadurch Boni wie Rabatte frei. Legt ihr euch besonders ins Zeug, könnt ihr sogar einen NPC heiraten und Kinder haben. Gleichgeschlechtliche Ehen sind ebenfalls möglich und müssten dank der Möglichkeit einer Adoption nicht kinderlos bleiben. Es gibt im Spiel eine große Auswahl an heiratsfähigen NPCs.

Über Gespräche und Geschenke schafft ihr euch einen Weg ins Herz eures virtuellen Schwarms. Hier erinnert das Spiel also wieder stark an Harvest Moon. Die Charaktere im Spiel sind mehr oder weniger tief ausgearbeitet. Einige Figuren haben eine relativ umfangreiche Hintergrundstory. Andere sind da eher mager. Die Entwickler möchten die Hintergrundstorys der Charaktere auch nach Release noch nach und nach ausbauen.

My Time at Portia Screenshot

Kleine Schwächen

Zum aktuellen Zeitpunkt hat das Spiel noch einige kleine Schwächen. Allem voran die lückenhafte Übersetzung, die laut Entwicklern in wenigen Wochen Geschichte sein soll. Für mich ist die kein Problem, da ich gut Englischkenntnisse habe und die Texte relativ simpel gehalten sind. Ein Spiel wie My Time at Portia spricht allerdings auch jüngere Spieler an, bei denen die nicht vollständige Lokalisation zur Hürde werden könnte. Dies gilt natürlich auch für Spieler, die nur mäßige oder keine Englischkenntnisse haben.

Darüber hinaus könnte die Handelsgilde ein wenig komfortabler werden. Mitunter hängen dort Aufträge aus, die ihr überhaupt nicht erfüllen könnt. Nicht etwa, weil euch das Material fehlt, sondern weil ihr erst gar nicht an dieses rankommt. Neue Regionen erschließt ihr über die Story. So kann es euch passieren, dass ein Auftrag Material aus einem Gebiet verlangt, zu dem ihr noch keinen Zugang habt, da die Storyline dafür noch auf sich warten lässt. Läuft ein Auftrag aus, verliert ihr einiges an Rufpunkten und Ansehen beim Auftraggeber, was sehr ärgerlich ist.

Darüber hinaus habe ich wenig am Spiel auszusetzen. Hier und dort sind noch einige kleine Bugs vorhanden. So werden zum Beispiel manchmal die NPC-Standorte falsch auf der Karte dargestellt. Ebenfalls nervig ist es, wenn der Standort zwar stimmt, dieser aber in einem geschlossenen Gebäude ist. Mit der Zeit kennt ihr die Öffnungszeiten zwar, am Anfang nervt es jedoch etwas, wenn ihr umsonst zu einem Ort rennt, weil ihr eine erledigte Aufgabe abschließen möchtet. Diese Kleinigkeiten sind aber nichts, was ein Patch nicht beheben könnte. In Sachen Fixes sind die Entwickler generell sehr fleißig, weshalb ich da zuversichtlich bin.

Der größte Schnitzer ist für mich in der Tat die nicht vollständige Lokalisation. Daher habe ich viel Spaß mit My Time at Portia gehabt. Die meisten Macken sind eher eine Komfortfrage. Als erfahrener Spieler hat man im Hinterkopf, welche Aufträge machbar sind und hat ohnehin eine Routine, in die auch die Abgabe von Quests reinpasst. Ich erledige dies zwischen der Handelsgilde und längeren Ausflügen, da dann fast alle Bewohner von Portia ihren Tagesabläufen nachgehen und sie leicht anzutreffen sind. Zu Spielbeginn wäre mehr Komfort manchmal aber nicht verkehrt.

My Time at Portia Screenshot

Mein Fazit:

Wenn ihr Spiele wie Harvest Moon und Stardew Valley mögt, habt ihr gute Chancen, auch mit My Time at Portia viel Freude zu haben. Für ein Spiel seiner Art bietet es relativ viel Inhalt, eine angenehm große Spielwelt und viel Abwechslung. Seit Stardew Valley habe ich kein Spiel in diese Richtung so sehr genossen. Daran ändern auch die kleinen Schwächen nichts. Zum Beispiel die noch lückenhafte Lokalisation und die teilweise schwachen Hintergrundgeschichten der NPCs. My Time at Portia nimmt das beliebte Harvest Moon-Spielprinzip, fügt ihm ein paar eigene Noten hinzu und verpackt alles in ein Werkstatt-Szenario, mit Fokus auf Crafting. Ein überzeugender Mix.

Die Entwickler haben bereits angekündigt, sich der genanten Probleme und anderer kleiner Macken anzunehmen. Die Lokalisation soll in Kürze vollständig sein und das Spiel wird auch nach Launch noch Content erhalten. Ein kostenpflichtiger DLC ist ebenfalls geplant. Ich freue mich darauf schon jetzt, da mich das Hauptspiel Dutzende Stunden gefesselt hat. My Time at Portia gefällt mir sogar deutlich besser als die letzten Harvest Moon Ableger. Die wirken im Vergleich geradezu blass.

Bildquelle: Eigene Screenshots aus My Time at Portia

Offenlegung: Team17 hat mir das Spiel für dieses Review kostenlos zur Verfügung gestellt.

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